Die Piusbruderschaft
bedauert die „Emotionalisierung der öffentlichen Diskussion“ über ihre illegitimen
Priesterweihen, die am morgigen Samstag im bayerischen Zaitzkofen stattfinden werden.
In einer Erklärung, die der Regens des dortigen Priesterseminars unmittelbar vor den
Weihen verlesen wird, heißt es wörtlich: „Wir bedauern die verbale Ausgrenzung, die
wir in diesen Tagen massiv von seiten mehrerer deutscher Bischöfe erfahren.“ Nochmals
erklärte die traditionalistische Gruppe in ihrer Aussendung, dass sie in einer Art
Notsituation handle. „Würde unsere Gemeinschaft der Forderung mehrerer deutscher Bischöfe
nachkommen und aufhören, Priester zu weihen, die Messe zu feiern und Sakramente zu
spenden, weil wir uns momentan kirchenrechtlich nur in einer Grauzone befinden, dann
würde das faktisch unsere Auflösung bedeuten. Indem diese Forderung erhoben wird,
verkehrt man die Absicht des Papstes, die er mit der Rücknahme des Exkommunikationsdekretes
verfolgt, ins Gegenteil.“
Für ihre Priesterweihen rechnet die Piusbruderschaft
mit einem großen Medienaufgebot. Bis zu 40 Journalisten wollten der dreistündigen
Zeremonie beiwohnen, erklärte ein Sprecher der Bruderschaft an diesem Freitag auf
Anfrage der Katholischen Nachrichtenagentur. Der nach wie vor vom Dienst als Priester
suspendierte Traditionalistenbischof Alfonso de Galarreta aus Spanien wird je drei
Männer zu Diakonen und zu Priestern weihen. Keiner von ihnen ist Deutscher. Der Vatikan
hatte die Weihen am 17. Juni für unerlaubt erklärt, ohne sie jedoch ausdrücklich zu
verbieten oder Sanktionen anzukündigen. Bereits am 3. Mai waren in Frankreich und
am 19. Juni in den USA weitere Piusbrüder zu Priestern geweiht worden, ohne dass eine
Reaktion des Heiligen Stuhles darauf bekannt geworden wäre. Unterdessen erwarten
Beobachter ein päpstliches Dokument, in dem Benedikt XVI. die Kontakte zu den Traditionalisten
neu ordnet. Das neue „Motu Proprio“ soll die Modalitäten der Gespräche zwischen den
Theologen des Heiligen Stuhles und der Piusbruderschaft bzw. ähnlichen Gruppen regeln;
so soll die Kommission „Ecclesia Dei“, die für Kontakte zu den Traditionalisten zuständig
ist, in Zukunft der Glaubenskongregation unterstehen, heißt es in ersten Vorwegnahmen
in der Presse. Papst Benedikt XVI. hatte die Veränderung bereits in seinem Brief vom
10. März 2009 an die Bischöfe der katholischen Kirche in Aussicht gestellt, in dem
er die Aufhebung der Exkommunikation der vier von Erzbischof Marcel Lefebvre im Jahr
1988 geweihten Bischöfe erläuterte. Darin hatte er Kommunikations-Pannen bei der Umsetzung
seines Gnadenakts eingeräumt. Auch die Gründung der Kommission „Ecclesia Dei“ war
am 2. Juli 1988 im Rahmen eines „Motu proprio“ verfügt worden. Nach den gescheiterten
Verhandlungen des damaligen Kurienkardinals Joseph Ratzinger mit Lefebvre und dessen
vier unerlaubten Bischofsweihen hatte Papst Johannes Paul II. die Kommission für die
Personen und Gruppen verfügt, die zwar die alte Liturgie beibehalten, aber in Gemeinschaft
mit Rom bleiben wollten. (pm/kna/kipa 26.06.2009 gs)