Das irische Parlament hat eine Mitschuld des Staates an den Missbrauchsfällen in kirchlichen
Einrichtungen für Kinder und Jugendliche eingeräumt. Auf einer Sondersitzung des Dail
zum so genannten Ryan Report entschuldigte sich Premierminister Brian Cowen laut Medienberichten
„im Namen des Staates und aller Bürger“ bei den Missbrauchsopfern für das „kollektive
Versagen“, rechtzeitig einzuschreiten und zu helfen. Der Premier nannte die Entschuldigung
der Regierung „längst überfällig“. Weiter forderte Cowen die in die Missbrauchsfälle
verwickelten Orden dazu auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen und mehr Schadenersatz
an die Opfer zu zahlen. Bei der zweitägigen Sondersitzung des Dail Eireann waren auch
Missbrauchsopfer und ihre Interessenvertreter anwesend. Berichten der Agentur Reuters
zufolge haben die irischen Bischöfe bereits am Mittwoch in einer offiziellen Stellungnahme
sich erneut bei den Missbrauchsopfern entschuldigt. „Unter dem Deckmantel der Mission
Christi wurden abscheuliche Verbrechen und widerwärtige Akte mit lebenslangen Folgen
an den Unschuldigsten und Verletzlichsten begangen“, zitiert die Agentur. Den Jahrzehnte
langen Missbrauch von Kindern in katholischen Schulen empfänden die Bischöfe als „beschämend,
demütigend und abstoßend“. Der im Mai veröffentlichte Ryan Report hatte ermittelt,
dass über Jahre mehr als 2.000 Kinder in kirchlichen Einrichtungen, misshandelt, geschlagen
oder sexuell missbraucht worden waren. Prügel und der sexuelle Missbrauch vor allem
von Jungen kamen demnach in diesen Häusern seit den 30er Jahren häufig vor. Die Studie
wirft Kirche und Staat in Irland vor, die Augen vor den Zuständen in den Heimen verschlossen
zu haben.