D/Indien: Weihbischof König über die Christen in Indien
Sogar der Papst war
voll des Lobes über die Wahl in Indien: Das Land habe der Welt gezeigt, dass dieser
„Schlüsselprozess der Demokratie“, eben die Wahl, auch in einer so großen Nation nicht
nur möglich sei, sondern auch in einer zivilen und friedlichen Atmosphäre ablaufen
könne, sagte Benedikt XVI. vergangene Woche der neuen Botschafterin Indiens beim Heiligen
Stuhl, Chitra Narayanan, als diese ihre Beglaubigungsschreiben überreichte. Der Wahlsieg
der Kongresspartei, der die Beobachter auf der ganzen Welt positiv überraschte, lässt
nun vor allem Indiens religiöse Minderheiten auf die Stärkung ihrer Rechte hoffen.
Der Paderborner Weihbischof Matthias König war jüngst in Indien, um sich selbst ein
Bild von der Lage vor Ort zu machen, vor allem die der Christen.
Weihbischof
König, der für die Missionshilfe des Erzbistums Paderborn verantwortlich ist, beschreibt
die katholische Kirche in Indien als sehr „lebendig“ und „überzeugt“. Die Kirchen
seien während der Messen stets ausgefüllt; die Menschen identifizieren sich bewusst
mit ihrem Glauben, so König.
„Wir waren mit dem Erzbischof von Kottajam
zur Visitation in einer Gemeinde. Um zehn Uhr war die Kinder- und Jugendmesse mit
anschließender Katechese, in der die ganze Kirche voll war mit Kindern vom Vorschulalter
bis hin zum Abitur. Ich fragte: „Wie viele kommen denn zu dieser Messe?“ Die Antwort
war: „Schlicht und einfach alle.“ Und ich hatte keinen Zweifel, dass das nicht wirklich
so ist. Wer dort Christ ist und nicht abgefallen, der praktiziert seinen Glauben.“
Dieser
Glaube beschränkt sich nicht nur auf die Sonntagsmesse. Die Menschen zeigen in allen
Bereichen des Lebens, dass sie überzeugte Christen und Katholiken sind.
„Man
sieht den Leuten an, dass sie religiös sind, dass ihnen der Glaube wichtig ist. Man
merkt einfach an deren Haltung, deren Andacht, deren Frömmigkeit, dass der Glaube
in ihrem Leben fest verwurzelt ist.“
Besonders beeindruckt hat den Weihbischof
aus Paderborn die selbstlose Nächstenliebe an den Ärmsten der Armen. Dort werde das
Evangelium richtig gelebt. Weihbischof König:
„Berührt hat mich in einem
Umfeld, das kaum christlich geprägt ist, welches Zeugnis die Christen dadurch geben,
dass sie sich um diejenigen kümmern, um die sich in der hinduistischen Gesellschaft
bislang keiner gekümmert hat. Aufgrund dieses Denkens, wenn ich eben krank, alt und
schwach bin, muss ich in meinem früheren Leben irgendetwas ausgefressen haben, weshalb
ich in dieser Form wiedergeboren wurde. Die Christen haben wirklich durch ihre Hinneigung
zu den Kranken, Armen, Behinderten und den Alten solche Zeichen gesetzt, dass andere
jetzt auch anfangen mit ihnen zu arbeiten und etwas für diese Benachteiligten zu tun.
Und das zeigt, Christen können wirklich Sauerteig sein, auch wenn sie nur ganz wenige
sind.“
Um diesen Sauerteig aufgehen zu lassen, braucht man natürlich geistige
Berufungen. Und den allgemeinen Trend zum Rückgang der Berufungen merkt man auch in
Indien, sagt Weihbischof König. Das habe nicht nur mit den Verfolgungen der letzten
Jahre zu tun.
„Wir haben gehört, dass zwar mit wachsendem Wohlstand die
Zahl der Berufungen zurückgeht, weil auch die Familien kleiner werden. Dementsprechend
merken die Orden und Diözesen, dass sie weniger Novizinnen oder weniger Priesterkandidaten
haben. Aber für deutsche Verhältnisse sind das immer noch unglaublich Zahlen. Wir
haben beispielsweise Ordengemeinschaften besucht; die einen hatten 18 Aspirantinnen,
12 Postulantinnen, 14 Novizinnen in einem Kurs. Das ist soviel wie fast alle tätigen
Ordensgemeinschaften unseres Bistums nicht einmal zusammen haben.“