Andrea Pichlmeier
ist Neutestamentlerin und studiert derzeit an der renommierten, von Dominikanern geleiteten
„Ecole Biblique de Jérusalem“. Stefan Kempis fragte sie, was ihrer Meinung nach von
der Papstreise nach Israel bleiben wird.
„Es wäre utopisch, zu meinen, er könnte
hier eine Lösung herbeiführen oder erzwingen – das kann kein Politiker, wie man sieht.
Alles ist festgefahren; beide Seiten sind aufgrund einer sehr langen und unglückseligen
Geschichte sehr ineinander verwoben, auf unglückselige Weise. Das kann man nicht einfach
wie einen gordischen Knoten zerschlagen! Aber wir haben heute auch bei einem Spaziergang
darüber geredet, dass der Papst ja eigentlich überhaupt keine Macht hat – aber möglicherweise
ist er ja doch eine der größten Autoritäten, auch auf politischer Bühne… aber eben
auf einer anderen Ebene, einer ethisch-moralischen Ebene. ,Religiöse Ebene’ kann man
nicht sagen, weil eben viele nicht seinen Glauben teilen. Und wenn er sagt, er komme
als Pilger des Friedens, dann setzt er sich sozusagen selber als Pfand ein – was kann
er anderes machen? Ich kann die arabischen Christen schon auch verstehen, dass sie
sagen: Was wird nachher sein, wird das für uns etwas ändern? Aber man muss doch überlegen:
Was ist realistisch?“