„Es ist mir
eine große Ehre“ – so die Worte des US-Präsidenten Barack Obama bei seinem ersten
Treffen mit Papst Benedikt XVI. an diesem Freitag. In dem etwa 40-minütigen Gespräch
ging es neben den Ergebnissen des soeben zu Ende gegangenen G8-Gipfels auch um ethisch
heikle Themen wie Stammzellforschung und Abtreibung. Präsident Obama versprach dem
Papst, die Zahl der Abtreibungen in den USA so weit wie möglich zu reduzieren. Dieses
Versprechen bedeute aus moralischer Sicht der Kirche zwar „nicht alles“, zeuge aber
ohne Zweifel von „positivem Engagement“ des Präsidenten, kommentierte Vatikan-Sprecher
Federico Lombardi in einer Erklärung.
Die Geschenke des
Papstes an Obama – Benedikts neue Sozialenzyklika und das Vatikan-Dokument „Dignitas
Personae“ zur Bioethik – erinnerten den US-Politiker an seine Verantwortung, einen
nachhaltigen Fortschritt und den Lebensschutz zu fördern. Lombardi: „Sicher
lädt die Enzyklika heute ein, das Konzept des wahren Fortschritts der Menschheit neu
zu überdenken. Der Papst hat mit dem Geschenk seines Lehrschreibens für Obama die
Reflektionen der Kirche an einen großen politischen Verantwortlichen übergeben.“
In
dem ersten gemeinsamen Treffen Obamas und Benedikts ging es auch um ein Thema, das
in den USA in der Abtreibungsdebatte eine große Rolle spielt: Die Möglichkeit zum
Beispiel der Ärzte, ethisch bedenkliche Handlungen aus Gewissensgründen abzulehnen.
Lombardi: „In Amerika findet heute eine große Debatte über den Lebensschutz
statt. In diesem Punkt weisen die Sichtweise der Kirche und die Politik des Präsidenten
Obama ziemlich bedeutende Differenzen auf. Die Tatsache, dass der Papst Obama das
Dokument „Dignitas Personae“ über die Ethik des Lebens überreicht hat, ist vor diesem
Hintergrund sehr bedeutsam. Der Präsident hat dem Papst versichert, dass er versuchen
werde, die Zahl der Abtreibungen so weit wie möglich zu reduzieren.“
US-Präsident
Obama versprach, das Dokument aufmerksam zu lesen und überreichte dem Papst seinerseits
eine Stola vom Grab des heiligen John Neumann, der im 19. Jahrhundert Bischof von
Philadelphia war. Nach Angaben des Vatikans verlief das Treffen insgesamt in „herzlicher“
Atmosphäre. Beide Beteiligten seien froh über diese „Möglichkeit des Dialoges und
gegenseitigen Zuhörens“ gewesen, so Lombardi. Obama ist unterdessen in das afrikanische
Land Ghana weitergereist.