2009-06-10 10:27:25

D/Vatikan: Signale gegen die Piusbrüder?


RealAudioMP3 Die jüngste Priesterweihe der traditionalistischen Piusbruderschaft ist offenbar ohne Zustimmung des Vatikan erfolgt. Für die in Frankreich vollzogene und die noch geplanten Weihehandlungen im Gebiet des Bistums Regensburg gebe es keinerlei Sondererlaubnis, berichtet die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) unter Berufung auf Kurienkreise. Offiziell wolle der Vatikan keine Stellungnahme abgeben, so die KNA weiter. Kurienmitarbeiter verwiesen den Angaben zufolge jedoch darauf, der Heilige Stuhl habe die traditionalistische Gemeinschaft ausdrücklich gebeten, von weiteren Weihen abzusehen. Die Bischöfe der Piusbruderschaft hätten kein Recht, ihre Weihevollmacht auszuüben. Die Bruderschaft selbst sieht die umstrittenen Weihen nach eigenen Angaben nicht als Provokation. Sie seien vielmehr die „Fortsetzung ihrer Tätigkeit für das Heil der Seelen innerhalb der katholischen Kirche“, sagte der Sprecher des deutschen Distrikts der Bruderschaft, Andreas Steiner.
Der Obere der vom Vatikan nicht anerkannten Gruppierung, Bischof Bernard Fellay - einer der vier Traditionalisten-Bischöfe, deren Exkommunikation Papst Benedikt XVI. Ende Januar aufhob - hatte trotz des ungeklärten kirchenrechtlichen Status der Gemeinschaft am 3. Mai in einem Kloster der Bruderschaft in Frankreich einen jungen Schweizer zum Priester geweiht. Der örtliche Erzbischof Hippolyte Simon von Clermont war nach eigener Aussage über die Weihe nicht informiert. Der Ankündigung, es solle ein Dialog mit der Bruderschaft begonnen werden, seien vom Vatikan aus keine weiteren Informationen mehr gefolgt, so Simon. „Wir befinden uns in einer Grauzone“, beklagte der Erzbischof, der auch Vizepräsident der Französischen Bischofskonferenz ist.
Für den 27. Juni plant die Piusbruderschaft im bayerischen Zaitzkofen gegen den erklärten Willen des zuständigen Ortsbischofs Gerhard Ludwig Müller weitere Weihen.
Wie die Bruderschaft erklärte, war der Pius-Obere vergangenen Freitag zu Gesprächen in der römischen Glaubenskongregation. Der Vatikan äußerte sich bislang weder zum Besuch noch zum Inhalt der Unterredungen. Nach Informationen der Katholischen Nachrichtenagentur soll die Initiative von Fellay ausgegangen sein. Es habe sich um eine Art Höflichkeitsbesuch gehandelt - vor dem Hintergrund, dass die Verhandlungen mit der von Rom getrennten Bruderschaft künftig bei der Glaubenskongregation angesiedelt sein sollen. Bislang war das Referat „Ecclesia Dei“ zuständig.
An ihrer Grundsatzkritik an den Lehraussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils hält die Piusbruderschaft indes fest. Texte wie jene zur Religionsfreiheit besäßen nicht höchsten lehramtlichen Stellenwert und dürften daher kritisch in Frage gestellt werden, sagte der Dialogbeauftragte des deutschen Distrikts der Bruderschaft, Pater Matthias Gaudron, am Dienstagabend in Freiburg. Die Öffnung der katholischen Kirche zur Moderne nach dem Konzil (1962-1965) bezeichnete er als Ursache für den Rückgang der Katholikenzahlen in Deutschland.
(dr/kna/pm 10.06.2009 bp)







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