2009-05-19 13:13:07

Pakistan: Zwei Millionen auf der Flucht


RealAudioMP3 Der Kampf der pakistanischen Armee gegen die Taliban im Swat-Tal hat in den vergangenen Tagen eine massive Flüchtlingswelle ausgelöst. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind inzwischen zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Von ihnen konnten nur 200.000 in Flüchtlingscamps unterkommen. Die meisten versuchen, sich alleine durchzuschlagen, berichtet der Leiter des Roten Kreuzes in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, Erhard Bauer. Die Lage der Menschen sei katastrophal, so Bauer im Kölner Domradio:

„Im pakistanischen Tiefland herrschen Temperaturen weit über fünfundreißig, vierzig Grad. Deshalb ist im Sommer die Wasserversorgung schwierig. Es geht auch darum, geeignete Unterkünfte zu bieten, die den Menschen nicht nur ein wenig Schatten spenden, sondern ihnen auch in dieser sengenden Hitze eine gute Unterkunft bieten. Daneben wird mit der wachsenden Anzahl an Flüchtlingen auch die Gesundheitsversorgung zu einem Problem. Und hier muss insbesondere darauf hingearbeitet werden, dass eine angemessene Versorgung mit Sanitäranlagen gewährleistet wird.“

Problematisch sei, dass ausländischen Hilfsorganisationen der Zugang in das Kampfgebiet untersagt ist. Das Rote Kreuz unterstützt daher einheimische Hilfsorganisationen und betreut Flüchtlingscamps. Eine schnelle Lösung des Konflikts sei nicht in Sicht, meint Bauer:

„Die Regierung drängt momentan auf eine militärische Entscheidung. Aber wir können wohl schon heute sagen, dass diese Entscheidung, wenn überhaupt, dann nur für kurze Dauer eine Lösung bringt. Vieles in Pakistan wird sich verändern müssen, damit dieser Konflikt entschärft wird, damit die Militanten keinen Zulauf mehr bekommen und die Bevölkerung ausreichende Lebensstandards hat. Das würde letztendlich dazu führen, dass dieser Konflikt keinen Nährboden mehr hat. Aber es ist zu befürchten, dass das, was wir heute sehen, uns in der einen oder anderen Form noch mehrere Jahre begleiten wird.“

Die Kämpfe im Swat-Tal im Norden Pakistans dauern seit gut einer Woche an. Zunächst hatte die Regierung versucht, den Islamisten mit Zugeständnissen entgegenzukommen. So wurde die Scharia, das islamische Recht, im Swat-Tal wieder eingeführt. Die Taliban drangen jedoch in weitere Gebiete vor und kündigten eine Ausdehnung ihrer Herrschaft auf ganz Pakistan an. 95 Prozent der 160 Millionen Einwohner Pakistans sind Muslime. Vom Erstarken der Taliban im Norden des Landes fühlen sich besonders die religiösen Minderheiten im Land bedroht, darunter auch viele Christen.

(dr/reuters/rv 19.05.09 ad)








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