„Gesicht zeigen“ – so heißt eine Aktion in Sachsen, die sich gegen rechtsextreme Parteien
richtet. Sie geht von der „Sächsischen Zeitung“ aus und zeigt auf großen Plakaten
die Fotos engagierter Bürger – als Gegenbild zu polenfeindlichen Plakaten, mit denen
die rechten Parteien NPD und DSU vor der Europawahl Stimmung machen. Bei der sächsischen
Aktion „Gesicht zeigen“ macht auch der neue Bischof von Görlitz mit. Konrad Zdarsa
erklärte gegenüber dem Kölner Domradio, er ärgere sich über NPD-Plakate in Görlitz,
auf denen stehe „Poleninvasion stoppen“.
„Ich kann das nicht mehr unter
Demokratie und Redefreiheit einstufen, weil hier auch Schindluder getrieben wird mit
der graphischen Darstellung. Wenn da zum Beispiel ein Plakat deutlich sichtbar formuliert
„Ausländer raus“, und dann steht zwar in viel kleinerer Schrift oben drüber „Kriminelle
Ausländer raus“ – das ist einfach infam und zeigt den Charakter aller anderen Plakate
beziehungsweise Äußerungen sowie der Leute, die dahinter stehen. Zum Glück hoffentlich
noch recht wenige, aber dass sie ein solches Forum erhalten im Rahmen von Freiheit
und Demokratie, das empört mich!“ In mehreren Teilen Ostdeutschlands kandidieren
in diesen Tagen Polen für deutsche Gemeindeverwaltungen; im pommerschen Pasewalk tritt
erstmals ein polnischer Kandidat für einen deutschen Kreistag an. Das ruft die Rechtsextremen
auf den Plan und führt zu einem besonders aggressiven Wahlkampf. Dass die Fremdenfeindlichkeit
der Rechtsextremen eine Stimmung in der breiten Bevölkerung widerspiegelt glaubt Bischof
Zdarsa nicht:
„Das sind, hoffentlich, oft noch recht einfältige Leute, um
es vorsichtig zu sagen, die dann vielleicht ihren Frust an der einfachsten Stelle
loslassen und da gehen ja solche Dinge immer. Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen,
dass es selbst hier, weit an der Grenze zum Osten, ein wirkliches Echo in der Bevölkerung
gibt.“ Das Problem Rechtsextremismus wird in der BRD oft allein auf die östlichen
Bundesländer projiziert. Aber gerade in Sachsen gibt es auch viele positive Beispiele
grenzüberschreitender Kontakte. Bischof Zdarsa selbst wird an Fronleichnam bei einer
grenzüberschreitenden Prozession in Gubin mitgehen. Und im April war er mit 70 Jugendlichen
aus Deutschland und Polen in Auschwitz.
„Sie können sich vorstellen, dass
das nicht gerade ein leichter und erheiternder Gang ist. Ich bin aber sehr froh zurückgekehrt,
weil, trotz dieses düsteren Eindrucks, das Klima unter den Jugendlichen hervorragend
war. Es kann und darf nicht sein, dass diese kleine und zarte Pflanze, die da bei
den heranwachsenden Generationen zu sprießen anfängt, von solch dumpfem Primitivismus
wieder zertreten wird!“ Bischof Zdarsa von Görlitz ist auch Osteuropa-Beauftragter
der deutschen Bischofskonferenz. Als solcher wolle er sich auch weiter für Austausch
und Zusammenarbeit über Grenzen hinweg engagieren. Dazu gebe es keine Alternative.
Er hoffe daher, dass die Rechtsextremen mit ihren indiskutablen Plakaten keine Resonanz
finden und…
„…dass man von Bürger zu Bürger von Christ zu Christ erst recht
eine gänzliche andere Sprache spricht und auch ein gänzlich anderes Verhalten aufbaut.
Darauf bau ich sehr.“ (domradio/faz 04.06.2009 sk/ad)