2009-07-03 17:13:43

D: Evangelische Kirche veröffentlicht Wort zur Wirtschaftskrise


RealAudioMP3 Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mahnt angesichts der Finanzkrise zu einem Umdenken. Wenige Tage vor dem Erscheinen der Sozialenzyklika, dem lange erwarteten päpstlichen Lehrschreiben zu diesem Thema also, hat der Rat der EKD sein Kirchenwort veröffentlicht. Die Botschaft: Kurzfristige Maßnahmen – wenngleich sicherlich notwendig – brächten keine Lösung, ein „Weiter so!“ wäre fatal.

Der Titel der 24 Seiten langen Botschaft: „Wie ein Riss in einer hohen Mauer“. Damit greift die EKD zurück auf eine Mahnung des Propheten Jesaja. Vor mehr als 2.500 Jahren kleidete der das Verhängnis seines Volkes in das Bild vom Riss in der Mauer - zunächst kaum sichtbar, dann rieselt der Mörtel, bis die Mauer stürzt.

Neue Baupläne beziehungsweise ein Umsteuern in der internationalen Wirtschafts- und Finanzpolitik seien jetzt nötig. Beispiele nannte Marlehn Thieme, Mitglied im Rat der EKD, im Interview mit dem Kölner Domradio:

„Wir haben insbesondere auf die internationale Abstimmung von Regulierung und Aufsicht hingewiesen. Wir haben aber auch die Bundesregierung ermahnt, in supranationalen Organisationen die Grundsätze unserer sozialen Marktwirtschaft stärker als bisher anzumahnen und zu verankern. Denn die Aufsichtsmechanismen über die Finanzmarktunternehmen, wie sie auf staatlicher Ebene vorgenommen wurden, sind in der Globalisierung der letzten Jahre nicht weiterentwickelt worden. Das hat jetzt auch dazu geführt, dass wir eine Finanzmarktkrise diesen Ausmaßes haben.“

Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber zieht einen Vergleich zur Klimakrise und holt damit scheinbar abstrakte Wirtschaftsfragen in die Ängste des Alltags. „Ich warne vor wirtschaftspolitischen Hurrikans in dichter Folge – falls nichts passiert“, sagte Huber bei der Präsentation des Wirtschaftswortes. Doch der Ausblick der Evangelischen Kirche ist im Grunde positiv. Auch Marlehn Thieme bemüht das Wort von der Krise als Chance:

„Die Menschen fragen nach dem Sinn dieser Krise und nach den Lehren daraus. Sie suchen Vertrauen in Organisationen, Institutionen und bei Menschen, die jetzt solche Analysen vorlegen, und diese werden nicht ohne Wirkung bleiben, wenn sie denn auch glaubwürdig mit denen umgehen, die versuchen in der weiteren Entwicklung das Schlimmste zu verhindern. Diese Verantwortung stellen wir in den Vordergrund, wenn wir weiter frei sein wollen. Und wir bekennen uns eindeutig dazu, dass Verantwortung das Gegengewicht zur Freiheit ist.“

Die Enzyklika Benedikts XVI., die sich auch mit der Wirtschafts- und Finanzkrise befassen wird, erscheint am Dienstag, 7. Juli. Vorstellen werden sie unter anderem der Präsident des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Raffaele Martino, und der deutsche Kurienkardinal Paul Josef Cordes, Leiter des päpstlichen Hilfswerks Cor Unum.

(domradio/pm/rv 03.07.2009 bp)








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