D/USA: Aufnahme von Guantanamo-Häftlingen „ist eine Frage der Menschenwürde“
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat sich beim Kirchentag in Bremen
für die Aufnahme von Guantanamo-Gefangenen in Deutschland ausgesprochen. Wer die Zustände
in dem Lager lautstark kritisiert habe, dürfe sich nicht wegducken, wenn das Gefängnis
geschlossen und Häftlinge auch in Drittländern untergebracht werden sollten, sagte
Steinmeier am Donnerstag auf dem Podium „Menschenwürde in einer solidarischen Weltgemeinschaft“.
Guantanamo habe nicht nur zu einem Glaubwürdigkeitsverlust der USA geführt. „Der Westen
insgesamt, unsere Kultur hat an Glaubwürdigkeit verloren“, betonte Steinmeier. „Das
ist eine Frage der Menschenwürde in einer solidarischen Welt“, fügte er hinzu. Außenpolitik
dürfe sich nicht auf die Interessen des eigenen Landes beschränken; sie könne „nicht
jeden Tag aus der Sonntagspredigt“ abgeleitet werden. Der Katalog der Menschenrechte
sei zwar der richtige Kompass, doch bleibe er immer erst ein Vorgriff auf das „noch
nicht Verwirklichte“, dem sich Politik in oft mühsamen Schritten annähern müsse, sagte
der deutsche Außenminister. - US-Präsident Barack Obama beharrt trotz wachsenden Widerstands
in den USA indes darauf, das umstrittene Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba bis Anfang
nächsten Jahres zu schließen. Die meisten der gegenwärtig 240 Insassen sollten in
Hochsicherheitsgefängnissen in den USA untergebracht werden, sagte Obama in einer
Grundsatzrede in Washington. Außerdem sei er dafür, Terrorverdächtige wenn möglich
vor US-Bundesgerichten anzuklagen. Der US-Senat hatte dem Präsidenten zuvor die beantragten
Finanzmittel zur Schließung des Lagers verweigert. (pm/reuters 22.05.2009 bp)