Papst fordert „Nachdenken über Sinn von Wirtschaft“
Einen Tag nach der
Veröffentlichung seiner großen Sozialenzyklika hat Papst Benedikt noch einmal das
Grundanliegen des Textes betont. Bei seiner Mittwochsaudienz in der Vatikanischen
Audienzhalle sagte der Papst:
„Gestern wurde meine neue Enzyklika Caritas
in veritate – die Liebe in der Wahrheit – veröffentlicht. In dieser Enzyklika über
die ganzheitliche Entwicklung des Menschen geht es nicht darum, technisch-praktische
Lösungen für die großen wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit anzubieten. Die wichtigen
Fragen unserer Gesellschaft reichen weit über die rein operative Ebene hinaus und
müssen im größeren Gesamtzusammenhang gesehen werden. Daher wollte ich in Erinnerung
rufen, dass die umfassende Entwicklung eines jeden Menschen und der ganzen Menschheit
nur in Christus und auf Christus hin erfolgen kann. Der hauptsächliche Antrieb dazu
ist die Liebe in der Wahrheit, nämlich die Bereitschaft, sich auf die Logik des unentgeltlichen
Schenkens einzulassen und das wirtschaftliche und soziale Leben nach den bleibenden
großen Prinzipien auszurichten...“
Der Papst nannte
diese Prinzipien auch deutlich beim Namen:
„Die Achtung vor dem menschlichen
Leben, die wahren Menschenrechte und -pflichten, die notwendige Tugendhaftigkeit der
Wirtschaftstreibenden und der Verantwortlichen in der Politik, das Streben nach dem
Gemeinwohl auch auf weltweiter Ebene, der ethische Umgang mit der Technologie und
den Medien. Die Erneuerung unserer Gesellschaft, die vielerorts krankt, bedarf eines
ernsthaften Nachdenkens über den tiefen Sinn der Wirtschaft, der Finanzen und der
Politik. Dieses Nachdenken muss auf der Wahrheit über den Menschen als solchen und
seiner Beziehung zu den Mitmenschen beruhen. Dazu gehört, dass der Mensch nicht nur
Leib, sondern auch Seele ist und seine ganzheitliche Entwicklung daher das geistige
Wachstum einschließt.“
Das „Nachdenken über den tiefen Sinn der Wirtschaft,
der Finanzen und der Politik“ ist nicht nur eine Sache der Experten, ließ Papst Benedikt
erkennen.
„Die sozialen Probleme unserer Zeit erfordern, dass wir alle in
der Liebe wachsen und uns aus dem Glauben heraus für unsere Mitmenschen einsetzen.
Beten wir besonders auch für die Hauptverantwortlichen in der Wirtschaft und in der
Politik, damit ihr Wirken der wahren Entwicklung der Völker dient.“