2009-05-15 08:01:27

Bilanz der Papstreise – „Bild-Zeitung” und „Welt” im Streitgespräch
 


RealAudioMP3 Hätte sich Benedikt XVI. bei seinem Besuch in Yad Vashem besser entschuldigen sollen? Und was wird bleiben von dieser zwölften Auslandsreise des Papstes aus Deutschland? Das fragte Stefan Kempis zwei deutsche Journalisten: Andreas Englisch von der „Bild-Zeitung“ und Paul Badde von „Die Welt“.
 
Letzte Stunden des Papstbesuchs – was ist Ihre Bilanz?

Badde: „Er hat sich übertroffen; er hat alle Erwartungen übertroffen; und er ist keinen Erwartungen nachgekommen.“

Englisch: „Ich glaube, dass es im allgemeinen eine positive Reise war; ich glaube aber auch, dass mehr möglich gewesen wäre. In dieser Stunde in Yad Vashem hätte ich geglaubt, dass es besser gewesen wäre, eine klare Entschuldigung zu sagen!“

Badde: „Dieser Meinung bin ich überhaupt nicht. Nach meiner Meinung musste er sich überhaupt nicht entschuldigen – er ist als Papst und als Priester gekommen, nicht als Politiker, und er wollte sich nicht instrumentalisieren lassen. Genau diesen Erwartungen wollte er sich nicht beugen!“
 
Das Bild, das von dieser Reise bleiben wird?

Englisch: „Sicher der Papst an der Klagemauer… und auch das Bild des Papstes in Yad Vashem, weil es das Bild einer verpassten Gelegenheit ist. Es ist das einzige Mal in der Geschichte, dass ein Papst aus Deutschland, der den Nazi-Terror noch gesehen und erlebt hat, in Yad Vashem war – und er hat kein einziges persönliches Wort darüber verloren! Das wird als eine Enttäuschung in die Geschichte eingehen.“

Badde: „Es wird auf gar keinen Fall als eine Enttäuschung in die Geschichte eingehen – er hat darüber gesprochen, was den Horror übersteigt: das Ewige Leben und Gott. Er hat im Grunde Hiob zitiert: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt…“, er hat im Grunde gesagt: Selbst dieser Horror war nicht das Ende – das hat er durchbrochen. – Ein anderes Bild, das bleiben wird: Er und der König in Amman. Er hat da drei Jahre nach Regensburg mit der Welt des Islam ein Tor auf die Zukunft hin geöffnet.“
 
Hat diese Papstreise nach Israel den Eindruck von vorher in Jordanien verwischt?

Englisch: „Nein, das würde ich nicht sagen. Der Jordanien-Teil war sehr, sehr erfolgreich, das war sehr wichtig… also, diese ganze Geschichte von Regensburg ist in Amman sehr erfolgreich vom Tisch gewischt worden. Das würde ich ganz klar als einen Sieg werten! – Israel war sicher auch wichtig, weil es ein unheimlich schwieriger Boden ist: Hier keine Fehler zu machen, ist schon ein klarer Erfolg, und das ist ihm gelungen.“

Badde: „Egal, was er in Yad Vashem gemacht hätte – es wäre nie genug (gewesen). In Yad Vashem ist alles nie genug! Darum war es kein Fehler… Dass er jetzt aber zwei Klagemauern besucht hat, die Klagemauer in Jerusalem und die Klagemauer in Bethlehem, ist ein neues Meisterstück in der Geschichte der Päpste!“

(rv 14.05.2009 sk)








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