Am Sonntagabend geht
das Paulusjahr mit einer Vesper in der Basilika Sankt Paul vor der Mauern zu Ende.
Benedikt XVI. leitet die Feier in der Papstbasilika, an der auch hochrangige ökumenische
Delegationen teilnehmen. Ähnlich Feiern finden – jeweils unter der Leitung eines Päpstlichen
Legaten – an den Orten statt, an denen der Heilige Paulus gewirkt hat, so auch in
der Türkei, dem Land, in dem Paulus von Tarsus geboren wurde. Wir haben mit dem zuständigen
Bischof von Anatolien und Vorsitzenden der türkischen Bischofskonferenz, Luigi Padovese,
gesprochen. Dieser zieht ein positives Resümee des Paulusjahres:
„Die Bilanz
ist wirklich erfreulich, wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit 416 christliche Gruppen
aus 30 Ländern gekommen sind. Schon dieser große Pilgerstrom zeigt die Bedeutung,
die das Paulusjahr für uns hatte. Abgesehen von den Katholiken gab es aber auch von
Nichtkatholiken ein großes Interesse, so wurden Symposien organisiert und lokale Wallfahrten.
Wir können dem Heiligen Vater dankbar sein für diesen Impuls, die Erinnerung an den
Heiligen Paulus neu zu wecken.“
In einem Hirtenbrief zum Paulsjahr hatten
die türkischen Bischöfe vor einem Jahr auch zu einer Intensivierung der Ökumene wie
des christlich-islamischen Dialogs aufgerufen.
„Was den Dialog mit den getrennten
Christen angeht, zeigt die gemeinsame Teilnahme an den Feierlichkeiten eine neue Nähe
und einen lebendigen Dialog. Was die Muslime angeht, war die große Anzahl von Pilgern,
die zum Beten in das Land gekommen sind, nicht nur zum Urlaub machen, ein wichtiges
Zeugnis! Das hat das Bild der Christen verändert, was wichtig ist in einem Land mit
islamischer Mehrheit, in der ein negatives Bild der Christen aus dem Westen vorherrscht,
wegen der konsumistischen und hedonistischen Grundhaltung, die oft sichtbar wird.“
Immer
noch nicht in trockenen Tüchern ist die Rückgabe einer Kirche in Tarsus, dem Geburtstort
des Heiligen. Besonders der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte sich für die Rückgabe
des mittlerweile als Museum genutzten Gebäudes eingesetzt.
„Ich hoffe,
dass es bis zum Ende diesen Monats zu einer definitiven Lösung kommt, denn es gibt
eine eindeutige Zusage des Premierministers, die er vor eineinhalb Jahren bei einem
Besuch in Köln gemacht hat. Es hat Verhandlungen mit verschiedenen politischen Verantwortlichen
gegeben – sowohl auf lokaler als auch Regierungsebene. Ich hoffe angesichts der Tatsache,
dass alle der Rückgabe der Kirche zugestimmt haben, wir bald – und ich spreche da
nicht nur von den Katholiken – die Möglichkeit haben, Paulus an einer Gedenkstätte
in seiner Heimat zu verehren.“
Besorgt äusserte sich
Bischof Padovese über die Zukunft der einheimischen Christen. Nach wie vor gebe es
keine Erlaubnis zur Priesterausbildung, was mittlerweile in allen Kirchen des Landes
existenzgefährdende Folgen habe. Auch bei der Visa-Erteilung für ausländische Kleriker
gebe es kein Entgegenkommen der Behörden.
So werde der syrisch-katholische
Patriarchalvikar (und Chorbischof) Yusuf Sag demnächst 75; er solle einen Nachfolger
mit libanesischer Staatsbürgerschaft bekommen. "Die Behörden haben prinzipiell zugesagt.
Aber das Visum ist immer noch nicht erteilt worden", klagte Padovese.
Für
den Bischof selbst (einen italienischen Staatsbürger) steht die Visaverlängerung erst
in einiger Zeit an: "Man bekommt das Visum einmal für ein Jahr, dann für drei Jahre.
Es ist willkürlich, es gibt keine gesetzliche Regelung dafür", so der Apostolische
Vikar.