Christen im pakistanischen
Swat-Tal sind vermehrt Zielscheibe islamischer Fundamentalisten. Das berichtet das
evangelische Hilfswerk Open Doors. Nach den schweren Kämpfen der Armee gegen die Taliban
in der nordpakistanischen Region seien von dort in den vergangenen Wochen tausende
Flüchtlinge in den Süden Pakistan geströmt. Unter ihnen sind viele Christen. Die katholische
und evangelische Kirche haben gemeinsam ihre Solidarität mit den Vertriebenen bekundet.
Das sagt uns Claire Lacroix. Sie ist Sprecherin des evangelischen Hilfswerkes Open
Doors.
„Die Gewalt gegen die Christen nimmt in letzter Zeit in der Tat ständig
zu. Die Taliban greifen im Swat-Tal bewusst Christen an. Anfang dieses Jahres gab
es noch 70 christliche Familien in diesem Tal im Nordwesten des Landes. Heute leben
nur noch eine handvoll Familien dort. Seit Februar kämpfen die Taliban um diese Region.
Auch wenn jetzt die Regierung bekannt gegeben hat, dass sie das Tal zurück erobert
hat, so gilt dort immer noch die Scharia. Darunter leiden vor allem die Christen.
Die meisten von ihnen sind deshalb geflüchtet. Nur die Kirchen und christliche Hilfswerke
unterstützen die Zurückgeblieben.“
In Pakistan werden Christen wegen ihres
Glaubens diskriminiert und sind Opfer von Übergriffen. Claire Lacroix:
„Nicht
nur die Taliban sondern auch so genannte „gemäßigte“ Muslime fordern von der Zentralregierung,
dass einzig die Scharia als Gesetzestext gelten solle. Es gibt ja bereits ein Blasphemiegesetz.
Dieses sieht sogar die Todesstrafe vor. Zwar wurde bisher noch niemand in Pakistan
wegen diesem Gesetz zum Tode verurteilt, aber ein christliches Ehepaar riskiert nun
die Höchststrafe. Sie werden beschuldigt, den Koran zu besitzen. Nun ist es so, dass
Ungläubige – also Nicht-Muslime – den Koran nicht berühren dürfen. Das gilt ebenfalls
als Blasphemie.“
Da die Christen in Pakistan als wohlhabende Mitbürger
gelten, verlangen die islamischen Fundamentalisten von ihnen eine Art „Ungläubigen-Steuer“.
Damit verfolgen die Taliban zwei Ziele: Einerseits können sie mit diesem Geld neue
Waffen kaufen und andererseits setzen sie die Christen im Land unter Druck.
„In
der Tat fragen sich viele Christen, weshalb sie in dieser Region noch weiter wohnen
sollen. Einige konvertieren zum Islam. Es muss auch gesagt werden, dass die meisten
Christen in Pakistan arm sind. Die kirchlichen Institutionen unterstützten vor allem
die ärmeren Gläubigen. Dazu finden Weiterbildungskurse für sie statt. Damit haben
sie bessere Möglichkeiten, eine Arbeit zu finden.“
Wer die Taliban-Taxe
nicht bezahlt, wird entweder umgebracht oder die Fundamentalisten entführen die Kinder
der Christen. Dagegen unternehmen die Kirchen in Pakistan ebenfalls viel, sagt die
Sprecherin von Open Doors, Claire Lacroix.
„Es vergeht nicht eine Woche,
ohne dass man nicht von entführten Kindern hört. Junge Christinnen werden oft entführt
und zwangsverheiratet. Die Kirchen versuchen diese Mädchen zu befreien. Auch bieten
sie einen Zufluchtsort für die befreiten Mädchen an. Oft stellen die Kirchen auch
Anwälte zur Verfügung, wenn es darum geht, die Rückführung der entführten Kinder juristisch
zu fordern. Die Christen im Pakistan wünschen von uns Christen im Westen besonders
eine Sache: unser Gebet.“