2009-07-09 12:35:52

D/Vatikan: Müller, „im richtigen Fahrwasser“


RealAudioMP3 Die Gespräche zwischen Vatikan und Piusbruderschaft sind nun „im richtigen Fahrwasser“. So kommentiert der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller die „Übersiedlung“ der Kommission „Ecclesia Dei“ an die Glaubenskongregation. Müller gehört als Dogmatiker selbst der Glaubenskongregation an. In seinem Bistum liegt der Sitz des deutschen Distrikts der „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ Diese hat sich bisher noch nicht öffentlich zur Neuordnung der Gespräche durch Papst Benedikt XVI. geäußert.

Müller erwartet, dass die Gespräche des Vatikans mit den traditionalistischen Piusbrüdern rasch abgeschlossen werden. „Die Sachlage ist klar, deshalb sollte das dieses Jahr über die Bühne gehen, damit endlich das Ärgernis der Abspaltung aus der Welt geschafft wird“, sagte Müller der Katholischen Nachrichten-Agentur am Mittwoch in Regensburg.

Keine Bischöfe von vatikanischer Seite
Von vatikanischer Seite aus nähmen an den Gesprächen keine Bischöfe teil. Es müsse der Eindruck vermieden werden, dass die kirchenleitenden Organe beider Seiten zusammenkämen. Schließlich handle es sich nicht um einen ökumenischen Dialog, unterstrich der Ökumene-Verantwortliche der deutschen Bischöfe. Die Piusbruderschaft sei keine Kirche. „Sie muss sich vor dem Lehramt rechtfertigen, nicht umgekehrt.“ Es gehe auch nicht darum, Teile des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückzunehmen oder neu zu interpretieren, um irgendwelche Kompromissformeln zu finden. Es handle sich eher „um theologischen Nachhilfeunterricht“, so Müller wörtlich.

Der Bischof sagte, er habe in den Schriften der Lefebvrianer „nichts gefunden, was die Kirche aus den Angeln heben würde“. Deren Ablehnung des Konzils und seiner zentralen Aussagen zu Ökumene und Religionsfreiheit beruhe auf Verwechslungen, Missverständnissen und Dialogverweigerung. Die Traditionalisten hätten sich „im neuscholastischen Denken der 1950er Jahre eingebunkert“. Sie müssten nun Anschluss an die aktuelle Theologie finden. Hielten sie an ihren irrigen Auffassungen fest, gäbe es keinen Platz für sie in der katholischen Kirche, so Müller.

Neuer Rahmen
Benedikt XVI. hat am Mittwoch den Verhandlungen zwischen Heiligem Stuhl und Piusbruderschaft einen neuen Rahmen gegeben. In einem persönlichen Erlass („Motu proprio“) ernannte er Kardinal William Levada zum neuen Leiter der Dialog-Kommission „Ecclesia Dei“; gleichzeitig band er diese Kommission an die Glaubenskongregation, die Levada leitet. „Ecclesia Dei“ ist am Vatikan für die Aussöhnung mit traditionalistischen Gruppen zuständig. Bisher war die Kommission direkt dem Papst unterstellt. Der bisherige Präsident von „Ecclesia Dei“, Kardinal Dario Castrillon Hoyos (80), scheidet aus dem Amt, ebenso wie sein Vize Camille Perl (70). Der luxemburgische Geistliche hatte der Kommission seit ihrer Gründung 1988 angehört. Neuer Sekretär von „Ecclesia Dei“ ist Guido Pozzo. Der aus Triest stammende Priester, der von der Internationalen Theologischen Kommission des Heiligen Stuhles kommt, gilt als prononcierter Verteidiger und Interpret des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Die neue Struktur soll nicht nur personell einen Neuanfang signalisieren, sondern auch die Aufgabenstellung klären. Denn in erster Linie geht es im Kontakt mit der „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ um Glaubensfragen: Um das Lehramt der Kirche, um die Lehre des Konzils und der Päpste, insbesondere um die strittigen Fragen von Ökumene, Religionsfreiheit und interreligiösem Dialog. Diese Themen will der Papst künftig dort behandelt wissen, wo seine zuständigen Experten sitzen: in der Glaubenskongregation.

Alle Fragen, die sich in den jetzt aufzunehmenden Gesprächen mit dem Chef der Piusbrüder, Bernard Fellay, ergeben, können Levada und Pozzo unmittelbar in die Mittwochssitzung der Glaubenskongregation hineingeben. Levada, der als einer der wenigen Vatikanminister jede Woche einen fixen Termin beim Papst hat, kann mit diesem auf kurzem Weg das Thema weiter behandeln. Immerhin hatte Kurienkardinal Joseph Ratzinger 1988 im direkten Gespräch mit dem Gründer der Piusbruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-91), den Bruch zu vermeiden versucht - vergeblich. Wie sehr er als Papst diese Wunde heilen möchte, hat er mehrfach durch Gesten und Entgegenkommen gezeigt, etwa durch die breitere Wiederzulassung des alten Tridentinischen Messritus.

(kna/rv 09.07.09 gs)


(kna/rv 09.07.09 gs)








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