Vatikan/Nahost: „Israelis und Palästinenser sollen von Europa lernen“
Der israelisch-palästinensische
Konflikt kann nur dann gelöst werden, wenn beide Seiten bereit sind, sich gegenseitig
zu respektieren. Das sagt der Apostolische Nuntius in Israel, Antonio Franco, gegenüber
Radio Vatikan. Der Diplomat des Heiligen Stuhls nimmt an der gegenwärtigen ROACO-Versammlung
im Vatikan teil. Die ROACO (Riunione delle Opere di Aiuto alle Chiese Orientali) ist
eine Vereinigung von Hilfswerken aus verschiedenen Ländern, die sich finanziell beim
Bau von Kirchen und bei der Schaffung schulischer und sozialer Einrichtungen für die
Ostkirchen einsetzen. Die jüngste Papstreise ins Heilige Land habe positive Reaktionen
im Nahen Osten ausgelöst. Denn Benedikt habe klare Worte für eine Lösung des Konflikts
benutzt. Nuntius Franco:
„Wenn es um den Nahostkonflikt geht, dann weise
ich immer auf Europa hin. Von Europa lernt man, dass der Zusammenhalt der Völker und
sogar die Aufhebung der Grenzen nur dann erreichbar sind, wenn man die einzelnen Identitäten
respektiert. Wenn dies nicht geschieht, dann gibt es Konflikte. Denken wir hierbei
an die Geschichte Jugoslawiens. Die Papstreise ins Heilige Land war sozusagen prophetisch.
Denn er brachte dort eine Botschaft, die unserem Herrn Jesus Christus gehört. Diese
Botschaft ist gekennzeichnet vom Wunsch für den Frieden in jener Region.“
Weit
weniger konfliktreich seien die Auseinandersetzungen in der Steuerdebatte zwischen
katholischer Kirche und Israel. Seit Jahren diskutieren der Heilige Stuhl und der
israelische Staat über eine adäquate Steuerzahlung von kirchlichen Institutionen.
„Es
gab vor kurzem eine leichte Verzögerung bei den Verhandlungen. Das lag aber daran,
dass in Israel eine neue Regierung gebildet wurde. Dabei wurden auch die Verantwortlichen
der israelischen Ministerien gewechselt. Die neuen Mitarbeiter brauchen also Zeit,
um sich in die Materie einzuarbeiten. Es gibt noch einige Punkte, bei denen wir noch
verschiedene Sichtweisen haben. Für uns geht es darum, unsere Mission als Kirche erfüllen
zu können. Die israelischen Behörden bezeichnen unsere Mission hingegen als soziale
oder karitative Tätigkeit. Auch muss gesagt werden, dass die Christen in Israel wenig
finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Ohne Auslandshilfen und der Hilfe des Heiligen
Stuhls müssten unsere Einrichtungen schließen.“
Nuntius Antonio Franco
ist dennoch zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden wird.
„Ein großer
Fortschritt wäre, wenn es uns in den nächsten Monaten gelingen würde, die Studie über
die Steuerfragen zu besprechen. Diese Analyse wurde von beiden Seiten durchgeführt.
Darin werden die Meinungsverschiedenheiten aufgezählt. Doch es handelt sich um ein
Gemeinschaftspapier. Und aufgrund dieser Tatsache könnte man Punkt für Punkt die Differenzen
ansprechen und beseitigen. Wenn uns das gelingen würde, dann könnte die Steuerfragen
in circa einem halben Jahr gelöst werden.“