In Berlin wird an
diesem Freitag das 60-jährige Bestehen der Bundesrepublik Deutschland gefeiert. Bei
einem Ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom zuvor erinnerte der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, an die Bedeutung des Gottesbezuges
und der Grundwerte in der Präambel des Grundgesetzes. Sie seien „das Fundament, auf
dem wir auch heute stehen“. Wenn der Mensch dagegen die Ehrfurcht vor Gott bewusst
aufkündige und sich selbst an die Stelle Gottes setze, werde die Bahn frei für Diktatur
und Willkür, so Zollitsch. An dem Gottesdienst nahmen die Spitzen von Staat, Politik
und gesellschaftlichen Organisationen teil. Im Anschluss stand im Konzerthaus am Berliner
Gendarmenmarkt ein Festakt mit einer Rede von Bundespräsident Horst Köhler auf dem
Programm. Das Grundgesetz trat am 23. Mai 1949, an diesem Samstag vor 60 Jahren, in
Kraft. Dieser Tag gilt als Gründungsdatum der Bundesrepublik. Die Deutsche Bischofskonferenz
und die Evangelische Kirche in Deutschland sprachen in einer gemeinsamen Erklärung
zum Jahrtag von einer „Erfolgsgeschichte“. Erzbischof Robert Zollitsch: „Ich
bin dankbar, dass wir das Grundgesetz haben und finde es auch großartig - selbst wenn
jedes Grundgesetz, jede Verfassung auch ihre Mängel hat und man noch Wünsche dazu
nennen könnte. Das Grundgesetzt ist wirklich eine Erfolgsgeschichte, denn es war die
Grundlage für den Aufbau eines Staates, in dem die Menschenrechte an der Spitze stehen,
in dem die menschliche Freiheit garantiert ist, eines Staates, der tatsächlich den
Schutz des Bürgers garantiert und der durch die Spielregeln, die das Grundgesetz festlegt,
zeigt, wie die Menschen miteinander umgehen können.“ Die Präambel des Grundgesetzes
spricht von der Verantwortung vor Gott und den Menschen. Politiker und Kirchenvertreter
sprechen vom Vorbildcharakter für Europa. Die Verfassung habe sich sowohl im politischen
Alltag als auch in „Krisenzeiten unserer Demokratie“ bewährt, etwa bei der Wiedervereinigung
Deutschlands, so die Kirchen in ihrem Grußwort. 60 Jahre Grundgesetz - das sind
40 Jahre Geschichte zweier getrennter Staaten und 20 Jahre seit dem Fall der Berliner
Mauer. Papst Johannes Paul II. stellte sich bei seinem letzten Deutschlandbesuch demonstrativ
vor das Brandenburger Tor. Im Juni 1996 sagte er dort: „Das geschlossene Brandenburger
Tor stand da wie ein Symbol der Trennung; als es endlich geöffnet wurde, wurde es
zum Symbol der Einheit und zum Zeichen dafür, dass die Forderung des Grundgesetzes
nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands in freier Selbstbestimmung erfüllt
ist. So kann man zu Recht sagen: Das Brandenburger Tor ist zum Tor der Freiheit geworden.
… Den Berlinern und allen Deutschen, denen ich dankbar bin für die friedliche Revolution
des Geistes, die zur Öffnung dieses Brandenburger Tores führte, rufe ich zu: Löscht
den Geist nicht aus! Haltet dieses Tor geöffnet für euch und alle Menschen! … Der
Mensch ist zur Freiheit berufen.“ Vor dem Brandenburger Tor findet am Samstag
das Bürgerfest zu 60 Jahre Bundesrepublik statt. Im nahen Reichstagsgebäude wählt
die Bundesversammlung den Bundespräsidenten für die kommenden fünf Jahre. Seit 1979
tritt sie traditionell am 23. Mai zusammen, dem Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes. (rv/pm
22.05.2009 bp)