Dem Wahlergebnis in
Indien, das im Land selbst und in der Weltöffentlichkeit nahezu euphorisch aufgenommen
wurde, müssen erst noch Taten folgen. Das betonte der indische Jesuit und Professor
für Missionswissenschaft und den Dialog der Religionen, Francis X. D´Sa, im Gespräch
mit Radio Vatikan. Zum einen gelte dies für die Situation der religiösen Randgruppen
in Indien. D`Sa:
„Ich glaube, die künftige Regierung hat die Wahl auch für
ihre Offenheit gegenüber den religiösen Minderheiten gewonnen. Zu einem bestimmten
Zeitpunkt hat man das bezweifelt. Aber nach den extremistischen Ausschreitungen ist
man zurückgekommen zu der Einsicht, dass vielleicht die Kongresspartei die Interessen
der Minderheiten schützen wird. Die Rechtsradikalen haben ja in gewissen Teilen Indiens
gegen die Minderheiten, besonders gegen Muslime und Christen, Unheil bewirkt. Und
die Minderheiten sind unsicher geworden, in Orissa zum Beispiel. Diesbezüglich muss
sich die Kongresspartei wieder einmal wie früher für die Minderheiten einsetzen. Was
Indien jetzt gezeigt hat, ist, dass wir keine Politik des Hasses brauchen, keine Politik,
die gegen die Minderheiten ist, keine Politik des extremistischen Hinduismus.“
Neben
den Bemühungen um die Aussöhnung unter den verschiedenen Religionen erwarte das indische
Volk aber auch ganz pragmatische Schritte von der neuen Regierung.
„Jetzt
liegt es in der Verantwortung der Kongresspartei, ob sie ihr Mandat ernst nimmt und
sich für das Volk, besonders für das ländliche Volk einsetzt, oder wieder arrogant
und selbstsüchtig wird. Konkret müsste man schauen, dass man Trinkwasser auf den Dörfern
hat, bessere Straßen, Elektrizität und Schulen, besonders im ländlichen Raum. Bisher
hat man zu einseitig die Industrie betont. Die ist zwar wichtig, darf aber nicht auf
Kosten der Landwirtschaft und der Landbevölkerung gehen.“