Die G8-Staats- und
Regierungschefs haben die Themen der Sozialenzyklika Papst Benedikts „mit Sicherheit
studiert“. Das meint der Erzbischof von L´Aquila, Giuseppe Molinari. Sehr viele Themen
würden sich überschneiden, der Papst habe das Schreiben auch eigens kurz vor dem Gipfel
veröffentlicht.
„Unsere Stadt ist in diesen Tagen die Hauptstadt der Welt“,
sagt der Oberhirte der Erdbebenstadt. Tatsächlich sind die Verhandlungsergebnisse,
die bisher durchsickern, von einiger Tragweite. Zum Beispiel beim Thema Umwelt: Die
sieben führenden Industriestaaten plus Russland (G8) haben sich darauf verständigt,
die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Und sie haben auch Schwellenländer
für dieses Modell begeistern können. Das ist ein Schritt hin zu einem neuen Weltklimaabkommen.
Zum Thema Finanz- und Wirtschaftskrise, das im Mittelpunkt des Treffens steht, sind
die Debatten im vollen Gang. Erzbischof Molinari von L´Aquila beobachtet den Gipfel
der Mächtigen von außen – und er wünscht sich, dass sie die Mahnungen des Papstes
beherzigen:
„Die Enzyklika Benedikts ist am Vortag des Gipfels veröffentlicht
worden – ich sehe Vorsehung darin. Notwendigerweise haben sich die G8-Leader über
die Inhalte dieses Dokuments informieren lassen, ehe sie in ihre Sitzungen gingen.
Die Themen sind ja geradezu parallel. Der Papst spricht von ganzheitlicher Entwicklung,
zeigt die Gefahr einer rein profitorientierten Wirtschaft auf. Er verurteilt niemanden,
er dämonisiert niemanden, er sagt, der Markt an sich ist nicht negativ. Aber der Profit
soll nicht zum Götzen werden.“
US-Präsident Obama hat das päpstliche Lehrschreiben
jedenfalls gleich nach seinem Erscheinen gelobt. Der Präsident sei beeindruckt von
dem Text, sagte sein Sicherheitsberater Denis McDonough in L´Aquila vor Journalisten.
Die Enzyklika werde auch zum Gesprächsthema bei der Audienz des Papstes für Obama
sein. Benedikt trifft den US-Regierungschef zum ersten Mal am Freitagnachmittag.