„Ein gemeinsames Osterdatum ist möglich“ – davon ist das Institut für ökumenische
Studien an der Katholischen Universität von Lviv überzeugt. Bei einem Seminar in Lviv
setzten sich alle Teilnehmer, darunter orthodoxe, katholische und protestantische
Theologen aus zahlreichen Ländern Europas, für einen Kompromiss ein. Dieser war 1997
auf einer Konsultation des Weltrats der Kirchen im syrischen Aleppo vorgeschlagen
worden. Er läuft darauf hinaus, die so genannte Regel von Nizäa beizubehalten, aber
zur Berechnung von Tagundnachtgleiche und Vollmond auf die exakten astronomischen
Daten zurückzugreifen, die man heutzutage im Gegensatz zu früher genau berechnen kann.
Das Problem Osterdatum ist fast genauso alt wie die Kirche selbst: Mit der Ausbreitung
des Christentums über die ganze Welt gelangten die Christen zu unterschiedlichen Auffassungen
darüber, wann des Todes und der Auferstehung Jesu Christi zu gedenken sei, da die
vier Evangelien nicht einheitlich darüber berichten.
Versuche, ein gemeinsames
Osterdatum festzulegen, begannen mit dem Konzil von Nizäa im Jahr 325. Das Konzil
stellte für die Berechnung des Osterdatums die Regel auf, dass Ostern am ersten Sonntag
nach dem Vollmond, der auf die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche folgt, gefeiert wird.
Es hatte allerdings nichts darüber gesagt, mit welchen Methoden das Eintreten des
Vollmonds oder der Tagundnachtgleiche zu berechnen seien. Heute verwenden die
orthodoxen Kirchen den 21. März des Julianischen Kalenders als Datum der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche,
während sich die Kirchen der westlichen Tradition – das heißt die protestantischen
und katholischen Kirchen – in ihren Berechnungen auf den Gregorianischen Kalender
stützen. Der Abstand zwischen den beiden Osterdaten kann bis zu fünf Wochen sein.
Konkret gaben die Seminarteilnehmer ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Jahre 2010
und 2011, in denen der Zufall der Kalender der Christenheit ein gemeinsames Osterdatum
beschert, genutzt werden, damit „ein solcher Zufall nicht die Ausnahme bleibt, sondern
die Regel wird“. Das „Hauptproblem“ seien allerdings „nicht die Berechnungen an sich,
sondern die komplexen Beziehungen und der durch die langen Spaltungen verursachte
Vertrauensmangel unter den verschiedenen christlichen Denominationen“.
Der
französische orthodoxe Theologe Prof. Antoine Arjakovsky, Direktor des Instituts für
ökumenische Studien, hob hervor: „Die astronomischen Berechnungen der Regel von Nizäa
kommen dem Gregorianischen Kalender zwar näher als dem alten Julianischen Kalender.
Dennoch sind auch die römisch-katholische Kirche und die protestantischen Kirchen
einen Schritt weit auf die orthodoxen Kirchen zugegangen, als sie sich damit einverstanden
erklärten, das Osterdatum nach einem kosmischen Kalender zu berechnen und nicht ausgehend
von einem festen Datum, wie es vor der interorthodoxen Begegnung 1977 in Chambésy
vorgeschlagen worden war.“
Das Institut für ökumenische Studien ist eine gemeinsame
Einrichtung der Ukrainischen Katholischen Universität, der Nationalen Universität
von Lviv und einer Reihe von weiteren europäischen Hochschulen. (pm örk 28.05.2009
sk)