Papst singt und betet mit Religionsführern um Frieden
Es ist eine schlichte
und schöne Geste: Papst Benedikt hat zum Abschluss seines Treffens mit Religionsführern
in Nazareth gemeinsam mit ihnen ein Friedenslied gesungen. Als ein Rabbiner nach dem
offiziellen Teil der Begegnung am Redepult ein Friedenslied anstimmte, erhob sich
Benedikt von seinem Sitz auf der Mitte des Podiums, fasst die Umstehenden – einen
Rabbi und einen Moslem - bei den Händen und sang mit ihnen: „Salam, Shalom, Lord grant
us peace“. Einige Passagen des musikalischen Gebetes waren in Latein gehalten. Der
nüchterne Konferenzsaal der Verkündigungskirche verwandelte sich in einen Andachtsraum
der Zuversicht und des Einvernehmens zwischen den Gläubigen unterschiedlicher Religionen.
Es war ein Moment, wie ihn kein Protokoll vorsehen kann. Ein Zeichen gerade in Nazareth,
wo wegen einer geplanten Großmoschee just bei der Verkündigungskirche seit Jahren
ein Streit zwischen Christen und Moslems tobt. In seiner Ansprache an die Religionsführer
Galiläas bat der Papst darum, für ungehinderten Zugang zu den jeweiligen Gebetsstätten
zu sorgen. Sie sollten eine „friedvolle Umgebung für Betrachtung und Gebet hier und
überall in Galiläa gewährleisten“, sagte der Papst am Donnerstag vor jüdischen, christlichen,
muslimischen und drusischen Gläubigen in Nazareth. Gleichzeitig erneuerte Benedikt
seinen mahnenden Appell an die verschiedenen Religionen, gemeinsam die Kultur des
Friedens in Nahost zu fördern. Das Kirchenoberhaupt aus Rom traf die Religionsführer
aus ganz Galiläa an der Verkündigungskirche in Nazareth. Hier verkündigte - der Überlieferung
nach - der Engel der Jungfrau Maria die Empfängnis eines Sohnes durch den Heiligen
Geist. Wie bereits mehrmals bei seiner Heilig-Land-Reise erinnerte Papst Benedikt
daran, dass die Gläubigen der verschiedenen Religionen gemeinsam Verantwortung für
den Frieden tragen.
„In der Mitte aller religiösen Traditionen steht die
Überzeugung, dass der Frieden selbst ein Geschenk Gottes ist, auch wenn er nicht ohne
menschliche Anstrengung erlangt werden kann. Dauerhafter Frieden entspringt der Erkenntnis,
dass die Welt letztlich nicht uns selbst gehört, sondern vielmehr den Hintergrund
bildet, vor dem wir eingeladen sind, an Gottes Liebe teilzuhaben und unter seiner
Führung bei der Lenkung der Welt und der Geschichte mitzuarbeiten.“
Gott
selbst lässt hier gewissermaßen seine „Regieanweisungen“ erkennen. Papst Benedikt:
„Wir können nicht mit der Welt tun, was immer uns gefällt; wir sind vielmehr
aufgerufen, unsere Pläne den leisen, doch nichtsdestoweniger wahrnehmbaren Gesetzen,
die vom Schöpfer dem Universum eingeschrieben worden sind, anzupassen und unsere Handlungen
nach der göttlichen Güte zu gestalten, die den Bereich der Schöpfung durchdringt.“
Galiläa
sei für seine religiöse und ethnische Vielfalt bekannt, so der Papst. Er würdigte
das „mächtige Potential“ der hier vertretenen Religionen, um eine „Kultur des Friedens“
zu fördern. Besonders sei hier bei den nachwachsenden Generationen anzusetzen, riet
Benedikt: „Wenn wir die Herzen der jungen Menschen formen, formen
wir die Zukunft der Menschheit selbst. Christen verbinden sich bereitwillig mit Juden,
Muslimen, Drusen und Menschen anderer Religionen im Wunsch, Kinder vor Fanatismus
und Gewalt zu schützen, wenn sie sie zu Gestaltern einer besseren Welt erziehen.“
Religiöse
Spannungen in Galiläa seien abzubauen. Daran wolle sich auch die katholische Kirche
unermüdlich beteiligen, schloss der Papst seine Rede. Unter den Anwesenden am
Verkündigungsheiligtum waren auch einige Mitglieder der Drusengemeinschaft. Diese
ist von der ismailitischen Tradition geprägt und folgt dem Koran, ist allerdings als
eigenständige Religion zu betrachten und nicht als eine Richtung des Islam.