USA: Obama ruft in Abtreibungsdebatte zu "Toleranz" auf
US-Präsident Barack
Obama hat Lebensschützer und Befürworter der Wahlfreiheit zur Abtreibung im Fall einer
ungewollten Schwangerschaft zu gegenseitiger Toleranz aufgerufen. Nur so könne man
entdecken, dass gemeinsame Ziele wie eine ethisch verantwortungsvolle Gesundheitspolitik
möglich sind, sagte Obama am Sonntag bei einer Rede an der renommierten katholischen
Universität Notre Dame in Indiana. Anlass war die Verleihung der Ehrendoktorwürde
an Obama.
„Lasst uns also zusammenarbeiten, um die Zahl der Frauen, die
abtreiben, zu verringern und um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Lasst
uns die Möglichkeit der Adoption erleichtern, lasst uns gemeinsam die Frauen unterstützen
und fördern, die ihr Kind austragen. Und lasst uns auch die Meinung derjenigen achten,
die gegen Abtreibung sind und eine sensible Gewissensklausel formulieren und damit
dazu beitragen, dass unsere Gesundheitspolitik nicht nur auf einer soliden Wissenschaft
basiert, sondern auch auf einer klaren Ethik sowie auf der Gleichberechtigung und
dem Respekt gegenüber Frauen.“
Kirchenvertreter in den USA hatten Obamas
Auszeichnung sowie den damit verbundenen Auftritt des Präsidenten bei der Abschlussfeier
der katholischen Universität seit Wochen scharf verurteilt. Obamas liberale Haltung
im Bezug auf Abtreibung sei unvereinbar mit den Prinzipien katholischer Ethik, lautete
die Kritik. Bei Anti-Obama-Demonstrationen vor der Universität waren bereits am Samstag
rund 40 „Pro-Life“-Aktivisten wegen unbefugten Betretens festgenommen worden. Dennoch
habe sich der Protest gelohnt, sagt ein Lebensschützer.
„Ich denke, wir
haben unsere Ziele absolut erreicht, indem wir der Notre-Dame-Universität ein sehr
klares Zeichen gegeben haben; und zwar, dass wir diese Art des Verrats an den katholischen
Moral-Prinzipien und der Heiligkeit des Lebens nicht tolerieren. Ich glaube, sie werden
es sich das nächste Mal gut überlegen, ob sie noch einmal eine solche Einladung aussprechen.“
Jüngsten
Umfragen zufolge lehnen immer mehr Amerikaner Abtreibungen ab. In einer am Freitag
veröffentlichten Gallup-Erhebung bezeichneten sich 51 Prozent der Befragten als „Pro-Life“-Anhänger.