Ägypten/Libanon: „Obama Rede war schön - aber Papst ging einen Schritt weiter“
Das Echo auf die Rede
von US-Präsident Barack Obama in Kairo an die Muslime fällt in der muslimischen Welt
positiv aus. Das bestätigt der ägyptische Islamwissenschaftler Samir Khalil Samir
gegenüber Radio Vatikan. Obama habe sich selbstkritisch geäußert, ohne die Probleme
der muslimischen Seite kleinzureden, so der in Beirut lebende Jesuit. Auch habe der
US-Präsident eine ähnliche Sichtweise wie der Papst in seinen jüngsten Nahost-Reden
geäußert, kommentiert Pater Samir.
„Mit Blick auf die politische Situation
in Palästina und Israel haben sowohl der Papst als auch Präsident Obama von der Zweistaaten-Lösung
gesprochen. Der Papst hat aber mehr Mut gezeigt und hat auch gegen die israelische
Mauer geredet, weil das gegen die Menschenwürde ist. Benedikt XVI.. hat sich zugleich
für gesicherte Grenzen ausgesprochen. Alles in allem ist der Papst mit seinen Reden
im Heiligen Land weiter gegangen. Viel weiter als Präsident Obama.“
Der
Islamwissenschaftler zieht noch einen weiteren Vergleich zwischen der Rede Obamas
und den Ansprachen des Papstes bei seiner Heiligland-Reise im Mai.
„Über
die Religionsfreiheit hat der Papst viel konkreter gesprochen; der amerikanische Präsident
hat mehr an die eigene Situation gedacht. Das heißt, er verfolgte einen anderen Zweck
als Benedikt. Obama wollte zeigen, dass Amerika ein Freund der Muslime ist. Der Papst
hingegen hat betont, dass die Menschenrechte überall gelten. Man kann darüber keinen
Kompromiss schließen. Der Papst hat auch theologischer über die Religion und die Vernunft
gesprochen: Seine Botschaft lautete, dass Gewalt eine Konsequenz der Vermischung von
Politik und Religion sei.“
Für Pater Samir war die Rede des US-Präsidenten
„schön und korrekt“. Und sein Gelübde, einen Neubeginn zwischen den USA und Muslimen
weltweit zu suchen, sei zur rechten Zeit gekommen.
„Die Muslime wissen natürlich,
wie wichtig Amerika für die ganze Welt ist. Ihnen ist es durchaus bewusst, dass die
USA auch wichtig für die islamischen Länder sind. Egal welche Einstellung man hat
- ohne Amerika geht es nicht. Das sieht man sehr deutlich z.B. in Saudi-Arabien. Deshalb
erwarten sich nun die Muslime weltweit sehr viel von dieser Rede... vielleicht mehr,
als überhaupt möglich ist.“
Bei all dem Lob für Barack Obamas Auftritt
in Kairo hegt der Beiruter Jesuitenpater dennoch Skepsis. Vor allem für die Christen
in muslimischen Ländern genügten Reden allein nicht. Ihre Situation ändere sich nach
dieser Rede…
„… wohl nicht sehr viel. Obama hat sehr kurz darüber gesprochen,
und zwar einen halben Satz über die Situation der Maroniten und Kopten. Hier noch
eine Zwischenklammer: Die Sache mit den Maroniten fand ich zu übertrieben, denn es
gibt keine Christenverfolgung gegen Maroniten. Anders sieht es für die Kopten aus:
Sie stehen unter Druck, aber auch sie werden nicht verfolgt. Was für die Christen
bleibt, ist die Sache mit der Religionsfreiheit. Hier hätte Obama deutlicher sprechen
sollen.“
Die muslimische Welt hegt nun bestimmte Hoffnungen für die Zukunft,
glaubt Jesuitenpater und Islamwissenschaftler Samir Khalil Samir.
„In der
arabischen Welt erwartet man nämlich, dass die USA mehr bei dem Konflikt zwischen
Israelis und Palästinensern tun. Man erwartet auch eine moralische Hilfe, um die Menschenrechte,
die Demokratie und Gerechtigkeit sowie die Gleichbehandlung der Geschlechter zu stärken.
Kurz gesagt - es geht um die Förderung der moralischen Prinzipien. Wer erwartet das
alles? Nicht die Politiker, sondern das Volk.“