Das Gotteshaus in San Giovanni Rotondo ist nach dem Petersdom der zweitgrößte Sakralbau
Italiens. 22 Bögen aus Naturstein überspannen den 6.000 Quadratmeter weiten, gewölbeartigen
Innenraum. Die Pläne für die 2004 eröffnete Kirche stammen aus der Hand des namhaften
italienischen Architekten Renzo Piano. Er musste auch Kritik für seinen Entwurf hinnehmen,
weil er sich nur teilweise am überlieferten Formenkanon für katholische Kirchen orientierte.
So besteht das Innere zwar aus drei Schiffen, doch der Grundriss des Gotteshauses
bildet bei genauerer Betrachtung kein Kreuz, sondern eine Schneckenform. Der Glockenturm
ist horizontal anstatt wie gewohnt vertikal, er besteht aus einer langen, hohen Mauer
mit acht großen Glocken. Die Kirche soll lebendig und offen sein und die Menschen
einladen, so die Absicht des Baumeisters. Tatsächlich ist die „Neue Kirche des Heiligen
Pio von Pietrelcina“ ein eindrucksvolles Gotteshaus, das zur Eucharistie, zum Gebet
und zum Empfang der Sakramente einlädt. In der Krypta stehen drei Dutzende Beichtstühle;
Pater Pio spendete täglich zahlreichen Gläubigen das Bußsakrament. Auf dem Vorplatz
finden 30.000 Menschen Platz, in der Kirche selbst 7.000 - so viele wie bei einer
Papstmesse im Petersdom. Das Gotteshaus, das überwiegend aus Holz und einem örtlichen
Kalkstein besteht, nutzt modernste Technologien der Baukunst. So würde die Kirche
beispielsweise sechsmal stärkere Erdbeben, wie sie in Apulien jemals verzeichnet wurden,
unbeschadet überstehen. Namhafte Künstler trugen zur Ausstattung des Gotteshauses
bei. Der US-amerikanische Künstler Robert Rauschenberg entwarf die Glasfront, von
Arnaldo Pomodoro stammt das Kreuz auf dem Altar. Mimmo Paladino schmückte das Hauptportal.
San Giovanni Rotondo ist heute nicht nur Ziel von Pater Pio-Pilgern, sondern auch
von Architektur- und Kunstliebhabern. (rv 21.06.2009 gs)