Papst beim Abschied: „Juden wurden brutal ausgetilgt“ - „Zwei-Staaten-Lösung darf
kein Traum bleiben“
Benedikt XVI. hat
zum Ende seiner insgesamt achttägigen Reise ins Heilige Land den Holocaust erneut
scharf verurteilt. Unter einem „gottlosen Regime, das eine Ideologie des Antisemitismus
und des Hasses verbreitete“ seien Juden „brutal ausgetilgt worden“, sagte der Papst
an diesem Freitag während der Abschiedszeremonie am Flughafen von Tel Aviv. „Dieses
entsetzliche Kapitel der Geschichte darf nie vergessen oder geleugnet werden!“
In
der letzten von 28 offiziellen Ansprachen blickte Benedikt zurück auf seinen Aufenthalt
in Israel und bezeichnete den Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als
einen der „feierlichsten Augenblicke“.
„Dort traf ich auch mit einigen Überlebenden
zusammen. Diese tief bewegenden Begegnungen brachten mir meinen Besuch vor drei Jahren
im Vernichtungslager Auschwitz in Erinnerung, wo so viele Juden – Mütter, Väter, Eheleute,
Söhne, Töchter, Brüder, Schwestern, Freunde – durch ein gottloses Regime, das eine
Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitete, brutal ausgetilgt worden
sind. Dieses entsetzliche Kapitel der Geschichte darf nie vergessen oder geleugnet
werden!“ Im Gegenteil, so Benedikt mit Verweis auf den Olivenbaum, den er
und Staatspräsident Shimon Peres am Tag der Ankunft gemeinsam gepflanzt hatten,
„...diese
furchtbaren Erinnerungen sollten uns in der Entschiedenheit stärken, enger zusammenzurücken
als Zweige des gleichen Olivenbaums, die von den gleichen Wurzeln genährt werden und
in brüderlicher Liebe geeint sind“.
Er sei als Freund zu Besuch gekommen,
betonte Benedikt XVI., „als Freund der Israelis“ ebenso wie „als Freund des palästinensischen
Volkes“.
„Ein Freund der Israelis und der Palästinenser kann nur traurig
sein über die weiter bestehende Spannung zwischen Ihren beiden Völkern. Ein Freund
kann nur weinen angesichts des Leids und des Verlusts von Menschenleben, die beide
Völker in den vergangenen sechs Jahrzehnten erlitten haben.“ Aus Freundschaft
appellierte der Papst „an alle Menschen dieser Länder“:
„Kein Blutvergießen
mehr! Keine Kämpfe mehr! Kein Terrorismus mehr! Kein Krieg mehr! Lasst uns stattdessen
den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen! Lasst bleibenden Frieden herrschen, der
auf Gerechtigkeit gründet, lasst echte Versöhnung und Heilung walten. Es möge allgemein
anerkannt werden, dass der Staat Israel das Recht hat, zu existieren und Frieden und
Sicherheit innerhalb international vereinbarter Grenzen zu genießen. Ebenso möge anerkannt
werden, dass das palästinensische Volk ein Recht auf eine souveräne, unabhängige Heimat,
auf ein Leben in Würde und auf Reisefreiheit hat. Die Zwei-Staaten-Lösung möge Wirklichkeit
werden und nicht ein Traum bleiben. Von diesen Ländern her soll sich der Frieden ausbreiten,
sie sollen als ein „Licht für die Völker“ (Jes 42,6) dienen und den vielen anderen
Regionen, die unter Konflikten leiden, Hoffnung bringen.“ Den Besuch an der
israelischen Sperrmauer bezeichnete Benedikt als einen „der traurigsten Anblicke während
meines Besuchs“. Er habe dort für eine Zukunft „in Frieden und Eintracht“ und „gegenseitiger
Achtung und Vertrauen zueinander“ gebetet. Vor militärischen Abordnungen am Flughafen
von Tel Aviv, vor dem Friedensnobelpreisträger und Staatspräsidenten Shimon Peres
sowie dem rechtsgerichteten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verzichtete das
Kirchenoberhaupt bei aller Brisanz einmal mehr nicht auf politische Aussagen. Er wisse,
wie schwierig es sei, Frieden und Gewaltverzicht im Nahen Osten zu erreichen.
„Ich
weiß, wie schwierig Ihre Aufgabe ist, genau wie jene der palästinensischen Autonomiebehörde.
Ich versichere Sie jedoch meiner Gebete, und die Gebete der Katholiken in aller Welt
begleiten Sie in Ihren weiteren Bemühungen, einen gerechten und dauerhaften Frieden
in dieser Region zu schaffen.“ (rv 15.05.2009 bp)