D/Italien: Karlspreis an Andrea Riccardi von Sant'Egidio
Der Internationale
Aachener Karlspreis 2009 wird an diesem Donnerstag – zu Christi Himmelfahrt - an den
italienischen Historiker Andrea Riccardi verliehen. Der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft
Sant'Egidio sei „ein großer Europäer, der mit leidenschaftlichem Engagement für die
Verständigung über alle konfessionellen und nationalen Grenzen hinweg“ eintrete, begründete
das Karslpreis-Direktorium seine Entscheidung. Mit der Gemeinschaft Sant'Egidio habe
Riccardi einen bedeutenden Beitrag für eine friedlichere und gerechtere Welt geleistet.
Insofern bedeute die Auszeichnung mit dem Aachener Karlspreis eine große Verantwortung,
sagte uns Riccardi:
„Nicht nur für mich, sondern für die ganze Gemeinschaft!
Denn den Preis erhalte nicht ich, sondern die Gemeinschaft. Die Verantwortung, die
wir fühlen, Männer und Frauen zu sein, die für das Evangelium leben. Europäer, die
nicht ihre Wurzeln vergessen. Das Christsein und das Dasein für die anderen sind in
ihre Zukunft eingeschrieben.“ Die ökumenische Bewegung hat heute nach eigenen
Angaben rund 50.000 Mitglieder in 70 Ländern. Riccardi, damals Student, gründete Sant'Egidio
1968 in Rom zusammen mit einigen Mitstreitern. Man traf sich mit Armen und Obdachlosen
und las mit ihnen aus dem Evangelium. Das Evangelium ist es, das die Gemeinschaft
seit ihrer Gründung in die Tat umsetzen will. In den 80er Jahren erweiterte Sant-Egidio
seinen Aktionskreis nach Afrika. 1992 glückte nach hartnäckiger Vermittlungsarbeit
der Gemeinschaft ein Friedensabkommen in Mosambik, das bis heute hält. Unter anderem
dafür und erhielt Sant'Egidio 1999 den Friedenspreis der UNESCO. Für das Aids-Projekt
„Dream“ in Afrika, eines der wichtigsten Programme zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit,
wurde Sant'Egidio 2004 mit einem Sonderpreis der renommierten Schweizer Balzan-Stiftung
geehrt. In Italien setzt sich die Gemeinschaft besonders für illegale Bootsflüchtlinge
aus Afrika ein. Riccardi: „Sant'Egidio ist eine europäische Tatsache. Als eine
kleine, umgrenzte Gemeinschaft, die befreundet ist mit den Armen, will Sant'Egidio
Europa sagen, dass es nicht für sich allein leben kann. Vielmehr muss es für die anderen
leben. Wir dürfen nicht wie eingeschlossen in unseren nationalen Grenzen leben, sondern
müssen die Würde entdecken, Europäer zu sein - verschieden, aber nicht getrennt.“
Der
Karlspreis wird seit 1950 traditionell am Fest Christi Himmelfahrt an Personen oder
Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben.
2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen Außerordentlichen Karlspreis. Weitere Träger
waren Konrad Adenauer, Francois Mitterand, Helmut Kohl, Vaclav Havel, Tony Blair,
Bill Clinton und Angela Merkel. (rv/kna 20.05.2009 gs)