2009-07-11 14:38:50

Nach G8-Gipfel: Reichen 20 Milliarden für Entwicklungshilfe aus?


RealAudioMP3 Kirchenvertreter und Entwicklungsorganisationen haben Nachbesserungen für die Erklärung der G8-Staaten zur Welternährungspolitik gefordert. Doch allgemein herrscht Zufriedenheit über die Resultate des Gipfeltreffens: Verbesserte Klimapolitik und stärkere Entwicklungshilfe – so lauten die beiden wichtigsten Ergebnisse des am Freitag beendeten G8-Gipfels von L´Aquila. Die acht wichtigsten Industrienationen einigten sich mit den Schwellenländern über künftige Klimaziele und entschieden 20 zusätzliche Milliarden Dollar für die afrikanische Landwirtschaft. Bei dieser Summe geht es vor allem um die Verbesserung der Infrastrukturen der afrikanischen Kleinbauern. Damit die geplante „Hilfe zur Selbsthilfe“ anschlägt, müsse die Vergabe der Gelder genau kontrolliert werden. Das meint Volker Greulich, Afrikaexperte bei der Hilfsorganisation des Kolpingwerkes International, das Kleinbauern in Tansania und Kenia unterstützt. Im Interview mit dem Domradio Köln sagte Greulich:

„Wir haben selbst viele Projekte mit Kleinbauern. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass das Geld auch letztlich bei denen ankommt, die produzieren. Gerade die afrikanischen Kleinbauern haben ein enormes Produktionspotential und sind sehr fleißige Leute. Es fehlt ihnen an essentiellen Dingen wie Zugang zu Düngern… Wenn ich all die Milliarden höre, würde ich mir wünschen, dass sie auch dort wirklich bei denen ankommen, die die ganze Arbeit machen.”

Wie auch Papst Benedikt in seiner Enzyklika dargelegt hat, wären in der Entwicklungshilfe angesichts Klimawandel und Wirtschaftskrise noch mehr Investitionen notwendig als ursprünglich geplant. Greulich:

„Wenn man sich vor Augen führt, was für ein massiver Schaden unter Kleinlandwirten durch den Klimawandel entsteht, den nicht sie, sondern wir verschulden; was für ein finanzieller Schaden durch gierige Banker und die Finanzkrise verursacht wurde, so dass afrikanische Rohstoffproduzenten wie Kaffee- und Kaffeebauern keine Preise mehr auf dem Weltmarkt kriegen, weil die Nachfrage eingebrochen ist - dann kommt mir die ganze Diskussion irgendwie etwas schief vor.“

Sind 20 Milliarden also genug, um Armut und Hunger zu mindern? In der Entwicklungshilfe müsse man global und nachhaltig denken. Greulich:

„Es kommt nicht auf die Masse, sondern auf die Klasse an. Wenn man Entwicklungshilfe macht, muss man gucken, dass es auch umgesetzt wird. Man kann nicht auf der einen Seite Geld runterschicken, auf der anderen Seite durch schlechte Umweltpolitik, Handelspolitik und verantwortungsloses Finanzgebaren viel mehr Schaden anrichten, als die Entwicklungshilfe wieder gutmachen kann.”

(domradio/rv 11.07.2009 pr)







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