Angesichts der globalen Wirtschaftskrise schlägt Papst Benedikt XVI. die Gründung
einer weltweiten Steuerungsinstanz vor. So fasst die Katholische Nachrichtenagentur
eine der Kernthesen der Enzyklika zusammen. Eine solche politische Weltautorität sei
notwendig, um die Weltwirtschaft zu lenken, die von der Krise betroffenen Volkswirtschaften
zu sanieren und einer Verschlimmerung der Krise vorzubeugen. Darüber hinaus gibt es
weitere Punkte, die die Sozialenzyklika anspricht.
Hier für Sie die Kernsätze
aus „Caritas in veritate“ auf einen Blick:
Der Kern der globalen Krise Die
auf dem Plan befindlichen technischen Kräfte, die weltweiten Wechselbeziehungen, die
schädlichen Auswirkungen einer schlecht eingesetzten und darüber hinaus spekulativen
Finanzaktivität auf die Realwirtschaft, die stattlichen, oft nur ausgelösten und dann
nicht angemessen geleiteten Migrationsströme, die unkontrollierte Ausbeutung der Erdressourcen
– all das veranlasst uns heute, über die notwendigen Maßnahmen zur Lösung von Problemen
nachzudenken, die im Vergleich zu den von Papst Paul VI. unternommenen nicht nur neu
sind, sondern auch und vor allem einen entscheidenden Einfluss auf das gegenwärtige
und zukünftige Wohl der Menschheit haben. Die Aspekte der Krise und ihrer Lösungen
wie auch die einer zukünftigen neuen möglichen Entwicklung sind immer mehr miteinander
verbunden, sie bedingen sich gegenseitig, erfordern neue Bemühungen um ein Gesamtverständnis
und eine neue humanistische Synthese. Die Liebe und die Wahrheit Die
Wahrheit muß in der „Ökonomie“ der Liebe gesucht, gefunden und ausgedrückt werden,
aber die Liebe muß ihrerseits im Licht der Wahrheit verstanden, bestätigt und praktiziert
werden. Auf diese Weise werden wir nicht nur der von der Wahrheit erleuchteten Liebe
einen Dienst erweisen, sondern wir werden auch dazu beitragen, dass sich die Wahrheit
glaubwürdig erweist, indem wir ihre Authentizität und ihre Überzeugungskraft im konkreten
gesellschaftlichen Leben deutlich machen. … Ohne Wahrheit, ohne Vertrauen und Liebe
gegenüber dem Wahren gibt es kein Gewissen und keine soziale Verantwortung.
Welt
braucht Entwicklung Die Vorstellung von einer Welt ohne Entwicklung drückt
Misstrauen gegenüber dem Menschen und gegenüber Gott aus. Es ist also ein schwerer
Irrtum, die menschlichen Fähigkeiten zur Kontrolle von Auswüchsen in der Entwicklung
geringzuschätzen, oder sogar zu ignorieren, dass der Mensch konstitutiv dem „Mehr-Sein“
entgegenstrebt. Den technischen Fortschritt ideologisch zu verabsolutieren oder die
Utopie einer zum ursprünglichen Naturzustand zurückgekehrten Menschheit zu erträumen,
sind zwei gegensätzliche Weisen, den Fortschritt von der moralischen Bewertung und
somit von unserer Verantwortung zu trennen. … Die christliche Berufung zur Entwicklung
hilft, die Förderung aller Menschen und des ganzen Menschen zu verfolgen.
Gewalt
bremst Entwicklung Gewalt aller Art bremst die authentische Entwicklung und
behindert den Übergang der Völker zu größerem sozioökonomischen und geistigen Wohlbefinden.
Solidarisches
und gegenseitiges Vertrauen Ohne solidarische und von gegenseitigem Vertrauen
geprägte Handlungsweisen in seinem Inneren kann der Markt die ihm eigene wirtschaftliche
Funktion nicht vollkommen erfüllen. Heute ist dieses Vertrauen verlorengegangen, und
der Vertrauensverlust ist ein schwerer Verlust. Kirche und Markt Das
Wirtschaftsleben kann nicht alle gesellschaftlichen Probleme durch die schlichte Ausbreitung
des Geschäftsdenkens überwinden. Es soll auf das Erlangen des Gemeinwohls
ausgerichtet werden, für das auch und vor allem die politische Gemeinschaft sorgen
muß. … Die Kirche vertritt seit jeher, dass die Wirtschaftstätigkeit nicht als antisozial
angesehen werden darf. Der Markt ist an sich nicht ein Ort der Unterdrückung des Armen
durch den Reichen und darf daher auch nicht dazu werden.
Wirtschaft braucht
Ethik Die Wirtschaft braucht nämlich für ihr korrektes Funktionieren die
Ethik; nicht irgendeine Ethik, sondern eine menschenfreundliche Ethik. … Die internationale
Zusammenarbeit benötigt Personen, die den wirtschaftlichen und menschlichen Entwicklungsprozess
durch die Solidarität ihrer Präsenz, der Begleitung, der Ausbildung und des Respekts
teilen.
Gewinn kann nützlich sein, aber… Der Gewinn ist nützlich,
wenn er in seiner Eigenschaft als Mittel einem Zweck zugeordnet ist, welcher der Art
und Weise seiner Erlangung ebenso wie der seiner Verwendung einen Sinn verleiht.
Die
Rolle des Kapitalismus Es gibt keinen Grund zu leugnen, dass ein gewisses Kapital
Gutes bewirken kann, wenn es im Ausland und nicht in der Heimat investiert wird. Es
müssen aber die aus Gerechtigkeit bestehenden Ansprüche gewährt sein, wobei auch zu
beachten ist, wie dieses Kapital entstanden ist und welchen Schaden die Menschen davontragen,
wenn es nicht an den Orten eingesetzt wird, wo es geschaffen wurde. Man muß vermeiden,
dass die finanziellen Ressourcen zur Spekulation verwendet werden und man der Versuchung
nachgibt, nur einen kurzfristigen Gewinn zu suchen und nicht auch den langfristigen
Bestand des Unternehmens, den Nutzen der Investition für die Realwirtschaft und die
Sorge für die angemessene und gelegene Förderung von wirtschaftlichen Initiativen
in Entwicklungsländern.
Arbeitslosigkeit ist ein Problem Der langzeitige
Ausschluss von der Arbeit oder die längere Abhängigkeit von öffentlicher oder privater
Hilfe untergraben die Freiheit und die Kreativität der Person sowie ihre familiären
und gesellschaftlichen Beziehungen, was schwere Leiden auf psychologischer und spiritueller
Ebene mit sich bringt.
Mensch und Umwelt Die Verhaltensmuster,
nach denen der Mensch die Umwelt behandelt, beeinflussen die Verhaltensmuster, nach
denen er sich selbst behandelt, und umgekehrt. Das fordert die heutige Gesellschaft
dazu heraus, ernsthaft ihren Lebensstil zu überprüfen, der in vielen Teilen der Welt
zum Hedonismus und Konsumismus neigt und gegenüber den daraus entstehenden Schäden
gleichgültig bleibt.
(zusammengestellt von Mario Galgano, Radio Vatikan)