D: Piusbrüder provozieren - Bischöfe fordern Durchgreifen des Vatikans
Neuer Ärger mit den Piusbrüdern. Nach einer unerlaubten Priesterweihe Anfang Mai in
Frankreich durch Bernard Fellay – einen der vier Bischöfe, deren Exkommunikation der
Papst im Februar aufgehoben hatte – hat die Bruderschaft St. Pius X. am vergangenen
Sonntag in Fulda eine Kapelle geweiht. Für Ende Juni hat sie Priesterweihen im Bistum
Regensburg angekündigt. Das geht den deutschen Bischöfen zu weit: Einen „Affront gegen
die Einheit der Kirche“ nannte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert
Zollitsch, das Verhalten der Bruderschaft. Zollitsch wünscht sich, dass der Vatikan
auf diese Provokation klar antworte. Die Debatte habe innerhalb der katholischen Kirche
und darüber hinaus viele Menschen verunsichert. Weitere Hintergründe zum neuen
Pius-Debakel von Gudrun Sailer:
Solange nicht klar ist, ob die Piusbruderschaft
zu allen Teilen des kirchlichen Lehramtes steht, ist es für sie „nicht gut, Priester
zu weihen“. Das sagte im Gespräch mit dem Kölner domradio der Osnabrücker Bischof
Franz-Josef Bode. Er war Festprediger beim Fuldaer Bonifatiusfest am vergangenen Sonntag
– am selben Tag weihte die vom Vatikan nicht voll anerkannte Priesterbruderschaft
eine Kapelle in unmittelbarer Nachbarschaft. Bode bewertet das Verhalten der traditionalistischen
Gruppe als „ziemlich provokativ“:
„Es geht ja erstmal darum, dass - nachdem
der Papst die Hände weit ausgebreitet hat - auch geklärt werden muss, wie denn wirklich
die Versöhnung zustande zu bringen ist. Und ob wirklich die Piusbrüder zum Konzil
- zu allen Teilen des Konzils - stehen. Solange das nicht geklärt ist, ist es nicht
gut, Priester zu weihen. Diese Kapelleneinweihung ist keine riesige Geschichte - aber
sie war nun genau zum gleichen Zeitpunkt wie das Bonifatiusfest in Fulda. Einen Steinwurf
weit vom Dom entfernt. Ich weiß nicht, ob es nicht doch eine bewusste Geschichte gewesen
ist... Und das, meine ich, sollte man vermeiden, wenn man auf der einen Seite Versöhnung
sucht - und auf der anderen doch solche provokanten Akte aufeinander setzt.“ Die
Piusbruderschaft plant, Ende Juni 21 Männer zu Priestern zu weihen, drei davon in
Zaitzkofen in der Nähe von Regensburg. Eine Genehmigung des Vatikans dazu liegt nicht
vor. Bischof Bode wünscht sich eine grundsätzliche Erklärung des Heiligen Stuhles:
„Ich hoffe, dass einige Dinge geklärt werden, wie es auch kirchenrechtlich
darum geht, wenn nun die Priesterweihen stattfinden. Was bedeutet das für eine Wieder-Exkommunikation?
Oder auch die weitere inhaltliche Gestaltung der Gespräche? Denn ich habe den Eindruck,
dass erstmal die Hand ausgestreckt ist - und damit ist sicherlich ein großes Entgegenkommen
verbunden. Jetzt muss in die Einzelheiten eingestiegen werden. Es ist ein großer Vorteil,
dass das nun bei der Glaubenskongregation liegt, und soweit ich die wichtigsten Vertreter
dort kenne, wird das auch einen guten Weg nehmen.“ Auf klare Worte aus dem
Vatikan hofft auch der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen. Gegenüber Radio Vatikan
bestätigte er, er habe den Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset
per Brief ausführlich über das Vorgehen der Bruderschaft und deren „Bruch des Kirchenrechts“
informiert. Statt die Versöhnungsgeste des Papstes anzunehmen, hielte die Bruderschaft
weiter an ihrer Grundsatzkritik am Zweiten Vatikanum fest:
„Das ist bei
der Predigt am letzten Sonntag zu hören gewesen. So hat Pater Franz Schmidberger –
wie man mir referiert hat – gesagt, dass die katholische Kirche, also unsere Kirche,
sich zu ihm bekehren müsse. Das ist für mich der Gipfel der Arroganz und Ignoranz.
Es zeigt auch, dass sie im Konkreten nicht demütig sind oder einen Weg der Aufarbeitung
gehen.“
Wie die Bruderschaft erklärte, war der Pius-Obere vergangenen Freitag
zu Gesprächen in der römischen Glaubenskongregation. Der Vatikan äußerte sich bislang
weder zum Besuch noch zum Inhalt der Unterredungen. Nach Informationen der Katholischen
Nachrichtenagentur soll die Initiative von Fellay ausgegangen sein. Es habe sich um
eine Art Höflichkeitsbesuch gehandelt - vor dem Hintergrund, dass die Verhandlungen
mit der von Rom getrennten Bruderschaft künftig bei der Glaubenskongregation angesiedelt
sein sollen. Bislang war das Referat „Ecclesia Dei“ zuständig.