Der Kampf der pakistanischen
Armee gegen die Taliban im Swat-Tal hat in den vergangenen Tagen eine massive Flüchtlingswelle
ausgelöst. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind inzwischen zwei Millionen Menschen
auf der Flucht. Von ihnen konnten nur 200.000 in Flüchtlingscamps unterkommen. Die
meisten versuchen, sich alleine durchzuschlagen, berichtet der Leiter des Roten Kreuzes
in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, Erhard Bauer. Die Lage der Menschen sei
katastrophal, so Bauer im Kölner Domradio:
„Im pakistanischen Tiefland herrschen
Temperaturen weit über fünfundreißig, vierzig Grad. Deshalb ist im Sommer die Wasserversorgung
schwierig. Es geht auch darum, geeignete Unterkünfte zu bieten, die den Menschen nicht
nur ein wenig Schatten spenden, sondern ihnen auch in dieser sengenden Hitze eine
gute Unterkunft bieten. Daneben wird mit der wachsenden Anzahl an Flüchtlingen auch
die Gesundheitsversorgung zu einem Problem. Und hier muss insbesondere darauf hingearbeitet
werden, dass eine angemessene Versorgung mit Sanitäranlagen gewährleistet wird.“
Problematisch
sei, dass ausländischen Hilfsorganisationen der Zugang in das Kampfgebiet untersagt
ist. Das Rote Kreuz unterstützt daher einheimische Hilfsorganisationen und betreut
Flüchtlingscamps. Eine schnelle Lösung des Konflikts sei nicht in Sicht, meint Bauer:
„Die
Regierung drängt momentan auf eine militärische Entscheidung. Aber wir können wohl
schon heute sagen, dass diese Entscheidung, wenn überhaupt, dann nur für kurze Dauer
eine Lösung bringt. Vieles in Pakistan wird sich verändern müssen, damit dieser Konflikt
entschärft wird, damit die Militanten keinen Zulauf mehr bekommen und die Bevölkerung
ausreichende Lebensstandards hat. Das würde letztendlich dazu führen, dass dieser
Konflikt keinen Nährboden mehr hat. Aber es ist zu befürchten, dass das, was wir heute
sehen, uns in der einen oder anderen Form noch mehrere Jahre begleiten wird.“
Die
Kämpfe im Swat-Tal im Norden Pakistans dauern seit gut einer Woche an. Zunächst hatte
die Regierung versucht, den Islamisten mit Zugeständnissen entgegenzukommen. So wurde
die Scharia, das islamische Recht, im Swat-Tal wieder eingeführt. Die Taliban drangen
jedoch in weitere Gebiete vor und kündigten eine Ausdehnung ihrer Herrschaft auf ganz
Pakistan an. 95 Prozent der 160 Millionen Einwohner Pakistans sind Muslime. Vom Erstarken
der Taliban im Norden des Landes fühlen sich besonders die religiösen Minderheiten
im Land bedroht, darunter auch viele Christen.