Papst: „Bleibt hier und baut Brücken des Dialogs!“
Christen in Nahost
sollten sich für eine „Kultur des Friedens“ engagieren. Dazu hat Benedikt XVI. aufgerufen.
Gleichzeitig lud er die Christen dazu ein, im Land zu bleiben und nicht auszuwandern.
Mit rund 10.000 Menschen feierte der Papst an diesem Mittwochmorgen eine Messe vor
der Geburtsbasilika in Bethlehem. Auch der muslimische Palästinenserpräsident Mahmud
Abbas und der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, nahmen daran teil.
„Seid eine Brücke des Dialogs!“ – so der Appell Benedikt XVI. an die
Christen im Heiligen Land. Durch konstruktive Zusammenarbeit sollten sie beim Aufbau
einer Kultur des Friedens mitwirken. Das sei der einzige Weg aus der „gegenwärtigen
festgefahrenen Lage von Furcht und Angst“, so der Papst in einer Predigt auf dem Krippenplatz
in der Mitte Bethlehems.
Zur Papstmesse waren weit mehr Menschen gekommen als
von den Veranstaltern vorgesehen – rund 10.000. Dicht gedrängt standen sie in der
Morgensonne auf der Manger Square, dem Platz vor der Geburtskirche. Viele verfolgten
den Gottesdienst von den angrenzenden Straßen aus. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen
hatten viele von ihnen die Checkpoints an der Grenze von Israel in die Palästinensergebiete
bereits am Vorabend oder in der Nacht zum Mittwoch passiert. In der Menge leuchteten
Baseball-Kappen in den Vatikanfarben Weiß und Gelb. Neben palästinensischen Flaggen
flatterten auch polnische, kroatische, spanische und sogar philippinische Fahnen im
Wind. Auf der Altarbühne schützte ein Baldachin mit dem Stern von Betlehem den Papst
vor der heißen Sonne.
Bethlehem, der Geburtsort Jesu, sei für viele Menschen
verbunden mit der „Frohbotschaft von Wiedergeburt, Erneuerung, Licht und Freiheit“,
betonte der Papst. „Und doch scheint die großartige Verheißung hier, mitten unter
uns, so fern von ihrer Verwirklichung zu sein!“
Christen seien daher aufgerufen,
trotz aller Widrigkeiten im Heiligen Land zu bleiben. Ihre Ortskirchen sollten Werkstätten
des Dialogs, der Toleranz, der Solidarität und tatkräftigen Liebe sein, so Benedikt
weiter. Dafür sei eine Denkweise erforderlich, die auf Gerechtigkeit ausgerichtet
sei sowie auf den Respekt vor den Pflichten und Rechten aller Menschen in Nahost:
„Eure
Heimat braucht nicht nur neue wirtschaftliche und politische Strukturen, sondern –
und das ist das Wichtigste – sozusagen eine neue ‚spirituelle‘ Infrastruktur, die
in der Lage ist, die Energien aller Menschen guten Willens im Dienst der Erziehung,
der Entwicklung und der Förderung des Gemeinwohls zu beleben. Ihr habt die menschlichen
Ressourcen, um jene Kultur des Friedens und der gegenseitigen Achtung zu bauen, die
eine bessere Zukunft für eure Kinder gewährleisten kann. Das ist die edle Aufgabe,
die vor euch liegt. Fürchtet euch nicht!“
Christus habe ein Reich gebracht,
dass die Welt verändern könne, so der Papst weiter, weil es die Macht habe „die Herzen
zu verwandeln“ und „jede Mauer der Trennung einzureißen“ - Worte der Hoffnung, vor
allem für die anwesenden Pilger aus dem kriegserschütterten Gazastreifen. An sie richtete
der Papst einen speziellen Gruß: „Ich bitte euch, eure Familien und Gemeinden
meiner innigen Verbundenheit zu versichern, meiner tiefen Trauer über die erlittenen
Verluste und meines Gebetsbeistands für das große Werk des Wiederaufbaus, das nun
vor euch liegt.“ (rv 13.05.2009 ad)