Afrika: Sechster Tag, Friedensappell und Frauentreffen
Im letzten Gottesdienst auf afrikanischem Boden hat Papst Benedikt XVI. erneut zu
Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen. „Dieser große Kontinent ist randvoll
mit Hoffnung, dürstet aber immer noch nach Gerechtigkeit, Frieden und einer gesunden
und maßvollen Entwicklung, die dem Volk eine Zukunft des Fortschritts und des Friedens
sichert“, sagte das Kirchenoberhaupt beim Angelusgebet an diesem Sonntag. Bei der
Vesper mit Frauenorganisationen appellierte der Papst am Nachmittag auch an die Männer
Afrika: Sie sollten den Frauen die volle Gleichberechtigung in der Gesellschaft zugestehen
und selbst in der Familie aktiver werden.
„Afrika mit afrikanischen
Werten” In seiner Abschlusspredigt in Angola hat Papst Benedikt XVI. Afrika
zu Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen. Nach den langjährigen Bürgerkriegen
müsse es nun um einen Neuanfang gehen, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntagmorgen
bei einer Messe vor rund einer Million Gläubigen in der angolanischen Hauptstadt Luanda.
Überschattet wurde die Veranstaltung vom Tod zweier Mädchen, die am Samstag in den
Menschenmassen am Stadion von Luanda ums Leben kamen. Den Angehörigen sprach Benedikt
seine Solidarität und sein tiefes Beileid aus; vor allem, weil die Mädchen zum Stadion
gekommen seien, um ihn zu sehen. In der anschließenden Fastenpredigt erinnerte
der Papst an die schweren Leiden Angolas unter 27 Jahren Bürgerkrieg und ethnischen
Konflikten, die den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft erschwerten. Dazu Benedikt:
„Tragischerweise haben die Wolken des Bösen auch Afrika verdunkelt. Denken
wir an die Geißel des Krieges, an die grausamen Früchte der Stammeskämpfe und ethnischen
Konflikte, an die Gier, die das Herz des Menschen zerstört, die Armen in die Sklaverei
führt und künftige Generationen ihrer Ressourcen beraubt. Diese Ressourcen brauchen
sie aber, um eine solidarischere und gerechtere Gesellschaft zu errichten, die echt
und ihren Werten nach afrikanisch ist.“ Benedikt XVI. warnte in seiner Predigt
vor Abtreibung, der Schwächung von Ehe und Familie, vor Hedonismus und Drogenkonsum.
Ein Neuanfang für Afrika müsse mit den alltäglichen Gesten eines jeden Gläubigen beginnen: „Er
muss in unseren Herzen, in kleinen täglichen Opfern beginnen, die zeigen, dass wir
unsere Nächsten lieben, ohne Ansehen der Rasse oder Sprache. Nehmt die Herausforderung
des großen Erbes des Evangeliums an. Und begreift, dass die Kirche in Angola und in
ganz Afrika die Aufgabe hat, vor der Welt ein Zeichen der Einheit abzugeben. Einer
Einheit, zu der die ganze menschliche Familie durch den Glauben an Christus, den Erlöser,
aufgerufen ist.“ Besonders die junge Generation sei für die Zukunft gefordert.
Benedikt: „Liebe junge Freunde, ihr seid die Hoffnung auf Zukunft für euer
Land, das Versprechen eines besseren Morgen! Beginnt ab heute, eure Freundschaft mit
Jesus wachsen zu lassen, der ‚der Weg, die Wahrheit und das Leben ist‘. Werdet Bekehrer
eurer Freunde und führt sie mit eurem persönlichen Beispiel dazu, die Schönheit und
Wahrheit des Evangeliums zu schätzen - in eine Zukunft, die nach den Werten des Reiches
Gottes gestaltet ist. Die Kirche braucht euer Zeugnis!“ (rv) Hier zum Nachhören:
http://62.77.60.84/audio/ra/00154784.RM „Richtet die Augen
auf Afrika!” Dazu forderte Papst Benedikt beim Angelusgebet nach dem Gottesdienst
die Gläubigen in aller Welt auf. „Dieser große Kontinent ist randvoll mit Hoffnung,
dürstet aber immer noch nach Gerechtigkeit, Frieden und einer gesunden und maßvollen
Entwicklung, die dem Volk eine Zukunft des Fortschritts und des Friedens sichert“,
so der Papst. Die „Königin des Friedens“ möge Afrika auf seinem Weg unterstützen.
„Die Jungfrau Maria, die Königin des Friedens, leite das Volk von Angola weiterhin
bei der Aufgabe der nationalen Aussöhnung nach der verheerenden und unmenschlichen
Erfahrung des Bürgerkrieges. Mögen ihre Bitten für alle Angolaner die Gnade einer
echten Vergebung, der Achtung für die anderen und der Zusammenarbeit erwirken, die
allein das enorme Werk des Wiederaufbaus voranbringen kann.“ Auch die nahe
gelegene Region der Großen Seen schloss Papst Benedikt ins sein Gebet ein. Christus
möge all jenen beistehen, die dort den schwierigen Prozess des Dialogs voranbringen
und den Weg des Verhandelns eingeschlagen haben, so der Papst. (rv) Hier zum
Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154785.RM
Treffen mit
den Frauen Eine Premiere: Noch nie hat ein Papst auf Reisen eine Botschaft
allein an die Frauen gerichtet. Sonntagabend traf Papst Benedikt XVI. in der angolanischen
Hauptstadt Luanda Mitglieder der katholischen Frauenbewegungen in Afrika. Deutlich
wandte sich der Papst in seiner Ansprache in der Kirche Santo Antonio auch an die
Männer Afrikas. Sie sollten den Frauen die volle Gleichberechtigung in der Gesellschaft
zugestehen und selbst in der Familie aktiver werden. Dabei zitierte Benedikt die
Worte seines Vorgänger Johannes Paul II. anlässlich des Weltfriedenstages 1995. Damals
betonte Johannes Paul, dass Frauen, ebenso wie Männer, das volle Recht besitzen, „aktiv
an allen Bereichen des öffentlichen Lebens teilzunehmen und dass ihre Rechte auch
gesetzlich verankert sowie, wo es nötig ist, geschützt werden. Dennoch darf diese
Anerkennung der Rolle der Frau in der Öffentlichkeit, ihre unersetzliche Funktion
innerhalb der Familie nicht schmälern. Hier ist ihr Beitrag für das Gute und den gesellschaftlichen
Fortschritt von unschätzbarem Wert, auch wenn dieser oft kaum beachtet wird“. Weiter
rief der Papst dazu auf, „sich der effektiven Benachteiligung bewusst zu werden,
unter der viele Frauen gelitten haben und immer noch leiden. Dabei muss auch der Frage
nachgegangen werden, inwieweit die Haltung der Männer, ihr Mangel an Einfühlungsvermögen
und Verantwortung Gründe dafür sein können.“ Wie bereits Johannes Paul II.
betont habe, sei die Frau im göttlichen Plan diejenige, „in der die Liebe, die auf
der Welt hervorgebracht wird, Wurzeln schlägt“. Diese Fähigkeit werde zu unserer Zeit
besonders gebraucht, so der Papst. „Wer verspürt heutzutage nicht die Notwendigkeit,
den ,Herzensangelegenheiten’ mehr Raum zuzugestehen? In einer Welt, die wie die heutige
von der Technik dominiert wird, spürt man die Notwendigkeit der komplementären Rolle
der Frau mehr denn je, damit der Mensch leben kann, ohne sich vollkommen zu entwürdigen.
Man denke nur an die Länder, wo die Armut überwiegt, in den vom Krieg zerstörten Regionen
und in vielen tragischen Situationen, die Menschen zu Flucht und Migration zwingen.
Es sind fast immer die Frauen, welche die Menschenwürde intakt halten. Sie verteidigen
die Familie und bewahren die religiösen und kulturellen Werte.“ Dass damit
nicht gemeint ist, dass Familienarbeit reine Frauensache sei, machte Benedikt in seinem
abschließenden Appell an die Männer klar: „Die mütterliche Präsenz innerhalb
der Familie ist wichtig für die Stabilität und für das Wachstum, dieser Kernzelle
unserer Gesellschaft. Sie sollte daher mit Anerkennung bedacht, gelobt und gefördert
werden. Aus demselben Grund muss die Gesellschaft auch die Väter und Ehemänner dazu
aufrufen, Verantwortung innerhalb der Familie zu übernehmen.“ (rv) Hier
zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154804.RM
Bertone
besucht die Verletzten im Krankenhaus Bei dem Massenandrang vor der Begegnung
Papst Benedikts mit Jugendlichen in Luanda sind am Samstagnachmittag zwei Mädchen
getötet und insgesamt 89 Menschen verletzt worden. Das bestätigt nun eine Mitteilung
des Vatikans. Die Zahl der Verletzten liegt damit höher als zuvor angenommen. 57 Personen
werden momentan in Krankenhäusern behandelt. Vatikanvertreter unter der Leitung von
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone statteten den Verletzten und Angehörigen am
Sonntagnachmittag einen Besuch ab. Bei den Toten handelt es sich um zwei junge Frauen,
die vor dem Treffen des Papstes mit angolanischen Jugendlichen am Samstagnachmittag
im Gemenge vor dem Stadion zu Tode gekommen waren. Kardinalstaatssekretär Bertone
segnete die beiden Leichname. Eines der Opfer ist noch nicht identifiziert. Der genaue
Hergang des Unglücks wird noch untersucht. „Der Unfall wirft einen traurigen
Schatten auf die große Feier am Samstagnachmittag und die Papstreise insgesamt“,
sagte auch Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Sonntag. Offenbar sei das Unglück
offenbar schon Stunden vor Beginn der Papstveranstaltung im Dos-Coqueiros-Stadion
passiert, informiert der Vatikansprecher. Angesichts der Menschenmassen im Eingangsbereich
sei Panik ausgebrochen. Dabei seien zahlreiche Personen verletzt und ins Krankenhaus
gebracht worden. Darunter waren auch zwei circa 20-jährige Frauen, die schließlich
ihren Verletzungen erlegen seien. Beide waren eigens aus dem angolanischen Hinterland
für das Treffen mit Papst Benedikt in die Hauptstadt gekommen. Von ihrem Tod im
Krankenhaus seien der Papst und Vatikanvertreter erst am späten Abend nach der Veranstaltung
informiert worden, so Lombardi. Das wurde an diesem Sonntag auch seitens der angolanischen
Behörden bestätigt. „Der Papst wusste also tragischerweise während der gesamten Feier
im Stadion nichts von dem, was passiert war.“ Umso tiefer sei Benedikt von dem Unfall
betroffen, berichtet Lombardi; denn die beiden Mädchen seien ja nur in die Hauptstadt
gekommen, um den Heiligen Vater zu treffen." Sichtlich bewegt hatte der Papst daher
am Sonntagmorgen vor Beginn der Messfeier in Luanda den Todesopfern des Unfalls gedacht
und ihren Angehörigen sowie den zahlreichen Verletzten sein Mitgefühl ausgesprochen.
Am Nachmittag wollte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone die verletzten Jugendlichen
im Krankenhaus von Luanda besuchen. (rv/ansa/ap/kna)