2009-05-21 12:25:10

Somalia: Auf einmal sind sie wieder da


RealAudioMP3 Vor vier Monaten sind sie aus Somalia abgezogen worden – auf einmal sind sie wieder da: die äthiopischen Truppen. Zwar verneint die Regierung in Addis Abeba den erneuten Einmarsch ins unsichere Nachbarland, doch Augenzeugenberichte über äthiopische Truppen rund um Beledwayne sprechen dagegen. Die Stadt liegt etwa 330 km nordwestlich von der somalischen Hauptstadt Mogadischu. „Das sind zwar nur Stimmen“, sagt dazu der Apostolische Administrator von Mogadischu, Giorgio Bertin, „aber eigentlich war das vorauszusehen. Vermutlich wollen die Äthiopier eine wichtige Nord-Süd-Verbindung unter ihre Kontrolle bringen, an der auch Mogadischu liegt. Schon in den letzten zwei Monaten hatte es immer wieder mal geheißen, dass ein äthiopisches Bataillon einmarschiert wäre, um irgendwelche Gruppen zu jagen, die der äthiopischen Grenze zu nahe kamen. Wenn man sieht, wie die Übergangsregierung jetzt ins Wanken gerät, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich Äthiopien zum Eingreifen gedrängt sieht.“

In Mogadischu haben erst an diesem Mittwoch Aufständische eine Kaserne der Afrikanischen Union angegriffen und dabei auch drei Zivilisten getötet. Islamistische Rebellen, die wieder an die Macht in Somalia wollen, hatten schon vor ein paar Tagen den Geburtsort von Präsident Sharif Scheich Ahmed unter ihre Kontrolle gebracht. Von der strategischen Stadt Johwar aus, die nur neunzig Kilometer von der Hauptstadt Mogadischu entfernt ist, bauen die Islamisten ihre Position immer weiter aus. Bei der Einnahme des Dorfes Mahdav sei es zu keinerlei Kampfhandlungen gekommen, schreibt die Nachrichtenagentur afp.

„Die Übergangsregierung steht unter Druck“, so Bischof Bertin, „auch in Mogadischu selbst; sie kontrolliert wohl nur noch ein Drittel des Landes. Die Bevölkerung macht wieder einmal das durch, was sie schon in den 19 Jahren des Bürgerkriegs durchmachen musste... diesmal aber mit besonderer Angst: Ihr wird nämlich immer klarer, dass diese Fundamentalisten ihnen das Leben sehr schwer machen werden. Somalia hat nämlich ansonsten eine eher freie Tradition.“

Erst Ende Januar war der als gemäßigter Islamist geltende Scheich Ahmed zum Präsidenten gewählt worden; zuvor hatte er lange mit den jetzigen Aufständischen zusammgearbeitet, sich dann aber in einen so genannten „Friedensprozeß von Djibuti“ einordnen lassen. Die Aufständischen, die so genannten „Shabab“, kontrollieren den Süden und große Teile von Zentral-Somalia. Bischof Bertin hat nur einen Wunsch für die Zukunft des gescheiterten Staates am Horn von Afrika:

„Dass der Frieden wiederkommt. Dass die jetzige Regierung durchhält, und dass die Bevölkerung sich dazu entscheidet, diese Übergangsregierung stärker zu unterstützen...“

Somalische Regierungs- und Oppositionsvertreter wollen in Rom darüber beraten, wie das Bürgerkriegschaos im Land und die Piraterie vor der Küste überwunden werden kann. Das Treffen werde am 10. Juni stattfinden, teilte die italienische Regierung am Mittwoch mit.

(rv 21.05.2009 sk)








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