Nach den Präsidentenwahlen
im Iran gehen die Proteste weiter; in Teheran gab es die ersten Toten. Doch auch wenn
es bei den Wahlen ganz offensichtlich zu Manipulationen gekommen ist: Wahrscheinlich
stimmt es schon, dass Mahmud Ahmadinedschad für eine zweite Amtszeit gewählt wurde.
Der Präsident ist nämlich auf dem Land – anders als in Irans Städten – durchaus populär. Wie
das Kräftemessen im Iran ausgeht, wird sehr davon abhängen, ob die schiitische Geistlichkeit
mit Ahmadinedschad bricht. Der Präsident hat sich bei den Mullahs, vor allem denen
in der heiligen Stadt Qom, viele Feinde gemacht. Allerdings regieren nach Ansicht
vieler Beobachter gar nicht mehr die islamischen Rechtsgelehrten das Land, sondern
die so genannten „Pasdaran“, die Religionswächter. Sprich: Der Gottesstaat ist längst
zur Militärdiktatur geworden. Ob die Lage der Minderheiten, etwa der Christen,
unter dem jetzigen Oppositionsführer Hossein Mussawi besser würde als unter Ahmadinedschad,
ist schwer zu sagen. Immerhin: Bei seinem Aufruf zur Demonstration am Montag hat der
gescheiterte Präsidentschaftskandidat auch die Angehörigen der Minderheiten ausdrücklich
zum Protest eingeladen. Dabei tauchten erstmals in einem solchen öffentlichen Text
auch die Bahai auf. Die Angehörigen dieser Religion sind im Iran Ahmadinedschads einer
scharfen Verfolgung ausgesetzt.