2009-06-05 14:47:08

Ägypten/Libanon: „Obama Rede war schön - aber Papst ging einen Schritt weiter“


RealAudioMP3 Das Echo auf die Rede von US-Präsident Barack Obama in Kairo an die Muslime fällt in der muslimischen Welt positiv aus. Das bestätigt der ägyptische Islamwissenschaftler Samir Khalil Samir gegenüber Radio Vatikan. Obama habe sich selbstkritisch geäußert, ohne die Probleme der muslimischen Seite kleinzureden, so der in Beirut lebende Jesuit. Auch habe der US-Präsident eine ähnliche Sichtweise wie der Papst in seinen jüngsten Nahost-Reden geäußert, kommentiert Pater Samir.

„Mit Blick auf die politische Situation in Palästina und Israel haben sowohl der Papst als auch Präsident Obama von der Zweistaaten-Lösung gesprochen. Der Papst hat aber mehr Mut gezeigt und hat auch gegen die israelische Mauer geredet, weil das gegen die Menschenwürde ist. Benedikt XVI.. hat sich zugleich für gesicherte Grenzen ausgesprochen. Alles in allem ist der Papst mit seinen Reden im Heiligen Land weiter gegangen. Viel weiter als Präsident Obama.“

Der Islamwissenschaftler zieht noch einen weiteren Vergleich zwischen der Rede Obamas und den Ansprachen des Papstes bei seiner Heiligland-Reise im Mai.

„Über die Religionsfreiheit hat der Papst viel konkreter gesprochen; der amerikanische Präsident hat mehr an die eigene Situation gedacht. Das heißt, er verfolgte einen anderen Zweck als Benedikt. Obama wollte zeigen, dass Amerika ein Freund der Muslime ist. Der Papst hingegen hat betont, dass die Menschenrechte überall gelten. Man kann darüber keinen Kompromiss schließen. Der Papst hat auch theologischer über die Religion und die Vernunft gesprochen: Seine Botschaft lautete, dass Gewalt eine Konsequenz der Vermischung von Politik und Religion sei.“

Für Pater Samir war die Rede des US-Präsidenten „schön und korrekt“. Und sein Gelübde, einen Neubeginn zwischen den USA und Muslimen weltweit zu suchen, sei zur rechten Zeit gekommen.

„Die Muslime wissen natürlich, wie wichtig Amerika für die ganze Welt ist. Ihnen ist es durchaus bewusst, dass die USA auch wichtig für die islamischen Länder sind. Egal welche Einstellung man hat - ohne Amerika geht es nicht. Das sieht man sehr deutlich z.B. in Saudi-Arabien. Deshalb erwarten sich nun die Muslime weltweit sehr viel von dieser Rede... vielleicht mehr, als überhaupt möglich ist.“

Bei all dem Lob für Barack Obamas Auftritt in Kairo hegt der Beiruter Jesuitenpater dennoch Skepsis. Vor allem für die Christen in muslimischen Ländern genügten Reden allein nicht. Ihre Situation ändere sich nach dieser Rede…

„… wohl nicht sehr viel. Obama hat sehr kurz darüber gesprochen, und zwar einen halben Satz über die Situation der Maroniten und Kopten. Hier noch eine Zwischenklammer: Die Sache mit den Maroniten fand ich zu übertrieben, denn es gibt keine Christenverfolgung gegen Maroniten. Anders sieht es für die Kopten aus: Sie stehen unter Druck, aber auch sie werden nicht verfolgt. Was für die Christen bleibt, ist die Sache mit der Religionsfreiheit. Hier hätte Obama deutlicher sprechen sollen.“

Die muslimische Welt hegt nun bestimmte Hoffnungen für die Zukunft, glaubt Jesuitenpater und Islamwissenschaftler Samir Khalil Samir.

„In der arabischen Welt erwartet man nämlich, dass die USA mehr bei dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern tun. Man erwartet auch eine moralische Hilfe, um die Menschenrechte, die Demokratie und Gerechtigkeit sowie die Gleichbehandlung der Geschlechter zu stärken. Kurz gesagt - es geht um die Förderung der moralischen Prinzipien. Wer erwartet das alles? Nicht die Politiker, sondern das Volk.“

(rv 05.06.2009 mg)







All the contents on this site are copyrighted ©.