2009-05-25 10:39:41

Indien: „Größte Demokratie – und sie funktioniert!“


Fast einen Monat haben die Wahlen in Indien gedauert – aber die Mühe hat sich gelohnt. Diesen Eindruck bekommt man, wenn man Kirchenleute über das Ergebnis sprechen hört. Klar gesiegt hat die moderate Kongress-Partei, klar verloren die Hindu-Nationalisten aus dem Umfeld der BJP-Partei. Die Frage ist, ob sich das jetzt ummünzen lässt in mehr Rechte und mehr Schutz für Minderheiten. Gerade Christen waren im letzten Jahr in einigen Bundesstaaten Indiens (vor allem Orissa) einer richtiggehenden Verfolgung durch militante Hindus ausgesetzt. Betroffen waren meist indische Ureinwohner – Kastenlose, die sich zum Christentum bekennen. Einer von ihnen ist Telesphor Placidus Toppo, Kardinal-Erzbischof von Ranchi:

„Ich habe immer schon gedacht, dass das indische Volk einen großen Sinn für Demokratie hat. Wir können den Indern vertrauen – es ist die größte Demokratie der Welt, und sie funktioniert! Wir haben Reiche und Arme, Gebildete und Analphabeten – aber die Demokratie funktioniert. Auch diesmal hat die Vernunft gesiegt.“

Dabei hatten die Meinungsforscher einen so klaren Sieg der regierenden Kongress-Partei durchaus nicht vorausgesehen.
„Ja – die Kongress-Partei wurde von ihrem Sieg selbst überrascht. Sie braucht jetzt keine Koalitionspartner, um eine Regierung zu bilden – das kann sie alleine tun.“
 Zu den Herausforderungen, die sich der nächsten Regierung stellen, gehört es, die Religionsfreiheit zu verteidigen:
„Ja, das ist wichtig für uns. Zur Lage in Orissa hatte Premierminister Manmohan Singh gesagt: Diese Gewalt, die fundamentalistische Gruppen letztes Jahr in Orissa verübt haben, ist eine nationale Schande! Die Lage der damals Verfolgten ist auch heute noch nicht zufrieden stellend. Allerdings hat mittlerweile auch der Premierminister von Orissa, Naveen Patnaik, die nationalistische Hindu-Partei BJP verlassen – das ist ein gutes Zeichen. Die Lage bessert sich allmählich. Mal sehen, was die nächste Regierung in dieser Hinsicht tun wird! Man muss den Christen die Rückkehr in ihre Häuser möglich machen – wenn sie das in Orissa nicht dürfen, dann bleibt das Problem bestehen.“
Frage an Kardinal Toppo: Sie selbst sind ein so genannter Dalit, ein Kastenloser. Was bedeutet der Wahlausgang in dieser Hinsicht?
„Bei diesem Thema gibt es wichtige Schritte nach vorne zu verzeichnen: Politisch erheben die Dalit ihr Haupt. Viele Minister und auch Parlamentsabgeordnete sind Dalit!“
(rv 20.05.2009 sk)









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