Zum Frieden in der
Welt hat Papst Benedikt XVI. zum Abschluss seines eintägigen Besuchs im mittelitalienischen
Cassino und der berühmten Benediktiner-Abtei Montecassino aufgerufen. Am Sonntag Nachmittag
betete er im polnischen Soldatenfriedhof für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs
und aller Kriege. Bei Kämpfen zwischen der deutschen Wehrmacht und den auf Rom
vorrückenden Alliierten in der Region waren im Frühjahr 1944 im Lauf von vier Monaten
mehr als 70.000 Soldaten ums Leben gekommen. Mehrere Militärfriedhöfe liegen rund
um Cassino, der polnische in unmittelbarer Nähe zur Abtei. Diesen besuche er „stellvertretend
für alle Friedhöfe“, hatte der Papst zuvor betont. Vor den weißen Gedenksteinen
gedachte Benedikt auch aller, die „in der Welt aufgrund des blinden Hasses der Bürgerkriege
leiden“. „Gib ihnen den Traum einer endgültig verwirklichten Zivilisation der Liebe
und den Mut zu täglichen und wirklichen Friedenstaten.“ Mit dem Beistand des Heiligen
Geistes sollten die Menschen verstehen, „dass die Gabe des Friedens viel wertvoller
ist als jeder vergängliche Schatz“. Zuvor hatte der Papst die Benediktiner-Abtei
Montecassino besucht. Nach dem Gottesdienst am Morgen unten in der Stadt war er -
um es mit seinen Worten zu sagen - „auf dem Berg“ mit Vertretern aller benediktinischen
Zweige weltweit zusammengetroffen. Die festungsähnliche Anlage liegt auf rund 600
Metern und ist weithin sichtbar; der heilige Benedikt von Nursia hatte die Abtei 529
gegründet, viermal wurde sie in ihrer Geschichte zerstört und wieder aufgebaut, zuletzt
im Februar 1944 durch einen Bombenangriff der Alliierten. Benedikt XVI., der sich
bewusst den Namen des Heiligen aber auch des Friedenspapstes Benedikt XIV. zu eigen
gemacht hat, sagte bei der Vesper in der Abtei: „Sie erhebt sich wie eine stille
Mahnung, jede Form der Gewalt zurückzuweisen und Frieden zu schaffen: in den Familien,
in den Gemeinschaften, zwischen den Völkern und in der ganzen Menschheit. Der heilige
Benedikt lädt jeden Menschen, der auf diesen Berg steigt, dazu ein, Frieden zu suchen
und ihm nachzujagen: inquire pacem et sequere eam (Ps 33,14-15); (Regel, Prolog 17).“ Der
heilige Benedikt habe nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches von Montecassino
aus eine geistige und kulturelle Erneuerungsbewegung des Abendlandes initiiert. In
der Schule Benedikts seien die Klöster im Lauf der Jahrhunderte zu Zentren des Dialogs
und der Begegnung geworden. Verschiedene Völker seien hier durch die evangeliumsgemäße
Mahnung zum Frieden geeint, so der Papst. Dank des Einsatzes der Klöster, im täglichen
Gebet, in der Arbeit und in der Bildung, „haben ganze Völker des europäischen
Kontinents echte Befreiung erfahren sowie moralisches, geistliches und kulturelles
Wohlergehen. In Verbundenheit mit dem Vergangenen wurden sie zur konkreten Tat für
das Gemeinwohl und zur Öffnung hin zu Gott und dem Transzendenten erzogen. Beten wir
darum, dass Europa dieses Erbe der christlichen Prinzipien und Ideale stets zu schätzen
weiß. Dieses Erbe ist ein immenser kultureller und geistlicher Reichtum.“