Benedikt besucht Benedikt:
Am Sonntag reist der Papst für einen Tag zum Montecassino, der Wiege des abendländischen
Mönchtums. Vormittags feiert er zunächst eine Messe unten in der Stadt, dann fährt
er hoch zum Koster – um nachmittags mit Äbten und Äbtissinnen der benediktinischen
Familie aus aller Welt eine Vesper zu feiern – am Grab des Patrons Europas. Was bedeutet
Benedikt Benedikt? Stefan von Kempis hat Zitate und Anmerkungen zusammengestellt: Er
war schon mal hier – mehr als einmal. Im Kloster auf dem Montecassino entstand im
Frühjahr 2000 Kardinal Ratzingers Gesprächsbuch „Gott und die Welt“. „Wir bräuchten
auch heute eine Art heiligen Benedikt, der in Zeiten des Zerfalls und des Niedergangs
eine Stadt auf dem Berg gründet wie Montecassino“ – das sagte Ratzinger am 1. April
2005 bei einem Vortrag. Knappe drei Wochen später war er Papst – und schrieb sich
die Herausforderung namens Benedikt in seinen eigenen Papstnamen. „Der heilige
Benedikt ist ein fundamentaler Bezugspunkt für die Einheit Europas und ein starker
Hinweis auf die Unverzichtbarkeit der christlichen Wurzeln seiner Kultur und Zivilisation.”
Das sagt der neue Pontifex aus Bayern, dem Land der Benediktinerklöster, in seiner
ersten großen Audienz. „Ich bitte ihn, uns zu helfen, dass Christus in unserem Leben
zentral bleibt. Er stehe in unserem Denken und Tun immer an erster Stelle!“
Bei
seiner Frankreichreise im September letzten Jahres kommt Benedikt XVI. auf das benediktinische
Modell zurück. In einer großen Rede vor Intellektuellen in Paris entwickelt er, wie
die benediktinischen Mönche Gott suchten – und eine neue Zivilisation fanden. „Gott
suchen und sich von ihm finden lassen.“ Die Gottesfrage und die Suche nach Gott sei
auch heute „Fundament jeder Kultur“. Und bei einer großen Audienz für Benediktiner
um die gleiche Zeit formuliert er: „In euren Klöstern vertieft ihr täglich die Begegnung
mit Christus, den ihr immer als Gast, Freund und Gefährten bei euch habt. Darum sind
eure Klöster Orte, wo Männer und Frauen auch heute hingehen, um Gott zu suchen und
die Zeichen der Präsenz Christi wahrzunehmen... seiner Nächstenliebe, seines Erbarmens“.
Klöster wie Montecassino sind für den Papst nicht nur Orte der Zurückgezogenheit,
abseits aller Hektik:
„Das monastische Leben hat zwar in seiner Entlegenheit
eine seiner Wurzeln, aber ein Kloster hat auch eine öffentliche Funktion im Leben
der Kirche und der Gesellschaft – es soll dem Glauben als Lebensform Sichtbarkeit
verleihen!“ „Wenn wir den wahren Fortschritt suchen, können wir auch heutzutage
die Regel des heiligen Benedikt als Leuchte für unseren Weg nehmen. In der Schule
dieses großen Mönchs lernen wir, den wahren Humanismus zu leben.”