Papst Benedikt könnte
an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz auf Spitzenvertreter der offiziellen chinesischen
Religionspolitik treffen. Das berichtet die Nachrichtenagentur adn-kronos. Zu einer
Delegation von Religionsführern, die an der Generalaudienz teilnehmen will, gehören
nach Informationen der Agentur auch hochrangige Gäste aus Peking.
Es sind fast
130 Persönlichkeiten aus aller Welt, die in diesen Tagen – parallel zum G-8-Gipfel
der Politiker – in Rom eine Art G-8 der Religionen veranstalten wollen. Ihre Absicht
ist es – so erklärt der italienische Bischof Vincenzo Paglia –, den Politikern klarzumachen:
„Es gibt eine ganz wesentliche religiöse Komponente, wenn ihr Entwicklung, Zusammenleben,
Frieden unter den Völkern wollt. Natürlich – Religionen haben keine Macht in diesem
Sinn des Wortes; nur eine Macht in den Herzen und eine spirituelle Kraft, die die
Geschichte durchzieht. Aber ohne den religiösen Faktor stehen die Mächte dieser Welt
auf tönernen Füßen.“
Eine Großmacht dieser Welt, nämlich China, hat nun vier
wichtige Leute aus Peking nach Rom geschickt – und eventuell auch zur Audienz in den
Vatikan, mit dem Peking keine diplomatischen Beziehungen unterhält. Benedikt könnte
also treffen auf: Sun Yuxi, Pekings Botschafter in Rom. Jiang Jian Yong, zweiter Mann
der Behörde für Religionsangelegenheiten – diese Behörde versucht, Chinas Katholiken
zu steuern und den Einfluß des Papstes auf sie zurückzudrängen. Fu Xian Wei, Leiter
der „Christlichen Vereinigung“, die Chinas Protestanten ans Regime zu binden versucht,
sowie Gu Meng Fei, Assistent dieser Vereinigung. Immerhin: Ein Spitzenvertreter der
regimenahen „Patriotischen Vereinigung der Katholiken Chinas“ steht nicht auf der
offiziellen Teilnehmerliste; und auch wenn die chinesischen Delegierten tatsächlich
mitkommen zum Petersplatz, wird das Ergebnis nicht mehr sein als ein flüchtiger Händedruck.
Nichts, was die tief gestörten Beziehungen Vatikan-China auf ein neues Gleis hebt.
Eher ein neues, verwirrendes Signal im ständigen Auf und Ab zwischen Piazza San Pietro
und Tienanmen...