Italien: Historiker, „Kirche hat aus dem Fall Galileo gelernt“
Galileo Galilei –
Galionsfigur des Antiklerikalismus. Zu diesem Schluss kommt der italienische Kirchenhistoriker
Alberto Melloni, dieser Tage einer der Hauptredner beim internationalen Kongress über
den „Fall Galileo Galilei“. Das dreitägige Treffen ist an diesem Freitag in Florenz
zu Ende gegangen, ausgerichtet hauptsächlich von kirchlichen, teils auch vatikanischen
Einrichtungen, beschäftigte es sich mit einer Revision Galileis aus historischer,
philosophischer und theologischer Sicht. Kirchenhistoriker Melloni gegenüber Radio
Vatikan:
„Galileo ist von Seiten der Antiklerikalen sozusagen als ,Zuckerl’
benutzt worden - die wiederkäuen nun einmal gerne - um zu zeigen, dass die katholische
Kirche nur dumm ist oder repressiv oder beides. Was danach, im Lauf des 20. Jahrhunderts,
in der katholischen Kirche geschehen ist, zeigt dagegen, dass in der Geschichte des
Christentums und des Katholizismus vielleicht durchaus die Möglichkeit besteht, die
Fehler die begangen wurden, zu überdenken, und zwar mitunter auch ,im Namen der Wahrheit’,
wie es ja im Jahr 2000 hieß. Das ist für die katholische Kirche auch eine Möglichkeit,
auf diesen dauerhaften Ruf der Gnade zu antworten, der sie ereilt.“
Heute
sei der Fall Galileo Galilei für die katholische Kirche abgeschlossen, bekräftigte
der Jesuiten-Astronom George Coyne im Rahmen des Kongresses. Die Tagung verstand sich
als Beitrag zum UNO-Jahr der Astronomie, das an die Fernrohr-Beobachtungen Galileis
vor 400 Jahren erinnert. Unter den 18 veranstaltenden Organisationen waren neben dem
Päpstlichen Kulturrat die Päpstliche Akademie der Wissenschaften, die Vatikanische
Sternwarte, die Universitäten von Florenz, Padua und Pisa sowie die italienische Elitehochschule
Scuola Normale Superiore di Pisa.