2009-06-10 12:13:16

Papst: „Widerspruchslosigkeit“ von Autorität und Vernunft


RealAudioMP3 Autorität und Vernunft dürfen nach Ansicht Benedikts XVI. nicht in Gegensatz zueinander stehen. Das betonte das Kirchenoberhaupt an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Autorität, die nicht von der Vernunft bestätigt werden könne, sei keine „wirkliche Autorität“. Die gehe aus der Vernunft hervor, insofern Gott schöpferische Vernunft sei, so der Papst.
Als Beispiel für diese Beobachtung nannte er in seiner Katechese einen irischen Gelehrten aus dem 9. Jahrhundert, Johannes Scotus Erigunena. Für Benedikt XVI. zählt er „zu den wichtigen Denkern der karolingischen Zeit“.
„In seinem Hauptwerk De divisione naturae zeigte Johannes die Widerspruchslosigkeit von wahrer Autorität und Vernunft auf, die ja beide aus derselben Quelle hervorgehen, nämlich der göttlichen Weisheit. Dabei hat die logische Stringenz als Kriterium der Wahrheit Vorrang vor der Autorität. Für die rechte Auslegung der Heiligen Schrift braucht es eine ständige Bereitschaft zur Umkehr. Um zum tieferen Verständnis des Textes zu gelangen, sind gleichzeitig Fortschritte in der persönlichen Bekehrung und in der begrifflichen Analyse vonnöten, die fortwährende Reinigung des Auges des Herzens und des Geistes. … Die Suche nach der Wahrheit führt zu einem betenden und schweigenden Erkennen des Geheimnisses Gottes. Diese unsagbare Erfahrung mystischer Gemeinschaft und Vereinigung mit Gott bezeichnete er mit dem griechischen Ausdruck theosis – Vergöttlichung. So sind manche seiner Intuitionen, die den Ideen griechischer Autoren nahe stehen, später von den großen Mystikern weiterentwickelt worden.“
Der Papst wandte sich wie üblich in mehreren Sprachen an die Pilger und Touristen auf dem Petersplatz; den deutschsprachigen Gruppen gab er folgenden Gruß mit auf den Weg:
„Ein Wort des Johannes Scotus Eriugena mag uns gleichsam als Gebet begleiten: ,Nichts anderes wünsche ich als die Freude der Wahrheit, die Christus ist. Wenn du mir Christus nimmst, bleibt mir kein Gut mehr, und nichts anderes fürchte ich als sein Fehlen’ (vgl. De div. nat., V). Der Herr schenke euch seine Gnade!“
(rv 10.06.2009 bp)







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