2009-05-18 13:31:34

Auftakt der Afrikareise: Ankunft in Kamerun


Papst in Kamerun: „Christen können nicht schweigen angesichts der Ungerechtigkeit“
„Welche Freude, zum ersten Mal seit meiner Wahl zum Papst in Afrika zu sein!“ Das sagte Benedikt in seiner ersten Ansprache auf afrikanischem Boden. Er gratulierte Kamerun zum 50. Jahrestag seiner Unabhängigkeit und lobte das freundliche Klima zwischen den Konfessionen und Religionen im Land. Hier sind die Kernsätze aus der Papstrede am Flughafen von Yaoundé.
„Ich komme zu euch als Hirte. Ich komme, um meine Brüder und Schwestern im Glauben zu stärken, wie einst Petrus. Als Petrus am Pfingsttag in Jerusalem predigte, da waren auch Zuhörer aus Afrika dabei. Das Zeugnis vieler großer Heiliger dieses Kontinents in den ersten Jahrhunderten des Christentums garantiert Afrika einen besonderen Platz in der Kirchengeschichte. Bis heute haben Heerscharen von Missionaren und Märtyrern in allen Teilen Afrikas Zeugnis für Christus abgelegt, und heute zählt die Kirche hier etwa 150 Millionen Gläubige.“
Benedikt erinnerte daran, dass Papst Johannes Paul 1995 in Yaoundé das Abschlussdokument einer Bischofs-Sondersynode für Afrika vorstellte. Er komme nun, um das Arbeitspapier der zweiten Sondersynode zum Thema Afrika zu präsentieren; das Bischofstreffen findet im Oktober in Rom statt. Er hoffe auf einen „Moment der Gnade“ und einen „neuen missionarischen Aufbruch“ der afrikanischen Kirche.
„Auch mitten im größten Leiden bringt die christliche Botschaft immer Hoffnung mit sich. Die Begegnung mit dem lebendigen Gott kann auch in einer Lage großen Leids und großer Ungerechtigkeit alles verwandeln. Ein Christ kann niemals schweigen angesichts des Schmerzes und der Gewalt, der Armut und des Hungers, der Korruption und des Machtmissbrauchs! Die rettende Botschaft des Evangeliums will mit Kraft und Klarheit verkündet werden, damit das Licht Christi im Dunkel des Lebens der Menschen leuchtet. Auch hier in Afrika hungern zahllose Menschen nach einem Wort der Hoffnung und des Trostes. Regionale Konflikte führen zu Tausenden Obdachlosen und Bedürftigen, Waisen und Witwen.“
Überraschend deutlich ging Papst Benedikt schon in seiner ersten Ansprache auf die Probleme Afrikas heute ein.
„Der Kontinent hat in der Vergangenheit erlebt, dass viele seiner Einwohner grausam geraubt und verschifft wurden, um als Sklaven zu arbeiten; heute ist der Menschenhandel, besonders mit wehrlosen Frauen und Kindern, zu einer modernen Form der Sklaverei geworden. In einer Zeit weltweiter Nahrungsmittelknappheit, der Finanzkrise und des Klimawandels leidet Afrika überproportional: Immer mehr seiner Einwohner werden zu Opfern des Hungers, der Armut, der Krankheit. Sie schreien nach Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden – und genau das ist es, was die Kirche ihnen bietet: Nicht neue Formen wirtschaftlicher und politischer Unterdrückung, sondern die Freiheit der Kinder Gottes. Nicht kulturelle Modelle, die das Recht der Ungeborenen ignorieren, sondern das reine Wasser des Evangeliums vom Leben. Nicht bittere Rivalitäten zwischen Volksgruppen und Religionen, sondern den Frieden und die Freude des Reiches Gottes – die Zivilisation der Liebe.“
Der Papst erwähnte, dass mehr als ein Viertel der Einwohner Kameruns sich zum katholischen Glauben bekennt. Die Kirche sei also „in einer guten Ausgangslage, um für das Wohl der Menschen und die Versöhnung einzutreten“. Das tue sie besonders in der Sorge um Kranke und Behinderte sowie im Schulwesen.
„Kamerun ist ein Land der Hoffnung für viele in Zentralafrika. Tausende von Flüchtlingen aus Ländern der Region, die vom Krieg verwüstet sind, haben hier Aufnahme gefunden. Es ist ein Land des Lebens – mit einer Regierung, die sich eindeutig auch für die Rechte der Ungeborenen einsetzt. Es ist ein Land des Friedens: Kamerun und Nigeria haben einen Streit um eine Halbinsel im Dialog aus der Welt geschafft und damit der Welt gezeigt, dass eine geduldige Diplomatie immer Früchte bringen kann. Es ist ein Land der jungen Leute mit einer vitalen, jungen Bevölkerung. Mit Recht sprechen manche von „Afrika in Miniatur“ – es ist Heimat von über 200 ethnischen Gruppen, die in Harmonie miteinander leben... Gott segne Kamerun! Gott segne Afrika!“ (rv)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154098.RM

 
Papst: „Afrikas Aids-Krise löst man nicht mit Kondomen“
Bereits zum Antritt der Afrikareise ist Aids für Papst Benedikt zu einem Thema geworden: Die Aids-Epidemie in Afrika könne nicht mit der Verteilung von Kondomen gelöst werden. Im Gegenteil, dies vertiefe die Probleme nur. Das betonte der Papst während des Fluges von Rom nach Kamerun. Wie üblich bei Papstreisen fand auch diesmal eine „fliegende Pressekonferenz“ hoch über den Wolken statt.
Der Papst wörtlich:
„Die katholische Kirche leistet in Afrika viel im Kampf gegen Aids. Es ist eine Tragödie, die man nicht mit Geld überwinden kann. Vielmehr kommt es auf ein moralisch richtiges Verhalten und zugleich auf eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber den Kranken an.“
Soweit das Kirchenoberhaupt gegenüber den mitreisenden Journalisten. Entschieden wandte sich Benedikt XVI. gegen Behauptungen in den Medien, er sei im Vatikan einsam und isoliert.
„Ehrlich gesagt: Ich muss über diesen Mythos der Einsamkeit lachen. Ich fühle mich in keiner Weise einsam. Jeden Tag treffe ich mich mit Freunden, Mitarbeitern, mit den Chefs der vatikanischen Behörden und Bischöfen.“
Der Papst rief zu internationaler Solidarität auf, damit Afrika unter dem Druck der Wirtschaftskrise nicht zusammenbreche. Er meinte, dass die Finanz- und Wirtschaftswelt ethische Fragen in den Vordergrund rücken sollte.
„Diese Wirtschaftskrise ist das Resultat eines ethischen Defizits. Mit diesem Thema werde ich mich in meiner neuen Enzyklika befassen. Die Enzyklika war fast fertig, doch dann ist die globale Rezession hinzugekommen, und wir haben den Text revidieren müssen, um der Menschheit eine Botschaft zu dieser Weltlage zu bieten.“
Die Kirche in Afrika stehe den Armen und den Leidenden nahe. Dennoch sei sie keine „perfekte Gemeinschaft“. Daher sei „eine Bereinigung der Strukturen und eine Reinigung der Herzen“ notwendig. Benedikt XVI. sprach in diesem Zusammenhang auch von der Aggressivität der neuen Sekten in Afrika.
„Es stimmt, in Afrika gibt es Probleme mit den Sekten. Wir verkünden nicht wie sie Wunder und Reichtum. Diese Sekten sind sehr instabil, und der Katholizismus kann sie mit seiner Struktur und Einheit durchaus bekämpfen. Unser Netz kann den Tribalismus überwinden.“ (rv)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154089.RM

 
„Wir sind Papst“: Kamerun. Streiflicht auf Geschichte und Gesellschaft
Ganz Afrika umarmen - das will Benedikt XVI. während seiner ersten Reise auf den Kontinent. Nicht von ungefähr, scheint es, betritt er daher in Kamerun erstmals als Papst afrikanischen Boden. Aus der Hauptstadt Yaoundé berichtet Birgit Pottler. (rv)
Der Beitrag von Birgit Pottler zum Nachlesen und Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273446

 
Yaoundé begrüßt den Papst
„Benedikt XVI. kommt zu uns!“ schreiben die Zeitungen, und mit dem Papst kommt die Sonne nach Yaoundé. In den vergangenen Tagen stöhnte die Hauptstadt Kameruns unter wolkenverhangener Schwüle, zur Ankunft Benedikts XVI. zeigt sie ihre Farben: dunkles Rot der Erde, tiefes Grün der Ausläufer des Regenwaldes. Unsere Korrespondentin Birgit Pottler ist vor Ort.
Hunderte Flaggen wehen im leichten Wind, die Nationalfarben Kameruns, grün, rot und gelb, mischen sich an öffentlichen Gebäuden, entlang der Straßen und auf Plätzen mit dem gelb-weiß des Vatikans. Vom Flughafen bis zur Nuntiatur begrüßen Spruchbänder das Kirchenoberhaupt auf Afrikamission. „Heiliger Vater, wir teilen ihre Ansicht von einer gemeinsamen Zukunft für alle Völker der Erde“ prangt über dem Boulevard für staatliche Aufmärsche, ein Appell für Ökumene und friedliches Miteinander der Religionen an der Straße in Richtung Marienbasilika.
Wo immer der Papst in diesen Tagen vorbeifährt, war vor wenigen Tagen noch Baustelle. Auf den knapp 30 Kilometern vom Flughafen in die Hauptstadt wurden am Samstagabend die letzten Meter asphaltiert und die Mittelstreifen gezogen.
„Venite adoremus…“ erklingt am Sonntagmorgen im Zentrum, es sind Tonproben, die auf den Gast aus Rom einstimmen. Einer der Helfer verschnürt weiße Kabel an einem Strommast, zuvor hat er damit das offizielle Foto Benedikts XVI. im Holzrahmen befestigt. Auf der anderen Straßenseite prangt Staatspräsident Paul Biya im Holzrahmen. Offizielle Flyer und Plakate zeigen Kirchen- und Staatsoberhaupt gemeinsam; Biya, Präsident seit 1982, ist bemüht, sich Afrika und der Welt in gutem Licht zu zeigen; immenses Aufgebot an Sicherheitspersonal und auf absolute Höflichkeit und besten Service für Presse und auswärtige Gäste – getrimmtes Personal eingeschlossen.
„Dank sei Gott und Johannes Paul II.“ steht unter manchen Plakaten und Bildern Benedikts XVI., die eifrige Helfer am Straßenrand gegen Kleingeld verteilen. „Der Papstbesuch ist eine Ehre, ja eine Gnade“, sagt einer der engagierten Organisatoren rund um die Kathedrale in der Hauptstadt. „Kamerun hat dieses Glück, das gleich zwei Päpste unser Land besuchen. Das bedeutet, dass Gott Kamerun liebt. Unser Land lebt heute im Frieden, und das heißt, Gott hat gesehen, dass das Volk viel gebetet hat. Der Besuch des Papstes bedeutet für uns Heil.“
Der Mann im Anzug und violetter Armbinde erinnert an die erste Enzyklika Benedikts und wartet auf eine Grundaussage: „Frieden bedeutet Liebe, Nächstenliebe, bedeutet gutes Miteinander.“
Der Besuch Benedikts soll den Glauben im Land also noch mehr stärken, und die Kirche gegenüber den Sekten festigen. Die Chorleiterin der Kathedrale meint: „Die Menschen sollten verstehen, dass der Glaube hier wirklich gelebt werden muss, nur so können wir soziale Spannungen überwinden.“ (rv)
Birgit Pottlers Beitrag zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154144.RM

 
Stationen Benedikts in Yaoundé, Stadt auf sieben Hügeln
Zwei Kirchen, das Fußballstadion und eine Krankenstation besucht Benedikt XVI. während seines Aufenthalts in Kamerun, erste Station auf seiner Afrikareise. Ein wenig mag er sich heimisch fühlen, wie Rom ist Yaoundé auf sieben Hügeln erbaut.
Von einer ersten Ortsbesichtigung berichtet unsere Korrespondentin Birgit Pottler: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273508
 
Kamerun: Pressestimmen zur Ankunft Benedikts XVI.
Am Tag der Ankunft von Papst Benedikt in Kamerun sind die größten Zeitungen des Landes voll von Begrüßungsbotschaften. „Benedikt XVI. kommt - Kamerun hat die Ehre“ und „Kamerun heißt den Heiligen Vater willkommen“ überschreibt die staatliche Tageszeitung „Cameroon Tribune“ in der Hauptstadt Yaoundé ihren Leitartikel über die letzten fieberhaften Vorbereitungen auf die Ankunft des Papstes. Noch nie habe das Land eine so große ausländische Delegation wie die insgesamt (wenn man auch anreisende Bischöfe mitrechnet) 800-köpfige Gesandtschaft um Benedikt erwartet, heißt es dort. Positiv unterstreicht das Blatt das große mediale Interesse, das sich durch den Papstbesuch auf Kamerun richte. In einer 56-seitigen Sonderbeilage informiert die Tageszeitung ihre Leser über den Werdegang Benedikts von seiner Kindheit bis zur Nachfolge auf dem Stuhl Petri. Ohne auf die europäischen Kontroversen der vergangenen Wochen einzugehen, lobt die Zeitung auf der Meinungsseite Benedikt XVI. als „moralische Figur und Orientierungspunkt, der als Gegengewicht von den Regierungen der Welt gefürchtet sei“. Afrika sei nicht besser oder schlechter als seine Epoche, schreibt der Kommentator weiter, vor allem aber liebe es den Papst und brauche ihn. Gleichzeitig appelliert der Autor: „Lieber Heiliger Vater, die Afrikaner sind es leid, nichts erwarten zu dürfen von einer Welt, die sich globalisiert, ohne sich zu solidarisieren, inmitten von ungerechten und aufgezwungenen Regeln.“ Vom Papst würden sie daher „standhafte Ermahnungen zu Gerechtigkeit und Solidarität“ erwarten.
„Die Gläubigen fiebern dem Papst entgegen“, lautet der Titel der Tageszeitung „Mutations“. Zwei Tage vor der Papstmesse im Amadou-Ahidjo-Stadion in Yaoundé seien die Eintrittskarten restlos ausverkauft, heißt es weiter. „Die ganze Welt wird zur Papstmesse im Stadion vertreten sein“, betont auch der Generalvikar der Diözese Yaoundé im Interview mit Mutations. Weiter berichtet das Blatt über die Schwierigkeiten in der Hauptstadt, den großen Pilgeransturm zu bewältigen. Pilger kämen vor allem aus der Küstenstadt Douala, die die meistbevölkerte Stadt und Wirtschaftszentrum des Landes ist.
„Benedikt XVI. herzlich willkommen in Kamerun“, begrüßt auch die Tageszeitung „Le Jour“ das katholische Kirchenoberhaupt. Unter Berichten über den genauen Ablauf und das Programm der Reise findet sich auch ein Dementi der Behauptung, der Papst wolle mit seinem Besuch seine Unterstützung für die Regierung unter Präsident Biya zum Ausdruck bringen.
Kritische Töne zum Papstbesuch sind rar, was auch an der eingeschränkten Pressefreiheit im Land liegt. So greift die Tageszeitung „L’Indépendant“ die Polemiken um den Abriss alter Wohnviertel in Yaoundé auf, für die der Papstbesuch vordergründiger Anlass gewesen sein soll. „Warten auf den Papst – Alarmstufe Rot in Yaoundé“ titelt „The Post“ und unterstreicht damit das Sicherheitsproblem sowie den personellen und finanziellen Aufwand, den der Papstbesuch verursache. (rv/kna)
 
Lombardi: Fröhliche Begrüßung ist gutes Zeichen
Begeistert hat Kamerun am Dienstag den Papst in Empfang genommen. Mit klaren Worten begrüßte Benedikt XVI. seinerseits das Land und den ganzen afrikanischen Kontinent. In seiner Ansprache auf dem Flughafen der Hauptstadt Yaoundé hat der Papst bereits die großen politischen Themen angesprochen, die Afrika bewegen. Hunderttausende Menschen haben ihm bei seiner anschließenden Fahrt nach Yaoundé zugejubelt. Das sei ein gutes Omen für die gesamte Reise, meint Vatikansprecher Pater Federico Lombardi. Unsere Korrespondentin Birgit Pottler hat mit ihm über erste Eindrücke und bevorstehende Höhepunkte der Papstreise gesprochen. (rv)
Zum Nachlesen und -hören: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273645
 







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