Afrika: Dritter Tag, Eröffnung der Sondersynode; Redaktionsservice zur Aidsdebatte
Benedikt XVI. hat am dritten Tag seiner Afrikareise einen Appell für Lebensschutz
und für Ehe wie Familie lanciert und zur engen Zusammenarbeit zwischen Christen und
Moslems aufgerufen. Am Ende der Messe in Yaoundé übergab der Papst das Arbeitspapier
zur nächsten Afrika-Sondersynode an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen Afrikas.
Am frühen Abend eröffnet er in Yaoundé symbolisch die Synode, die ihre Arbeit im Oktober
in Rom aufnehmen wird.
Papst an Moslems: „Glaube und Vernunft stützen sich
gegenseitig” Benedikt XVI. hat zu enger Zusammenarbeit von Katholiken und Moslems
in Afrika aufgerufen. In Yaoundé traf sich der Papst am Donnerstagvormittag mit zwanzig
Vertretern der islamischen Gemeinschaft von Kamerun. Etwa ein Fünftel der Einwohner
von Kamerun sind Moslems; sie wohnen vor allem im Norden, an der Grenze zu Nigeria. „Kamerun
beherbergt Tausende von Christen und Moslems, die häufig Seite an Seite leben, arbeiten
und ihren Glauben ausüben. Die Anhänger beider Religionen glauben an einen einzigen
und barmherzigen Gott, der am Jüngsten Tag die Menschheit richten wird. Gemeinsam
treten sie für die grundlegenden Werte der Familie, der sozialen Verantwortung, des
Gehorsams gegenüber Gott und der Liebe zu den Kranken und Leidenden ein.“ Wie
schon in seiner berühmten Regensburger Rede von 2005 ging Benedikt auch diesmal auf
das Verhältnis von Glaube und Vernunft ein, eines der großen Themen seines Pontifikats. „Wenn
sich die Menschen erleuchten lassen von der wunderbaren Ordnung der Schöpfung und
der Würde des Menschen, dann erkennen sie: Das „Vernünftige“ ist weit mehr als das,
was die Mathematik ausrechnen kann; es schließt auch das Gut und die innere Anziehungskraft
eines ehrlichen und ethischen Lebens ein, wie es uns die Sprache der Schöpfung mitteilt.
Diese Schau bringt uns dazu, das Richtige und Gerechte zu suchen und aus unseren egoistischen
Interessen auszubrechen, um für das Wohl der anderen zu arbeiten.“ Eine „wahre
Religion“ öffne den Horizont des menschlichen Begreifens und bilde das Fundament aller
„authentischen menschlichen Kultur“, so der Papst. „Sie weist alle Formen der
Gewalt und des Totalitären zurück; nicht nur aus Glaubensprinzipien heraus, sondern
auch aufgrund der Vernunft. Religion und Vernunft stützen sich nämlich gegenseitig;
die Voraussetzung dafür ist aber, dass die Religion gereinigt und strukturiert wird
von der Vernunft – und dass das volle Potential der Vernunft durch die Offenbarung
und den Glauben freigesetzt wird.“ (rv) Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154345.RM Papst
in Afrika: Appell für Lebensschutz, Ehe und Familie Benedikt XVI. drängt die
Afrikaner, die Werte von Ehe und Familie wieder zu entdecken. In seiner Predigt in
Yaoundé am Donnerstag stellte er Eltern das Beispiel des hl. Joseph vor Augen – dieser
sei ein „Modell des Gottvertrauens“. „Und ihr, liebe Eltern: Habt ihr Vertrauen
zu Gott, der euch zu den Eltern seiner geliebten Kinder macht? Akzeptiert ihr, dass
Gott auf euch zählt, um euren Kindern menschliche und geistliche Werte weiterzugeben,
die ihr selbst empfangen habt? Heutzutage versuchen viele Menschen ohne Skrupel, ein
Reich des Geldes zu errichten und die Schwächsten an den Rand zu drücken – da müsst
ihr sehr vorsichtig sein. Ganz Afrika ist in Gefahr, wenn es nicht den wahren Spender
des Lebens erkennt! Brüder und Schwestern Kameruns und Afrikas, die ihr von Gott so
viele menschliche Qualitäten empfangen habt – sorgt euch um eure Seelen! Lasst euch
von falschem Glanz und falschen Idealen nicht blenden!“ Die Afrikaner sollten
den Glauben an Gott hochhalten – er könne ihrem Leben „Stabilität geben“. Er wisse,
dass die Familien in Afrika „eine schwierige Zeit“ durchmachten, so Benedikt. „Einige
Werte des traditionellen Lebens sind erschüttert, das Verhältnis zwischen den Generationen
verschlechtert sich; die Landflucht beschädigt die Familienbande. Viele junge Leute
sind entwurzelt, arbeitslos, suchen Zuflucht in künstlichen Paradiesen; viele Afrikaner
verlieren sich angesichts der vielen Probleme selbst, kappen ihre Wurzeln und gehen
in eine Art inneres Exil. Aber ist das alles unumkehrbar? Natürlich nicht! Mehr denn
je müssen wir gegen alle Hoffnung hoffen!” Ein erster Schritt zur Heilung der
vielen Probleme Afrikas könnte eine Rückbesinnung auf das Leben als Geschenk Gottes
sein, meinte der Papst. „Für die Bibel wie für die Weisheit eures Kontinents“ sei
„jedes Kind eine Gnade und ein Segen von Gott“; jeder Mensch sei nach Gottes Bild
und Gleichnis geschaffen. „Er soll leben! Der Tod darf nicht über das Leben siegen!
Der Tod darf nie das letzte Wort haben!“ „Söhne und Töchter Afrikas, habt keine
Angst zu glauben, zu hoffen und zu lieben! Habt keine Angst davor, zu sagen, dass
Jesus Weg, Wahrheit und Leben ist und wir nur von ihm gerettet werden können. Durch
euch ist Afrika zur Hoffnung berufen! Durch Christus kann Afrika der Kontinent der
Hoffnung werden. Wir alle sind von Gott gedacht, gewollt und geliebt. Lasst euch nicht
entmutigen oder zu Hass verführen- denkt an den Glauben des hl. Joseph, des Nachkommens
Abrahams, der hoffte gegen alle Hoffnung!“ Benedikt hatte noch ein paar sehr
konkrete Ermahnungen parat: Eheleute sollten sich gegenseitig respektieren, Priester
sich an den Zölibat halten, Väter sich um ihre Kinder kümmern. Junge Leute rief der
Papst „freundschaftlich“ dazu auf, den „Mut nicht fahren zu lassen“. (rv) Hier
zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154347.RM
Eine
afrikanische Papstmesse Papst Benedikt XVI. hat an seinem Namenstag - 19. März,
Heiliger Josef - seinen ersten öffentlichen Gottesdienst in Afrika gefeiert. Die Messe
hatte unverkennbar Akzente aus dem schwarzen Kontinent, doch auch spezifische „Benedikt-Elemente“
waren vertreten. Eindrücke von Europa aus von Gudrun Sailer:http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273924
Afrikasynode:
Bischöfe fordern Einheit und „sichtbarere Rolle“ für Frauen Die Probleme von
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seien immer auch die Probleme der Kirche. Das
betonen die Bischöfe Afrikas im Arbeitspapier zur Sondersynode. Gemeinsam gelte es
„neue Antworten“ auf das Leid der Bevölkerung zu finden. „Versöhnung, Gerechtigkeit
und Frieden“ ist das Motto dieser Papstreise, aber auch der Bischofsversammlung für
den Kontinent, die im Oktober in Rom stattfindet. Papst Benedikt XVI. übergab am Ende
der Messe in Yaoundé das so genannte „Instrumentum Laboris“ an die Vorsitzenden der
Bischofskonferenzen Afrikas. Am frühen Abend eröffnet er in Yaoundé symbolisch die
Synode - in einer Sitzung mit den 12 Mitgliedern des Sonderrats für Afrika aus 11
verschiedenen Ländern des Kontinents. (rv) Birgit Pottler fasst hier die zentralen
Punkte des Arbeitspapiers zusammen: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=274019
Papst:
„Afrika-Synode wird neue Impulse geben“ Die Sonder-Bischofssynode für Afrika
soll neue Impulse im Engagement der Kirche für die Gesellschaft geben. Das betonte
Papst Benedikt XVI. am Donnerstagabend vor dem Synodenrat in Kameruns Hauptstadt Yaoundé.
Konkret gehe es um Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden in Afrika, so Benedikt weiter.
Mit dem Treffen der zwölf Mitglieder des Bischofsrates ist somit die zweite Afrika-Synode
offiziell gestartet. Die Beratungen finden vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan statt. Vor
dem Synodenrat sagte das katholische Kirchenoberhaupt: „Afrika ist trotz aller
Konflikte und Nöte ein Kontinent der Hoffnung. Gerade die Christen als Mitglieder
der Familie Gottes müssen sich mit Nachdruck gegen Gewalt und Ungerechtigkeit einsetzen.
Ihr besonderes Augenmerk muss den Armen und Unterdrückten gelten. Die Kirche muss
sich deshalb als eine Gemeinschaft von Menschen präsentieren, die mit Gott und untereinander
versöhnt sind.“ Doch die Unterdrückung, unter der die Völker Afrikas litten,
sei nicht unumkehrbar, unterstrich der Papst vor dem Synodenrat. „Afrika war
und ist noch immer ein Schauplatz schwerer Tragödien, die eine echte Versöhnung zwischen
Völkern, Ethnien und Menschen verlangen. Für Christen hat Versöhnung letztlich ihren
Ursprung in der barmherzigen Liebe Gottes; diese müssen sie allen anbieten. Dazu gehören
auch Gerechtigkeit und Frieden, die unverzichtbar für den Aufbau einer besseren Welt
sind. Keine ethnischen oder kulturellen Unterschiede, keine Differenzen nach Rasse,
Geschlecht oder Religion dürfen Anlass für Auseinandersetzungen sein.“ Benedikt
nannte auch positive Aspekte: So sei die Kirche in Afrika sehr dynamisch und aktiv.
Die Synode müsse aber untersuchen, ob das Wachstum und die Zuwachsraten nur quantitativ
oder auch qualitativ sind. Der Papst hegt auch einen Wunsch: „Vielleicht erlaubt
dieses Jahrhundert das Wiedererstehen – freilich in neuer und anderer Form – der angesehenen
Schule von Alexandrien, die in der Antike zu den führenden christlichen Denkschulen
gehörte. Warum nicht hoffen, dass diese den Afrikanern von heute und der Universalkirche
große Theologen und geistliche Lehrer schenken könnte?“ (rv/kna) Hier zum
Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154474.RM
Lombardi:
„Realität trifft Reflektion“ Das Treffen Benedikts XVI. mit den Mitgliedern
der Bischofsrates in Kamerun war der offizielle Startschuss für die zweite Afrika-Synode.
Wie wegweisend das Auftakttreffen am Donnerstagabend für das zukünftige Engagement
der Kirche in Afrika sei, erläutert der Vatikan-Sprecher Federico Lombardi im Gespräch
mit Birgit Pottler. Nach der Sitzung des Bischofsrates sagte Lombardi: „Die
Sitzung gibt eine gute Vorstellung davon, was die Synode sein kann: Die reiche, dramatische
und auch hoffnungsvolle Wirklichkeit Afrikas trifft hier auf die Reflektion der Kirche,
um Impulse für Problemlösungen, Inspirationen und Hoffnungen zu erhalten. Mit dem
Treffen von heute Abend bekommen wir einen ersten tiefen Eindruck von der Afrika-Synode.“ Vor
der Papst-Rede hatten die Bischöfe Gelegenheit, auf die Lage der verschiedenen Regionen
Afrikas einzugehen. Pater Lombardi: „Erzbischof Monsengwo hat wirklich dramatisch
über die Lage in der Demokratischen Republik Kongo gesprochen. Kardinal Napier hat
von den Erfahrungen der Versöhnungskommission in Südafrika erzählt und seine Hoffnung
auf Versöhnung auch in anderen Ländern Afrikas formuliert. Erzbischof Onaiyekan hat
sehr gut über die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen in Nigeria gesprochen.
Und dann hat schließlich der Papst seine Rede gehalten.“ Aus der Begegnung
mit der Bevölkerung in Kamerun gehe der Papst gestärkt für die weitere Reise hervor,
so Lombardi. „Ich glaube, dass Benedikt sehr beeindruckt war von den Leuten,
die ihn hier angenommen haben. Auch heute an der Straße in Yaoundé waren Tausende
von Leuten. Sie waren alle so liebevoll und froh, den Papst zu treffen. Das war wirklich
eine Begegnung Benedikts mit dem Volk von Afrika. Das ist sehr hoffnungsvoll auch
für die nächste Etappe der Reise. Das Volk hat ihn verstanden, und er hat den Geist
Afrikas gespürt. Er setzt seine Reise mit großer Hoffnung fort und mit der Sicherheit,
diesem Kontinent einen guten Dienst zu erweisen.“ (rv) Der Papst
trifft die „Welt des Leidens“. Eindrücke vorab Die Kirche ist allen Menschen
nahe, die leiden. Das will Papst Benedikt XVI. während seiner Afrikareise einmal mehr
deutlich machen, symbolisch dafür sein Besuch ein einem Kranken- und Rehabilitationszentrum,
benannt nach dem kanadischen Kardinal Paul Emile Léger. Eine Einführung von Birgit
Pottler zum Lesen und Hören:http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273846 Gebet
des Papstes zu Maria, Schutzfrau Afrikas: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273945
„Papstaussage
zu Kondomen ist kein Thema“ Wie haben die Katholiken in Yaoundé den ersten
Gottesdienst dieses sehr europäischen Papstes auf afrikanischem Boden erlebt? Was
halten die Menschen vom Papstbesuch, gibt es einen Bezug zu ganz Afrika und welche
Rolle spielt das Thema Aids? (rv) Unsere Korrespondentin Birgit Pottler im Gespräch:http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=274024 Afrikanische
Presse zur Papstreise Die Medien in Afrika zeichnen ein buntes Bild der Papstreise
in Afrika. So stellen sie vor allem die Gläubigen vor, die den Papst von nahe gesehen
haben. Der Afrika-Dienst der BBC zitiert beispielsweise eine junge Frau in Yaoundé,
die sich vier Tage frei genommen habe, um beim Besuch des Papstes dabei zu sein: „Der
Papst kam hierher, weil Gott ihn gesandt hat. Gott erkennt, dass der Patient den Arzt
braucht. Wir sind der Patient.“ Die Tageszeitung „Cameroon Tribune“ geht vor allem
auf das Treffen des Papstes mit dem Präsidenten Kameruns, Paul Biya, ein. Die Zeitung
„Le Jour“ berichtet auf ihrer Titelseite über die Visite Benedikts, doch in einem
kleinen Artikel. Dafür werden auf mehrere Seiten die Papstreden analysiert. Die Kontroverse
über die Papst-Äußerungen zu Kondomen beschäftigt auch die Medien in Afrika. Doch
in Kamerun selbst ist es nur die Zeitung „Mutations“, die darüber berichtet. (rv/kna/diverse) Lesen
Sie die ausführliche Presseschau: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273903
Lombardi:
Papstreise darf nicht auf Kondomfrage reduziert werden Im Anschluss an die
Papstmesse im Amadou-Ahidjo-Stadion fand die tägliche Pressekonferenz mit Vatikansprecher
Pater Federico Lombardi statt. Dabei nahm Lombardi auch zu den umstrittenen Äußerungen
des Papstes im Bezug auf Kondome und das Aids-Problem in Afrika Stellung. Gudrun Sailer
berichtet: Die Nachfrage, ob der Papst über die Kritik an seinen Äußerungen zum
Aidsproblem informiert worden sei, bejahte Lombardi: „Ich versuche, die Einwände
und Diskussionen, die derzeit anderswo auf der Welt laut werden, zur Kenntnis und
auch Ernst zu nehmen.“ Allerdings konzentriere sich der Papst derzeit primär
auf die eigentlichen Motive und Ziele seiner Reise in Kamerun, so der Vatikansprecher.
Es sei bedauerlich, dass vor allem in Europa die vielen wichtigen Themen, die der
Papst angesprochen habe, kaum wahrgenommen würden: „Ich habe den Eindruck, dass
ein großer Widerspruch besteht zwischen der Realität der Reise, das heißt, wie die
Begegnung mit dem Papst von den Afrikanern und den Kamerunern erlebt wird und dem,
was auf der anderen Seite in Europa wahrgenommen wird. Alles, was hier passiert, was
der Papst zu den vielen Problemen Afrikas sagt, kontrastiert mit einer sehr einseitigen
Aufmerksamkeit in anderen Ländern, die sich nur auf einen spezifischen Gesichtspunkt
konzentriert und dabei auch riskiert, die vielseitigen Aspekte und die eigentliche
Bedeutung dieser Reise zu vergessen. Die Afrikaner dagegen nehmen diese Bedeutung
sehr wohl wahr.“ Die Fixierung auf die Kondomfrage würde der sozialen und kulturellen
Lage der Menschen in Afrika, ihrer Probleme und Bedürfnisse nicht gerecht. So dürfe
nicht vergessen werden, dass die meisten Menschen in Afrika derzeit immer noch an
Malaria sterben, weil es an Vorsorge und Medikamenten fehle: „Daneben dürfen
wir das große Aids-Problem, das viele Tote fordert, natürlich nicht verharmlosen.
Aber auf der anderen Seite dürfen wir auch die zahlreichen anderen Probleme, die der
Papst angesprochen hat, und die ihm während der Messe ein Gebetsanliegen waren, nicht
vergessen.“ (rv) Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154416.RM Papst,
Aids, Kondome - Pater Gemmingen kommentiert Eine Äußerung des Papstes zum Thema
Aids und Verhütung auf dem Flug nach Kamerun hat in einigen Medien für Aufsehen gesorgt.
Wir dokumentieren hier den genauen Wortlaut der Erklärung von Papst Benedikt; er antwortete
damit auf eine Journalistenfrage: „Ich denke, die wirksamste, präsenteste und
stärkste Realität im Kampf gegen Aids ist gerade die katholische Kirche mit ihren
geistlichen Bewegungen und ihren verschiedenen Gruppen. Da denke ich etwa an die Gemeinschaft
von Sant’Egidio, die sichtbar und unsichtbar sehr viel im Kampf gegen Aids tut, an
die Kamillianer, an all die Schwestern, die den Kranken beistehen. Ich würde sagen,
das Problem Aids löst man nicht mit Geld allein. Geld ist nötig, hilft aber nur, wenn
dahinter eine Seele steckt, die es gut einzusetzen weiß. Ebenso wenig ist es getan
mit der Verteilung von Präservativen: Im Gegenteil, sie verstärken das Problem. Die
Lösung muss eine doppelte sein. Das erste ist eine Humanisierung der Sexualität, das
heißt eine spirituelle und menschliche Erneuerung, die zu einer neuen Art des Umgangs
sowohl mit dem eigenen Körper als auch zu einem neuen Umgang miteinander führt. Das
zweite ist Freundschaft mit und für die Leidenden, eine Hilfsbereitschaft, die auch
mit persönlichen Opfern verbunden ist, um an der Seite der Kranken zu sein - diese
Fähigkeit zum Mitfühlen mit den Leidenden und in schwierigen Situationen dazubleiben.
Das sind die Faktoren, die helfen und die echte, sichtbare Fortschritte bringen. Die
Kirche tut das und leistet so einen großen und wichtigen Beitrag. Ich danke allen,
die da mitwirken.“ Zum jüngsten Wirbel in den Medien: ein Kurz-Kommentar von
Pater Eberhard Gemmingen SJ, dem Leiter des deutschen Programms von Radio Vatikan. „Es
ist schade, dass die sensiblen und subtilen Papstworte über Aids und Kondome viele
andere Papstworte in Afrika überdecken. Vielleicht hätte er die Journalistenfrage
erst auf dem Rückflug beantworten sollen. Schade, dass die Qualität des Journalismus
so abgesunken ist. Welche Interessen stehen dahinter? Eine wirklich gute Zeitung hätte
etwa schreiben können: Bei Papst Benedikt muss man gut hinhören. Er hat den Kondom-Gebrauch
nicht direkt verurteilt, sondern nur erklärt, Kondome helfen nicht gegen das Problem,
vielmehr verstärkten sie es. Nun kam aus den USA die Stimme: der Papst kann ja ethisch
sagen, wovon er überzeugt ist, aber er dürfe nicht Sachen behaupten, die nicht stimmen,
nämlich die Verschärfung des Aidsproblems. Mag ja stimmen, dass Aidserkrankungen durch
Kondome verringert werden. Und das wäre gut. Schlecht aber bleibt, wenn etwas sehr
Humanes auf der Welt, der Geschlechtsverkehr, immer mehr zum Gesellschaftsspiel würde,
nur zur Triebabfuhr der Männer, zum Missbrauch der Frauen. Denken daran Papstkritiker
und die UNO, wenn sie den Papst abwatschen?“ Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154344.RM Benedikt
XVI. zu Aids, Verhütung und Afrika – ein Dossier (Quelle: Stefan v. Kempis,
„Benedikt XVI. – das Lexikon. Von Ablass bis Zölibat“. Benno-Verlag. Leipzig, 2007):
http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273866