Ein brüderlicher
Austausch über den Zustand und den Weg der österreichischen Kirche – das war nach
Angaben Kardinal Christoph Schönborns das intensive zweitägige Treffen österreichischer
Bischöfe mit Papst Benedikt und mehreren Kurienchefs. Papst Benedikt ermutigte die
Bischöfe in der gegenwärtigen Lage dazu, den Glauben zu vertiefen, treu zum Zweiten
Vatikanischen Konzil und dem nachkonziliaren Lehramt zu stehen und dieses auch besser
zu verbreiten.
Anlass für das Treffen im Vatikan war die „Causa Wagner“, also
der Verzicht des vom Papst ernannten Linzer Weihbischofs Gerhard Wagner auf sein Amt,
noch bevor er es antrat. Die Gespräche gingen aber weit über diesen Anlass hinaus,
und sie waren, wie Kardinal Schönborn anmerkt, die Idee Papst Benedikts. Es ging um:
„...das
Priesterseminar, die Theologische Fakultät, über die Situation der Laien, über die
Fragen der Lehre, die anstehen - daher das Treffen an der Glaubenskongregation - und
um Fragen der kirchlichen Disziplin.“
Zwei Aspekte
hob Kardinal Schönborn besonders hervor: die Unersetzlichkeit der katholischen Laien
in der Gesellschaft und den Sinn des Zölibats für Priester. Diese beiden kirchlichen
Fragen stellten sich in ganz Europa.
„Der Heilige Vater hat uns etwas
sehr Beeindruckendes zum Thema Zölibat gesagt, weil das natürlich in Österreich und
speziell in Oberösterreich ein heiß diskutiertes Thema ist. Er hat gesagt: Es geht
letztlich um die Frage, ob wir daran glauben, dass es möglich und sinnvoll ist, ein
Leben ganz und gar auf dieses eine Fundament zu stellen, auf Gott. Und diesen Dienst
auch in einer Lebensform gewissermaßen Gestalt werden zu lassen, in der Lebensform
der Ehelosigkeit, wie Jesus sie verstanden hat – um des Himmelreiches willen. Nicht
aus Misstrauen gegenüber der Ehe oder als Missachtung der Ehe, sondern weil das höchste
Gut, das uns gegeben ist, Gott, Jesus Christus, gegenwärtig in der Welt ist - und
es deshalb möglich und sinnvoll ist, sein Leben ganz auf Christus zu stellen.“
Einig
waren sich die Österreicher und die Vertreter des Heiligen Stuhles darüber, dass katholische
Laien sich gesellschaftlich mehr einbringen sollten. Schönborn:
„Das spüren
wir in ganz Europa, in Österreich und auch in Linz: Wir haben sehr viele Laien, speziell
in der Diözese Linz, die sich in der Kirche engagieren. Und das ist etwas äußerst
Positives und zu Begrüßendes. Wir brauchen dringend Laien, die sich in der Gesellschaft
engagieren. Mehr und mehr spüren wir an allen Ecken und Enden, dass jetzt die Stunde
der Laien in der Gesellschaft ist - in den Berufen, in der Wirtschaft, im politischen
Leben, in den Medien, in der Öffentlichkeit. Und das ist sicher ein Punkt, um den
es in den kommenden Jahren geht. Thema Mission, Thema Evangelisierung, Neuverkündigung.
In Oberösterreich ist die Zahl der Praktizierenden erstaunlich hoch im Vergleich zum
Rest von Österreich, aber die Zahl derer, die keinen Zugang zur Kirche haben, für
die das Evangelium schon etwas Fremdes geworden ist, ist sehr groß. Und das muss uns
bewegen, das muss uns herausfordern für einen Weg der Neuevangelisierung.“