2009-05-24 15:15:33

D: Kirchentag beendet


Mit einem großen Abschlussgottesdienst ist am Sonntag der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) in Bremen zu Ende gegangen. Kirchentagspräsidentin Karin von Welck würdigte vor den rund 100.000 Teilnehmern das Treffen als „bestärkendes, begeisterndes und durch Musik geprägtes Glaubensfest“. Der katholische Münchner Weihbischof Franz Dietl und der evangelische Münchner Landesbischof Johannes Friedrich luden anschließend zum „2. Ökumenischen Kirchentag“ ein, der im kommenden Jahr in München von Protestanten und Katholiken gemeinsam gefeiert wird.
Von Welck wandte sich gegen Vorwürfe, der Kirchentag sei zu zahm geworden. Die derzeit komplexen Probleme ließen sich nicht durch plakative Antworten und einfache Rezepte lösen. Wer die Dinge durchdenke erreiche mehr als jemand, der lautstark nach Veränderungen rufe. Ähnlich hatte sich zuvor DEKT-Generalsekretärin Ellen Ueberschär geäußert. Sie kritisierte, dass zahlreiche Medienvertreter „Krawallkirchentage der 70er Jahre“ erwarteten.
Mit Blick auf die Wirtschaftskrise sagte von Welck, die großen Nationen hätten „ökonomisch und ökologisch das Konto überzogen“. Nun gehe es darum, einen Neuanfang zu machen. Besonders erwähnte die parteilose Hamburger Kultursenatorin die Situation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland: „Wir können nicht von der Bildungsgerechtigkeit sprechen, so lange noch jedes Jahr 80.000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen und Bildungs- und somit Aufstiegs- und Lebenschancen noch immer sozial vererbt werden.“
Der italienische Theologe Daniele Garrone sagte in seiner Predigt, die christliche Stimme dürfe „nie ein moralistisches Belehren sein“. Garrone, Mitglied der Waldenser-Kirche, warnte die Christen davor, unerbetene Ratschläge zu geben. „Die Protestanten neigen hier mehr zur sozialen Ethik, die Evangelikalen zur sexuellen, die Katholiken gleich tüchtig zu beidem“, meinte er. Christen sollten Widerstand leisten „gegen fundamentalistisches Reden, gegen Wahrheitsbesessenheit und Identitätswahn“ und mit Freundlichkeit und
Respekt über ihren Glauben an Gott sprechen. Oft sprächen Christen lieber über Ethik, weil sie für das Evangelium weniger Aufmerksamkeit erwarteten, kritisierte er.
Seit Mittwoch hatten sich in der Hansestadt knapp 100.000 Dauerteilnehmer versammelt, darunter 7,6 Prozent Katholiken. Sie konnten unter rund 2.500 Veranstaltungen wählen. außer Bundespräsident Horst Köhler kamen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), ihr Herausforderer bei der Bundestagswahl, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), sowie weitere Bundesminister. Politisches Hauptthema war die Wirtschaftskrise und der Ruf nach neuen Regeln für die internationale Finanzwirtschaft.
Auch die Diskussion um ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten flammte auf dem Kirchentag auf. Mit Blick auf den 2. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) 2010 in München warben der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer, der Benediktinermönch Anselm Grün und der evangelische Religionspädagoge Fulbert Steffensky für eine Mahlgemeinschaft. Das ÖKT-Präsidium wies die Forderung zurück.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, mahnte in Bremen zu Geduld. So sei das Amtsverständnis theologisch nicht geklärt. Die katholische Kirche lässt evangelische Christen nicht zur Eucharistie zu und untersagt es Katholiken, am Abendmahl der Protestanten teilzunehmen. Hintergrund ist unter anderem die katholische Auffassung, Geistliche der reformatorischen Kirchen seien nicht gültig geweiht.

(kna 24.05.2009 mc)







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