2009-05-14 18:14:58

Papst singt und betet mit Religionsführern um Frieden


RealAudioMP3 Es ist eine schlichte und schöne Geste: Papst Benedikt hat zum Abschluss seines Treffens mit Religionsführern in Nazareth gemeinsam mit ihnen ein Friedenslied gesungen. Als ein Rabbiner nach dem offiziellen Teil der Begegnung am Redepult ein Friedenslied anstimmte, erhob sich Benedikt von seinem Sitz auf der Mitte des Podiums, fasst die Umstehenden – einen Rabbi und einen Moslem - bei den Händen und sang mit ihnen: „Salam, Shalom, Lord grant us peace“. Einige Passagen des musikalischen Gebetes waren in Latein gehalten. Der nüchterne Konferenzsaal der Verkündigungskirche verwandelte sich in einen Andachtsraum der Zuversicht und des Einvernehmens zwischen den Gläubigen unterschiedlicher Religionen. Es war ein Moment, wie ihn kein Protokoll vorsehen kann. Ein Zeichen gerade in Nazareth, wo wegen einer geplanten Großmoschee just bei der Verkündigungskirche seit Jahren ein Streit zwischen Christen und Moslems tobt.
In seiner Ansprache an die Religionsführer Galiläas bat der Papst darum, für ungehinderten Zugang zu den jeweiligen Gebetsstätten zu sorgen. Sie sollten eine „friedvolle Umgebung für Betrachtung und Gebet hier und überall in Galiläa gewährleisten“, sagte der Papst am Donnerstag vor jüdischen, christlichen, muslimischen und drusischen Gläubigen in Nazareth. Gleichzeitig erneuerte Benedikt seinen mahnenden Appell an die verschiedenen Religionen, gemeinsam die Kultur des Friedens in Nahost zu fördern.
Das Kirchenoberhaupt aus Rom traf die Religionsführer aus ganz Galiläa an der Verkündigungskirche in Nazareth. Hier verkündigte - der Überlieferung nach - der Engel der Jungfrau Maria die Empfängnis eines Sohnes durch den Heiligen Geist. Wie bereits mehrmals bei seiner Heilig-Land-Reise erinnerte Papst Benedikt daran, dass die Gläubigen der verschiedenen Religionen gemeinsam Verantwortung für den Frieden tragen.

„In der Mitte aller religiösen Traditionen steht die Überzeugung, dass der Frieden selbst ein Geschenk Gottes ist, auch wenn er nicht ohne menschliche Anstrengung erlangt werden kann. Dauerhafter Frieden entspringt der Erkenntnis, dass die Welt letztlich nicht uns selbst gehört, sondern vielmehr den Hintergrund bildet, vor dem wir eingeladen sind, an Gottes Liebe teilzuhaben und unter seiner Führung bei der Lenkung der Welt und der Geschichte mitzuarbeiten.“

Gott selbst lässt hier gewissermaßen seine „Regieanweisungen“ erkennen. Papst Benedikt:

„Wir können nicht mit der Welt tun, was immer uns gefällt; wir sind vielmehr aufgerufen, unsere Pläne den leisen, doch nichtsdestoweniger wahrnehmbaren Gesetzen, die vom Schöpfer dem Universum eingeschrieben worden sind, anzupassen und unsere Handlungen nach der göttlichen Güte zu gestalten, die den Bereich der Schöpfung durchdringt.“

Galiläa sei für seine religiöse und ethnische Vielfalt bekannt, so der Papst. Er würdigte das „mächtige Potential“ der hier vertretenen Religionen, um eine „Kultur des Friedens“ zu fördern. Besonders sei hier bei den nachwachsenden Generationen anzusetzen, riet Benedikt:
 
„Wenn wir die Herzen der jungen Menschen formen, formen wir die Zukunft der Menschheit selbst. Christen verbinden sich bereitwillig mit Juden, Muslimen, Drusen und Menschen anderer Religionen im Wunsch, Kinder vor Fanatismus und Gewalt zu schützen, wenn sie sie zu Gestaltern einer besseren Welt erziehen.“

Religiöse Spannungen in Galiläa seien abzubauen. Daran wolle sich auch die katholische Kirche unermüdlich beteiligen, schloss der Papst seine Rede.
Unter den Anwesenden am Verkündigungsheiligtum waren auch einige Mitglieder der Drusengemeinschaft. Diese ist von der ismailitischen Tradition geprägt und folgt dem Koran, ist allerdings als eigenständige Religion zu betrachten und nicht als eine Richtung des Islam.

(rv 14.05.2009 vp)







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