Papst warnt vor „humanitärer Katastrophe“ durch Wirtschaftskrise
Papst Benedikt XVI.
hat erneut vor den verheerenden Folgen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise
gewarnt. Diese Krise könne für die Bewohner zahlreicher Länder in Not zu einer humanitären
Katastrophe werden, sagte das Kirchenoberhaupt vor Botschaftern aus acht Ländern,
darunter vier afrikanische Staaten. Die Diplomaten hatten an diesem Freitag ihre Beglaubigungsschreiben
als neue Vertreter ihrer Staaten beim Heiligen Stuhl übergeben. Die Ungleichheit in
der Welt wachse durch die globale Krise, so Benedikt XVI.
„Jene Menschen,
die schon jetzt in extremer Armut leben, werden als erstes getroffen, denn sie sind
am leichtesten verwundbar. Diese Krise lässt ebenso jene Menschen in die Armut abstürzen,
die bisher anständig lebten, ohne wirklich gut situiert zu sein. Die Armut wächst,
und das hat schwere, teils unwiderrufliche Konsequenzen. Die durch die Krise bedingte
Rezession kann für unzählige Menschen zur Bedrohung ihrer Existenz werden.“
Kinder
seien „die ersten unschuldigen Opfer“ und müssten besonders geschützt werden, mahnte
der Papst. Der verzweifele Versuch, das tägliche Überleben zu sichern, könne zu einzelnen
oder kollektiven Gewalttaten führen. Auf diese Weise entstünden neue Konflikte, die
die angeschlagenen Gesellschaften immer weiter aus dem Gleichgewicht bringen, so der
Papst:
„Um die derzeitige Krisensituation zu bewältigen, haben einige Staaten
beschlossen, ihre Hilfen für die am stärksten bedrohten Länder nicht zurückzufahren,
sondern vielmehr noch zu erhöhen. Andere Industrienationen sollten ihrem Beispiel
folgen, damit arme Staaten ihre Wirtschaft stützen und Sozialmaßnahmen ergreifen können,
um die Bedürftigsten zu schützen.“
Der Papst forderte vor den Diplomaten
stellvertretend mehr Solidarität weltweit und „real gelebten globalen Großmut“. Davon
nicht zu trennen sei eine moralische Selbstbeschränkung der Industrieländer: Sie müssten
„den Sinn des Maßhaltens und der Sachlichkeit in der Wirtschaft und im Lebensstil
wieder finden“.
Benedikt XVI. empfing am Vormittag die neuen Botschafter der
Mongolei, Indiens, Benins, Neu-Seelands, Südafrikas, aus Burkina Faso, Namibia und
Norwegen. In einer gemeinsamen Audienz rief er außerdem zum Einsatz für Frieden und
Solidarität unter den Nationen sowie zum Aufbau einer gerechteren Gesellschaft auf.
Jedes Land müsse hier Verantwortung übernehmen, so das Kirchenoberhaupt.