Für eine solidarische
und integrative Gesellschaft wollen sich in Zukunft die in Österreich staatlich anerkannten
Kirchen und Religionsgemeinschaften vermehrt einsetzen. Das ist das Ergebnis eines
Treffens von Vertretern aller 14 anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften mit
Bundeskanzler Werner Faymann am Dienstag in Wien. Gerade in wirtschaftlich
schwierigen Zeiten sei das Verständnis füreinander wichtiger als die Gegensätze, betonte
Faymann nach dem rund einstündigen Gespräch vor Journalisten. „Es geht um die
Stärkung der Gemeinsamkeit sowohl in der Jugend wie in anderen gesellschaftlichen
Bereichen“, sagte Kardinal ChristophSchönborn. Der Wiener Erzbischof
wertete die Begegnung, bei der man auch konkrete Initiativen besprochen habe, die
nun intern weiter beraten werden sollen, als einen „ersten guten Schritt“. Für den
Herbst ist ein weiteres Treffen geplant. Auch in Österreich werde nun der kontinuierliche
Dialog der politisch Verantwortlichen mit den Religionsgemeinschaften realisiert,
freute sich der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker: „Es geht
um die Frage, was Kirchen und Religionsgemeinschaften beitragen können für eine integrative
Gesellschaft, die auch in wirtschaftlich nicht einfachen Zeiten die Solidarität stärkt
gegenüber dem Auseinanderdriften und gegenseitigen Aufhetzen.“ Die Religionsvertreter
seien allesamt davon überzeugt, dass in der Vielfalt Bereicherung liege, sagte Oberrabbiner
Paul Chaim Eisenberg nach dem Treffen. Die Religionen wollten ihren „geringen,
aber nicht ganz unwichtigen Einfluss“ einbringen. „Ein gutes Wort kann viel für
die Förderung der Demokratie und des österreichischen Staates bewirken“, meinte
der Oberrabbiner. Kein Thema war dem Vernehmen nach der EU-Wahlkampf. Der Präsident
der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Anas Schakfeh, hatte sich allerdings
unmittelbar vor Beginn der Sitzung in Interviews auch eine Stellungnahme der anderen
Religionsvertreter zur „inakzeptablen Sprache“ im abgelaufenen EU-Wahlkampf gewünscht.
Politiker hätten in den vergangenen Wochen „den herrschenden Religionsfrieden in Österreich
riskiert“, um „einige Prozentsätze an Stimmen zu gewinnen“. (kap 10.06.2009 bp)