Tausende von Menschen
haben in Rom an der traditionellen Fronleichnamsprozession mit dem Papst teilgenommen.
Benedikt XVI. feierte am Donnerstag Abend zunächst die Messe vor seiner Bischofskirche,
der Basilika San Giovanni in Laterano; anschließend führte er die eucharistische Prozession
über die Via Merulana zur Basilika Santa Maria Maggiore. In seiner Predigt warnte
„Benedetto“ vor einer gewissen „Säkularisierung auch innerhalb der Kirche“.
Dämmerung
über der Ewigen Stadt: Die Glocken von „Maria Maggiore“ läuten, als die Prozession
Benedikts XVI. mit dem Allerheiligsten sich nähert. Endlich mal ein anderes Geräusch
am römischen Himmel als der Hubschrauber, der den ganzen Tag über dem Zentrum geknattert
hat, um den libyschen Staatschef Gaddhafi, derzeit auf Rombesuch, zu bewachen. „Erbittet
für Jerusalem Frieden!“, singt der Chor, „Friede wohne in deinen Mauern, / in deinen
Häusern Geborgenheit.“ Es ist der gleiche Psalm, den der Papst aus Deutschland letzten
Monat vor der Klagemauer in Jerusalem gebetet hat. Überhaupt gingen die Gedanken Benedikts
schon bei der Messe vor der Lateranbasilika zurück nach Israel:
„Im Geist betreten
wir den Abendmahlssaal und erleben wieder das geistliche Klima dieser Nacht, als der
Herr bei der Pascha-Feier mit den Seinen das Opfer vorwegnahm, das er einen Tag später
am Kreuz leisten sollte. Die Einsetzung der Eucharistie – sie war Jesu Vorwegnahme
und Annahme seines Todes.“
„Erneuern wir heute unseren Glauben an die reale
Präsenz Christi in der Eucharistie“, so der Papst weiter. „Man darf diesen Glauben
nicht für überholt erklären! Es gibt heute auch im Innern der Kirche ein Risiko der
Säkularisierung – wenn die Eucharistie nur noch pro forma und leer begangen wird,
in Feiern ohne Herzensteilnahme, ohne Respekt für die Liturgie. Man darf auch das
Gebet nicht einfach auf oberflächliche, gehetzte Momente beschränken und sich ansonsten
vom Aktivismus und weltlichen Sorgen bestimmen lassen!“
Die zweieinhalbstündige
Feier zwischen Lateran und dem Esquilin-Hügel war jedenfalls frei von Hetze. Mehrere
tausend Priester und Ordensleute, Angestellte der Kurie, Mitglieder eucharistischer
Bruderschaften formten sich bei Sonnenuntergang zu einer eindrucksvollen Prozession.
Tutta Roma war da – eigentlich fehlte nur Gaddhafi...