2009-05-18 13:34:19

Afrika: Sechster Tag, Friedensappell und Frauentreffen


Im letzten Gottesdienst auf afrikanischem Boden hat Papst Benedikt XVI. erneut zu Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen. „Dieser große Kontinent ist randvoll mit Hoffnung, dürstet aber immer noch nach Gerechtigkeit, Frieden und einer gesunden und maßvollen Entwicklung, die dem Volk eine Zukunft des Fortschritts und des Friedens sichert“, sagte das Kirchenoberhaupt beim Angelusgebet an diesem Sonntag. Bei der Vesper mit Frauenorganisationen appellierte der Papst am Nachmittag auch an die Männer Afrika: Sie sollten den Frauen die volle Gleichberechtigung in der Gesellschaft zugestehen und selbst in der Familie aktiver werden.


„Afrika mit afrikanischen Werten”
In seiner Abschlusspredigt in Angola hat Papst Benedikt XVI. Afrika zu Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen. Nach den langjährigen Bürgerkriegen müsse es nun um einen Neuanfang gehen, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntagmorgen bei einer Messe vor rund einer Million Gläubigen in der angolanischen Hauptstadt Luanda. Überschattet wurde die Veranstaltung vom Tod zweier Mädchen, die am Samstag in den Menschenmassen am Stadion von Luanda ums Leben kamen. Den Angehörigen sprach Benedikt seine Solidarität und sein tiefes Beileid aus; vor allem, weil die Mädchen zum Stadion gekommen seien, um ihn zu sehen.
In der anschließenden Fastenpredigt erinnerte der Papst an die schweren Leiden Angolas unter 27 Jahren Bürgerkrieg und ethnischen Konflikten, die den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft erschwerten. Dazu Benedikt:
„Tragischerweise haben die Wolken des Bösen auch Afrika verdunkelt. Denken wir an die Geißel des Krieges, an die grausamen Früchte der Stammeskämpfe und ethnischen Konflikte, an die Gier, die das Herz des Menschen zerstört, die Armen in die Sklaverei führt und künftige Generationen ihrer Ressourcen beraubt. Diese Ressourcen brauchen sie aber, um eine solidarischere und gerechtere Gesellschaft zu errichten, die echt und ihren Werten nach afrikanisch ist.“
Benedikt XVI. warnte in seiner Predigt vor Abtreibung, der Schwächung von Ehe und Familie, vor Hedonismus und Drogenkonsum. Ein Neuanfang für Afrika müsse mit den alltäglichen Gesten eines jeden Gläubigen beginnen:
„Er muss in unseren Herzen, in kleinen täglichen Opfern beginnen, die zeigen, dass wir unsere Nächsten lieben, ohne Ansehen der Rasse oder Sprache. Nehmt die Herausforderung des großen Erbes des Evangeliums an. Und begreift, dass die Kirche in Angola und in ganz Afrika die Aufgabe hat, vor der Welt ein Zeichen der Einheit abzugeben. Einer Einheit, zu der die ganze menschliche Familie durch den Glauben an Christus, den Erlöser, aufgerufen ist.“
Besonders die junge Generation sei für die Zukunft gefordert. Benedikt:
„Liebe junge Freunde, ihr seid die Hoffnung auf Zukunft für euer Land, das Versprechen eines besseren Morgen! Beginnt ab heute, eure Freundschaft mit Jesus wachsen zu lassen, der ‚der Weg, die Wahrheit und das Leben ist‘. Werdet Bekehrer eurer Freunde und führt sie mit eurem persönlichen Beispiel dazu, die Schönheit und Wahrheit des Evangeliums zu schätzen - in eine Zukunft, die nach den Werten des Reiches Gottes gestaltet ist. Die Kirche braucht euer Zeugnis!“ (rv)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154784.RM
 
„Richtet die Augen auf Afrika!”
Dazu forderte Papst Benedikt beim Angelusgebet nach dem Gottesdienst die Gläubigen in aller Welt auf. „Dieser große Kontinent ist randvoll mit Hoffnung, dürstet aber immer noch nach Gerechtigkeit, Frieden und einer gesunden und maßvollen Entwicklung, die dem Volk eine Zukunft des Fortschritts und des Friedens sichert“, so der Papst. Die „Königin des Friedens“ möge Afrika auf seinem Weg unterstützen.
„Die Jungfrau Maria, die Königin des Friedens, leite das Volk von Angola weiterhin bei der Aufgabe der nationalen Aussöhnung nach der verheerenden und unmenschlichen Erfahrung des Bürgerkrieges. Mögen ihre Bitten für alle Angolaner die Gnade einer echten Vergebung, der Achtung für die anderen und der Zusammenarbeit erwirken, die allein das enorme Werk des Wiederaufbaus voranbringen kann.“
Auch die nahe gelegene Region der Großen Seen schloss Papst Benedikt ins sein Gebet ein. Christus möge all jenen beistehen, die dort den schwierigen Prozess des Dialogs voranbringen und den Weg des Verhandelns eingeschlagen haben, so der Papst. (rv)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154785.RM

Treffen mit den Frauen
Eine Premiere: Noch nie hat ein Papst auf Reisen eine Botschaft allein an die Frauen gerichtet. Sonntagabend traf Papst Benedikt XVI. in der angolanischen Hauptstadt Luanda Mitglieder der katholischen Frauenbewegungen in Afrika. Deutlich wandte sich der Papst in seiner Ansprache in der Kirche Santo Antonio auch an die Männer Afrikas. Sie sollten den Frauen die volle Gleichberechtigung in der Gesellschaft zugestehen und selbst in der Familie aktiver werden.
Dabei zitierte Benedikt die Worte seines Vorgänger Johannes Paul II. anlässlich des Weltfriedenstages 1995. Damals betonte Johannes Paul, dass Frauen, ebenso wie Männer, das volle Recht besitzen, „aktiv an allen Bereichen des öffentlichen Lebens teilzunehmen und dass ihre Rechte auch gesetzlich verankert sowie, wo es nötig ist, geschützt werden. Dennoch darf diese Anerkennung der Rolle der Frau in der Öffentlichkeit, ihre unersetzliche Funktion innerhalb der Familie nicht schmälern. Hier ist ihr Beitrag für das Gute und den gesellschaftlichen Fortschritt von unschätzbarem Wert, auch wenn dieser oft kaum beachtet wird“.
Weiter rief der Papst dazu auf, „sich der effektiven Benachteiligung bewusst zu werden, unter der viele Frauen gelitten haben und immer noch leiden. Dabei muss auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit die Haltung der Männer, ihr Mangel an Einfühlungsvermögen und Verantwortung Gründe dafür sein können.“
Wie bereits Johannes Paul II. betont habe, sei die Frau im göttlichen Plan diejenige, „in der die Liebe, die auf der Welt hervorgebracht wird, Wurzeln schlägt“. Diese Fähigkeit werde zu unserer Zeit besonders gebraucht, so der Papst.
„Wer verspürt heutzutage nicht die Notwendigkeit, den ,Herzensangelegenheiten’ mehr Raum zuzugestehen? In einer Welt, die wie die heutige von der Technik dominiert wird, spürt man die Notwendigkeit der komplementären Rolle der Frau mehr denn je, damit der Mensch leben kann, ohne sich vollkommen zu entwürdigen. Man denke nur an die Länder, wo die Armut überwiegt, in den vom Krieg zerstörten Regionen und in vielen tragischen Situationen, die Menschen zu Flucht und Migration zwingen. Es sind fast immer die Frauen, welche die Menschenwürde intakt halten. Sie verteidigen die Familie und bewahren die religiösen und kulturellen Werte.“
Dass damit nicht gemeint ist, dass Familienarbeit reine Frauensache sei, machte Benedikt in seinem abschließenden Appell an die Männer klar:
„Die mütterliche Präsenz innerhalb der Familie ist wichtig für die Stabilität und für das Wachstum, dieser Kernzelle unserer Gesellschaft. Sie sollte daher mit Anerkennung bedacht, gelobt und gefördert werden. Aus demselben Grund muss die Gesellschaft auch die Väter und Ehemänner dazu aufrufen, Verantwortung innerhalb der Familie zu übernehmen.“ (rv)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154804.RM

 
Bertone besucht die Verletzten im Krankenhaus
Bei dem Massenandrang vor der Begegnung Papst Benedikts mit Jugendlichen in Luanda sind am Samstagnachmittag zwei Mädchen getötet und insgesamt 89 Menschen verletzt worden. Das bestätigt nun eine Mitteilung des Vatikans. Die Zahl der Verletzten liegt damit höher als zuvor angenommen. 57 Personen werden momentan in Krankenhäusern behandelt. Vatikanvertreter unter der Leitung von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone statteten den Verletzten und Angehörigen am Sonntagnachmittag einen Besuch ab. Bei den Toten handelt es sich um zwei junge Frauen, die vor dem Treffen des Papstes mit angolanischen Jugendlichen am Samstagnachmittag im Gemenge vor dem Stadion zu Tode gekommen waren. Kardinalstaatssekretär Bertone segnete die beiden Leichname. Eines der Opfer ist noch nicht identifiziert. Der genaue Hergang des Unglücks wird noch untersucht.
Der Unfall wirft einen traurigen Schatten auf die große Feier am Samstagnachmittag und die Papstreise insgesamt“, sagte auch Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Sonntag. Offenbar sei das Unglück offenbar schon Stunden vor Beginn der Papstveranstaltung im Dos-Coqueiros-Stadion passiert, informiert der Vatikansprecher. Angesichts der Menschenmassen im Eingangsbereich sei Panik ausgebrochen. Dabei seien zahlreiche Personen verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden. Darunter waren auch zwei circa 20-jährige Frauen, die schließlich ihren Verletzungen erlegen seien. Beide waren eigens aus dem angolanischen Hinterland für das Treffen mit Papst Benedikt in die Hauptstadt gekommen.
Von ihrem Tod im Krankenhaus seien der Papst und Vatikanvertreter erst am späten Abend nach der Veranstaltung informiert worden, so Lombardi. Das wurde an diesem Sonntag auch seitens der angolanischen Behörden bestätigt. „Der Papst wusste also tragischerweise während der gesamten Feier im Stadion nichts von dem, was passiert war.“ Umso tiefer sei Benedikt von dem Unfall betroffen, berichtet Lombardi; denn die beiden Mädchen seien ja nur in die Hauptstadt gekommen, um den Heiligen Vater zu treffen."
Sichtlich bewegt hatte der Papst daher am Sonntagmorgen vor Beginn der Messfeier in Luanda den Todesopfern des Unfalls gedacht und ihren Angehörigen sowie den zahlreichen Verletzten sein Mitgefühl ausgesprochen. Am Nachmittag wollte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone die verletzten Jugendlichen im Krankenhaus von Luanda besuchen. (rv/ansa/ap/kna)







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