D: Evangelische Kirche veröffentlicht Wort zur Wirtschaftskrise
Die Evangelische Kirche
in Deutschland (EKD) mahnt angesichts der Finanzkrise zu einem Umdenken. Wenige Tage
vor dem Erscheinen der Sozialenzyklika, dem lange erwarteten päpstlichen Lehrschreiben
zu diesem Thema also, hat der Rat der EKD sein Kirchenwort veröffentlicht. Die Botschaft:
Kurzfristige Maßnahmen – wenngleich sicherlich notwendig – brächten keine Lösung,
ein „Weiter so!“ wäre fatal.
Der Titel der 24 Seiten langen Botschaft: „Wie
ein Riss in einer hohen Mauer“. Damit greift die EKD zurück auf eine Mahnung des Propheten
Jesaja. Vor mehr als 2.500 Jahren kleidete der das Verhängnis seines Volkes in das
Bild vom Riss in der Mauer - zunächst kaum sichtbar, dann rieselt der Mörtel, bis
die Mauer stürzt.
Neue Baupläne beziehungsweise ein Umsteuern in der internationalen
Wirtschafts- und Finanzpolitik seien jetzt nötig. Beispiele nannte Marlehn Thieme,
Mitglied im Rat der EKD, im Interview mit dem Kölner Domradio:
„Wir haben
insbesondere auf die internationale Abstimmung von Regulierung und Aufsicht hingewiesen.
Wir haben aber auch die Bundesregierung ermahnt, in supranationalen Organisationen
die Grundsätze unserer sozialen Marktwirtschaft stärker als bisher anzumahnen und
zu verankern. Denn die Aufsichtsmechanismen über die Finanzmarktunternehmen, wie sie
auf staatlicher Ebene vorgenommen wurden, sind in der Globalisierung der letzten Jahre
nicht weiterentwickelt worden. Das hat jetzt auch dazu geführt, dass wir eine Finanzmarktkrise
diesen Ausmaßes haben.“
Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber
zieht einen Vergleich zur Klimakrise und holt damit scheinbar abstrakte Wirtschaftsfragen
in die Ängste des Alltags. „Ich warne vor wirtschaftspolitischen Hurrikans in dichter
Folge – falls nichts passiert“, sagte Huber bei der Präsentation des Wirtschaftswortes.
Doch der Ausblick der Evangelischen Kirche ist im Grunde positiv. Auch Marlehn Thieme
bemüht das Wort von der Krise als Chance:
„Die Menschen fragen nach dem
Sinn dieser Krise und nach den Lehren daraus. Sie suchen Vertrauen in Organisationen,
Institutionen und bei Menschen, die jetzt solche Analysen vorlegen, und diese werden
nicht ohne Wirkung bleiben, wenn sie denn auch glaubwürdig mit denen umgehen, die
versuchen in der weiteren Entwicklung das Schlimmste zu verhindern. Diese Verantwortung
stellen wir in den Vordergrund, wenn wir weiter frei sein wollen. Und wir bekennen
uns eindeutig dazu, dass Verantwortung das Gegengewicht zur Freiheit ist.“
Die
Enzyklika Benedikts XVI., die sich auch mit der Wirtschafts- und Finanzkrise befassen
wird, erscheint am Dienstag, 7. Juli. Vorstellen werden sie unter anderem der Präsident
des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Raffaele Martino,
und der deutsche Kurienkardinal Paul Josef Cordes, Leiter des päpstlichen Hilfswerks
Cor Unum.