Papst in Montecassino: Für Friede und Würde der Arbeit
Papst Benedikt XVI.
hat am Sonntag einen Pastoralbesuch im mittelitalienischen Cassino und der auf einem
Berg oberhalb gelegenen Benediktiner-Abtei Montecassino unternommen. Kurz vor 10 Uhr
traf er per Hubschrauber in der Kleinstadt zwischen Rom und Neapel ein. Mit rund 20.000
Gläubigen feierte er auf der zentralen Piazza Miranda, die auf Beschluss des Stadtrats
ab sofort den Namen „Piazza Benedetto XVI.“ trägt, eine Messe. Das vom Europa-Patron
Benedikt von Nursia (480 bis 547) im Jahr 529 gegründete Kloster, das als Wiege des
abendländischen Mönchtums gilt, war am 15. Februar 1944 bei einem Bombenangriff der
Alliierten fast völlig zerstört worden. Die von Süden vorrückenden Amerikaner vermuteten
in dem Gebäude eine Stellung der Deutschen. Er mache seinen Besuch in Montecassino
65 Jahre nach der Zerstörung des Klosters, um für den Frieden in Europa und auf der
ganzen Welt zu beten, sagte Benedikt zu Beginn der Messe. Zeugnis für das große Leiden
der im Zweiten Weltkrieg heftig umkämpften Region seien die Soldatenfriedhöfe, der
polnische, der deutsche und der des Commonwealth. Benedikt XVI. beklagte, dass auch
heute noch Menschen in vielen Teilen der Erde unter Gewalt litten. - Abt-Bischof Pietro
Vittorelli würdigte in seinem Grußwort an den Papst dessen Besuch: Es sei etwas ganz
Besonderes, wenn ein Papst mit dem Namen Benedikt in die Region komme, in der der
Mönchsvater Benedikt gelebt und seine Spuren hinterlassen habe. Dessen Motto „Ora
et labora“ - bete und arbeite - bilde die Kurzfassung eines Lebensprogramms aus dem
Evangelium, sagte der Papst in seiner Predigt. „An erster Stelle steht das
Gebet; das schönste Erbe, das Benedikt den Mönchen aber auch eurer Ortskirche hinterlassen
hat… Das Gebet, zu dem die Glocke des Heiligen Benedikt die Mönche jeden Morgen mit
ihren schweren Schlägen einlädt, ist der stille Pfad, der direkt zum Herzen Gottes
führt; es ist der Atem der Seele, der uns in den Stürmen des Lebens wieder Frieden
schenkt.“ Ein weiterer Angelpunkt der benediktinischen Spiritualität ist die
Arbeit. Die Arbeitswelt menschlicher machen sei typisch für den monastischen Geist.
Der Papst wandte sich eigens an die von Arbeitslosigkeit bedrohten Menschen. „Ich
weiß, wie kritisch die Situation vieler Arbeiter ist. Ich versichere allen, die sich
um ihren Arbeitsplatz sorgen, allen, die Sozialhilfe bekommen oder gar bereits entlassen
sind, meine Solidarität. Die Wunde der Arbeitslosigkeit, die in dieser Region klafft,
muss die Verantwortlichen der öffentlichen Hand, die Unternehmer und alle, die die
Möglichkeit haben, dazu bringen – mit dem Beitrag aller – wirksame Lösungen für die
Beschäftigungskrise zu suchen, neue Arbeitsplätze zu schaffen, die Familien schützen.
Wie kann ich in diesem Zusammenhang nicht daran erinnern, dass die Familie heute dringend
besser geschützt werden muss, da sie in ihren Wurzeln bedroht wird. Ich denke an die
jungen Menschen, die Mühe haben, eine würdige Arbeit zu finden, die es ihnen erlaubt,
eine Familie zu gründen. Ihnen will ich sagen: Werdet nicht mutlos, liebe Freunde,
die Kirche verlässt euch nicht!“ Der Papst unterstrich auch den benediktinischen
Auftrag zu Kultur und Erziehung. Auch hier hätten die Mönche im Laufe der Jahrhunderte
bis heute große Spuren hinterlassen und Wesentliches geschaffen. In Italien wird
anders als woanders, das Fest Christi Himmelfahrt am Sonntag gefeiert. Und so ging
Benedikt in seiner Homilie auch ausführlich auf dieses Festgeheimnis ein. „Der
„Himmel“ ist nicht mehr ein Ort über den Sternen, sondern etwas viel gewagteres und
erhabeneres: Er gibt Christus selbst an, die Göttliche Person, die voll und ganz und
für immer die Menschheit annimmt; ihn, in dem Gott und Mensch für immer untrennbar
vereint sind. Wir nähern uns dem Himmel, ja gehen sogar hinein, in dem Maß, indem
wir uns Jesus nähern und mit ihm in Gemeinschaft treten.“ Das Fest der Himmelfahrt
müsse die Christen mit Freude und Enthusiasmus erfüllen, so wie die Apostel vom Ölberg
„in großer Freude“ aufbrechen. „Wie sie dürfen auch wir, der Aufforderung der
„zwei Männer in weißen Gewändern“ folgend, nicht zum Himmel starren, sondern müssen
unter der Führung des Heiligen Geistes allüberall hingehen und die Heil bringende
Botschaft von Tod und Auferstehung Christi verkünden.“ Der geschichtliche
Charakter des Geheimnisses der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi helfe, die
transzendente und eschatologische Dimension der Kirche zu verstehen. „Diese
ist nicht entstanden und lebt nicht um die Abwesenheit ihres „entschwunden“ Herrn
zu ersetzen, sondern findet ihren Seinsgrund und ihren Auftrag vielmehr in der unsichtbaren
Gegenwart Jesu, der durch den Heiligen Geist wirkt. In andern Worten: Wir können sagen,
dass die Kirche nicht die Aufgabe hat, die Wiederkehr eines abwesenden Jesus vorzubereiten,
sondern im Gegenteil für die Verkündigung der „ruhmreichen Gegenwart“ in geschichtlicher
und grundlegender Weise zu leben und zu wirken.“ Nach der Messe weiht Benedikt
ein Zufluchtszentrum für Migranten im Krankenhaus „Gemma de Bosis“ ein, das der Abtei
Montecassino untersteht. Am Nachmittag wird der Papst in der außerhalb der Stadt auf
rund 600 Meter liegenden Benediktiner-Abtei Montecassino die Vesper beten. Dazu reisen
rund 500 Vertreter aller Benediktiner-Zweige an. (rv/kna 24.05.2009 mc)