Der österreichische
Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll hat jede Form der politischen Vereinnahmung
von Religion im laufenden EU-Wahlkampf klar verurteilt. Im Gespräch mit dem Wiener
Radio Stephansdom kritisierte ÖVP-Politiker Pröll am Mittwoch Wahlkampfslogans der
rechtsgerichteten FPÖ und ihres Vorsitzenden Heinz-Christian Strache. Die Partei hatte
mit christlichen Symbolen und Parolen wie „Abendland in Christenhand“ um Wählerstimmen
für die Europawahl geworben. Religion aber habe, laut Pröll, mit Demut und Respekt
zu tun und dürfe nicht für politische Attacken missbraucht werden. Pröll:
„Erstens
bin ich strikt gegen eine Vereinnahmung von Religion zu parteipolitischen Zwecken
in einer sehr aufgeheizten Phase. Dem ist klar und deutlich entgegenzutreten. Zweitens
sollte man Herrn Strache und seine unqualifizierten Aussagen und Methoden nicht auch
noch durch einen Frontalangriff zum Mittelpunkt der Wahlkampagnen machen. Und drittens
finde ich es bemerkenswert, dass sich aus anderen Parteien Menschen zu Wort melden,
die in den letzten Jahren und Monaten eigentlich offen ihre Distanz zur Kirche bekundet
haben und die ersten sind, die sich jetzt dazu äußern und Bibeltexte zitieren, von
denen sie nicht einmal wissen, was geschichtlich und religiös mit Bibel verbunden
ist. Und deshalb bin ich da sehr vorsichtig, weil ich nicht möchte, dass Religion
zum Mittelpunkt einer politischen Auseinandersetzung gemacht wird.“
Als
positiv und wichtig bezeichnete Pröll auch die klare Wortmeldung der Kirchen in dieser
Sache. Katholische Kirchenvertreter wie der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hatten
sich deutlich von der FPÖ-Kampagne distanziert und jeden Missbrauch von Religion im
Wahlkampf scharf kritisiert.