„Einheit und Frieden
für den Nahen Osten“ – diesen sehnlichen Wunsch hatte Papst Benedikt XVI. bei seiner
Reise ins Heilige Land unzählige Male formuliert. Er mag dabei den jüngsten Gazakrieg
zu Beginn des Jahres noch vor Augen gehabt haben. Diesen Angriff Israels gegen eines
der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt hat nun amnesty international unter
die Lupe genommen. Die Menschenrechtsorganisation kommt zu dem Schluss: Israel hat
hier Kriegsverbrechen begangen. Derselbe Vorwurf geht allerdings auch an die Gegenseite,
an die radikalislamische Hamas. Die ai-Nahost-Expertin Ruth Jüttner im Gespräch mit
dem Kölner Domradio:
„Das eine ist die Notwendigkeit, zwischen militärischen
und zivilen Zielen bei einem Krieg zu unterscheiden. Israel hat hochkomplizierte Präzisionswaffen
in diesem Krieg eingesetzt, trotzdem sind viele Zivilisten, spielende Kinder, Opfer
von solchen präzisen Angriffen geworden. Ein weiterer Punkt ist, dass das Völkerrecht
verlangt, dass keine Waffen eingesetzt werden, die wahllos töten. Der Einsatz von
weißen Phosphorbomben durch die israelische Armee im Gazastreifen ist nach unserer
Einschätzung eine solche Verletzung des Kriegsvölkerrechts. Das ist eine Waffe, die
hochbrennbar ist, diese Bomben sind in der Luft explodiert, haben sich verbreitet
und auf der Erde schwere Brände ausgelöst. Israel hat Waffen eingesetzt, die die Zivilbevölkerung
auf unverhältnismäßige Weise getroffen haben.“
Israel hatte seine Militäraktion
als Gegenschlag gegen die andauernden Raketenangriffe der Hamas begründet. Auch diese
Raketenangriffe der Palästinenser sind eindeutig Kriegsverbrechen, so Amnesty International.
„Weil diese Waffen eben auch wahllos töten. Die Hamas und andere bewaffnete
palästinensische Gruppen haben gezielt die Zivilbevölkerung angegriffen, etwa in den
Städten in Südisrael Ashkelon und Sderot, dabei sind drei israelische Zivilisten ums
Leben gekommen und dutzende verletzt worden, und Tausende Familien sind aus Angst
vor diesen Angriffen aus dem Gebiet geflohen. Solche gezielten Angriffe auf die Zivilisten
sind eindeutig Verletzungen des Völkerrechts.“
Die Menschenrechtsorganisation
fordert beide Seiten dazu auf, mit einer unabhängigen internationalen Untersuchungskommission
zur Kriegsführung in Gaza zusammenzuarbeiten.