Am 29. Juni feiert
Rom seine beiden Stadtpatrone Peter und Paul. Die Gräber der beiden Apostelfürsten
sind der Grund, warum der Papst als Stellvertreter Christi auf Erden heute in Rom
sitzt. Die beiden mächtigen Kirchen, die sich über ihren Gräbern erheben – der Petersdom
und Sankt Paul vor den Mauern – sind Gegenstand zweier aktueller Hörbücher, die Gudrun
Sailer Ihnen präsentiert.
Sankt Peter in Rom. Ein akustischer Pilgerführer.
Von Ulrich Nersinger
Es ist ein bescheidenes Grab. Der galiläische
Fischer Petrus, der auf dem Zirkus des Nero den schändlichen Kreuzestod stirbt, wird
gleich daneben begraben, außerhalb der römischen Stadtmauern auf dem Vatikan-Hügel.
Wie aus dieser unbedeutenden Grablege gleichsam die Keimzelle für die größte Kirche
der Welt wurde, das beschreibt Ulrich Nersinger mit Akribie und Fachwissen. Über eine
bloße Aufzählung von Kunstwerken geht der Autor weit hinaus, er bietet eine historisch
unterfütterte Zu- und Einordnung von Dingen, die im Petersdom erfahrbar werden.
Sprachlich
gekonnt auf Hörende – nicht Lesende - zugeschnitten, führt Nersinger Pilger und Neugierige
durch den Petersdom. Von der römischen Vorgeschichte bis hin zum Grab Johannes Pauls
II. in den unterirdischen Grotten reichen die 34 Kapitel. Die Informationen sind seriös,
angenehm sachlich formuliert und immer wieder angereichert mit weniger bekannten Details:
„148 Päpste sind in Sankt Peter und den Grotten beigesetzt. Als makaber
wird heute ein Brauch angesehen, der in früherer Zeit üblich war: Über Jahrhunderte
hinweg entnahm man den Päpsten nach ihrem Tod das Herz und die Eingeweide. Diese wurden
in einem verschlossen und in die Kirche SS., Vincenzo e Anastasio beim Trevibrunnen
überführt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts sah man von dieser Gewohnheit ab.“
In
Sachen Petrusgrab verschweigt Nersinger nicht die gelegentlich aufflammende Polemik
rund um die Frage, ob wirklich der Apostelfürst dort unten in den vatikanischen Grotten
ruht. Er zeigt aber auch die Argumente der Wissenschaft, die nahezu einhellig bestätigt,
dass die Grablege des Simon, genannt Petrus, genau dort ist, wo Gläubige sie seit
dem 1. Jahrhundert verehren.
St. Paul vor den Mauern. Ein akustischer
Pilgerführer. Von Michael Hesemann
Autor Michael Hesemann ist bereits
mit einem Buch über Paulus von Tarsus hervorgetreten. Nun widmet er sich in einem
Hörbuch der Basilika, die sich über dem Grab des Völkerapostels erhebt. Auch hier
geht es zunächst chronologisch zu: Den Auftakt bildet ein Kapitel über das antike
Gräberfeld, auf dem der von den Römern enthauptete Paulus beigesetzt wird. Nach dem
verheerenden Brand im 19. Jahrhundert entsteht die Basilika neu, aber nach der alten
Vorlage.
Eines der berühmtesten Elemente der Paulsbasilika, die von Benediktinern
verwaltet wird, ist die Reihe von runden Papstportraits. Die bisher 265 Päpste der
Kirchengeschichte zieren die oberen Seitenwänden des Mittelschiffes - als Medaillons
von fast zwei Metern Durchmesser, in Mosaik auf Goldgrund.
„Das Porträt
des amtierenden Papstes befindet sich auf der rechten Seite der Basilika in der zweiten
Reihe, auf der Höhe des Osterleuchters, und ist leicht zu erkennen: Es wird immer
angestrahlt. Die Papstportraits sind allesamt Werke des 19., 20., 21, Jahrhunderts,
doch sie ersetzen nur eine viel ältere Reihe: schon im 5. Jahrhundert hat Papst Leo
der Große seine Vorgänger in Portraitmedaillons über dem Gesimse der Paulusbasilika
darstellen lassen.“
Von besonderem Interesse sind Hesemanns Ausführungen
über das Paulusgrab.
„Vor uns ragt mit Marmor verkleidet der Papstaltar
auf. Mit Phantasie lässt ich erkennen, dass der Sockel, ein würfelförmiger Schrein,
eben jenes Grabhaus ist, das Konstantin der Große über dem Paulusgrab errichten ließ.“
Dann
allerdings kam der Brand – und der Neubau St. Pauls als so genannter Dreikaiserbasilika.
„Durch die Erhöhung des Bodenniveaus ragte bei der Dreikaiserbasilika nur
noch der oberste Rand des Schreinwürfels aus dem Boden. Man löste das Problem, indem
man direkt auf das Grabmonument einen Altar setzte. Das war zum damaligen Zeitpunkt
ein geradezu revolutionäres Design. Es war das erste Mal, dass die Eucharistie direkt
über einem Grab zelebriert wurde. Doch die Kirche, in der dies eingeführt wurde, war
so wichtig, dass man es fortan in der gesamten christlichen Welt kopierte. Bald wurde
es üblich, auf den Gräbern der Märtyrer Altäre zu errichten. Mehr noch, jeder Altar
wurde zu einem symbolischen Märtyrergrab. Noch heute werden in jeden neuen Altar bei
seiner Weihe Reliquien eingesetzt, meist eingefügt in eine flache Marmorplatte.“
Beide
Hörbücher – das über den Petersdom und das über Sankt Paul vor den Mauern - sind mit
einem kurzen, nützlichen Booklet versehen. Je eine Zeittafel und ein Grundriss bieten
entscheidende Orientierungshilfen. Für Rom-Pilger sind beide Hörbücher, erschienen
im Petra Kehl Verlag, eine so nützliche wie angenehme Vorbereitung auf die Reise in
die Ewige Stadt. (24.06.2009 gs)